Oberammergau und seine traditionsreichen Passionsspiele Oberammergau und seine traditionsreichen Passionsspiele 

D: Oberammergau rüstet sich für die 42. Passionsspiele

Im oberbayerischen Oberammergau laufen derzeit die Vorbereitungen für die 42. Passionsspiele auf Hochtouren. Am 14. Mai soll mit zweijähriger coronabedingter Verspätung die Premiere stattfinden.

Spielleiter Christian Stückl erinnerte bei der Hauptpressekonferenz am Mittwoch daran, dass es eine zweijährige Verschiebung der sonst alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspiele schon einmal vor 100 Jahren gegeben habe. Damals hätten diese wegen der Spanischen Grippe erst 1922 stattgefunden. Erfreut zeigte sich der Regisseur, dass trotz der im März 2020 verhängten Zwangspause von den 42 Hauptdarstellern 39 geblieben seien. In diesem Jahr sei „nichts wie vorher", so Stückl. „Wir wissen heute nicht wirklich, wie viele Menschen uns in diesem Jahr besuchen, wir wissen nicht, ob sich der schreckliche Krieg in der Ukraine ausweiten wird, wir wissen nicht, was Corona macht, ob es eine weitere Welle geben wird, aber wir haben unendliche Lust unser Passionsspiel auf die Bühne zu bringen und sind hochmotiviert.“

Stückl kündigte an, dass er dieses Mal nicht nur die Leidensgeschichte Jesu zeigen wolle, sondern vor allem dessen Lebensgeschichte. So habe er sich um Menschen am Rande der Gesellschaft gekümmert, um Prostituierte, Arme und Flüchtlinge. Damit passe Jesus „relativ gut in unsere Zeit". Auf die Frage, wie gläubig er selbst sei, sagte Stückl, dass er Mitglied der katholischen Kirche sei, aber mit dieser seine Schwierigkeiten habe. Doch jedes Mal, wenn er nach Indien zu Freunden reise, merke er, wie katholisch er sei. Insgesamt gelte für ihn: „Ich bin ein Zweifelnder."

Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele von Oberammergau
Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele von Oberammergau

Stückl führt zum vierten Mal Regie. Die Spiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte.

Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen. Über 2.100 einheimische Laiendarsteller, Sänger und Musiker werden dieses Mal mitwirken und damit fast die Hälfte der Dorfbewohner. Bis 2. Oktober soll es 103 Vorstellungen geben. Karten seien nach wie vor zu haben, hieß es. Die Auslastung liege bei 75 Prozent.

(kna – gs)

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04. Mai 2022, 16:50