Rob Wijnberg, Ruinen der Wahrheit Rob Wijnberg, Ruinen der Wahrheit 

Unser Buchtipp: Ruinen der Wahrheit

Rob Wijnberg, niederländischer Journalist und Gründer der Plattform De Correspondent, legt mit „Ruinen der Wahrheit“ ein hochaktuelles Werk vor, das sich der Frage widmet, was Wahrheit in unserer Zeit noch bedeutet – und warum sie so umkämpft ist.

Das Buch entfaltet eine „kurze Geschichte unserer Zeit“, indem es die wechselnden Bedeutungen von Wahrheit durch die Jahrhunderte nachzeichnet: als göttliche Offenbarung, als Fortschrittsversprechen, als Befreiungskraft oder als kollektive Übereinkunft. Dabei macht Wijnberg deutlich, dass Wahrheit immer auch ein gesellschaftliches Konstrukt ist, das bestimmt, wie wir die Welt sehen und welche Zukunft wir uns vorstellen können.

Besonders eindrücklich ist seine Analyse des „großen Paradoxons unserer Zeit“: Noch nie war die Menschheit so wohlhabend, gesund und gut informiert – und zugleich stehen wir vor ökologischen, sozialen und politischen Krisen ungekannten Ausmaßes. Fossile Brennstoffe haben uns Reichtum beschert, doch sie sind zugleich zur Quelle des Klimawandels, massiver Ungleichheit und globaler Zerstörung geworden.

Wer politische Debatten oder Diskussionen in den sozialen Medien verfolgt, kann sich kaum des Eindrucks erwehren, dass die Wahrheit ihre Kraft und Glaubwürdigkeit verloren hat. Das Ergebnis? Eine Gesellschaft, in der Solidarität immer mehr verlorengeht und das Vertrauen in Politik und Medien schwindet. In seinem Essay erzählt der niederländische Philosoph Rob Wijnberg prägnant die atemberaubende Geschichte, die zur gegenwärtigen Krise der Wahrheit geführt hat – und zeigt uns, was wir tun müssen, damit die Wahrheit wieder eine gemeinsame und verbindende Macht werden kann.

Fehlen einer progressiven Erzählung

Wijnberg kritisiert zudem das Fehlen einer progressiven Erzählung. Während Liberalismus und Sozialdemokratie ihre visionäre Kraft eingebüßt haben, füllen nostalgische Nationalisten das Vakuum mit einfachen Rückwärtsversprechen. Wahrheit wird dabei zunehmend zum Kampfbegriff: Wissenschaft, Justiz und Medien geraten unter Druck, Verschwörungstheorien und Fake News gewinnen an Einfluss.

„Ruinen der Wahrheit“ ist kein pessimistisches Buch, sondern ein Weckruf. Wijnberg plädiert dafür, Wahrheit wieder als geteilte Grundlage zu begreifen, die Orientierung gibt und gesellschaftliche Verbundenheit schafft. Nur wenn wir neue, gemeinsame Vorstellungen von Fortschritt entwickeln, können wir den großen Herausforderungen unserer Zeit begegnen.

Mit klarer Sprache, eindringlichen Bildern und zahlreichen Beispielen aus Politik, Medien und Geschichte gelingt es Wijnberg, ein komplexes Thema zugänglich zu machen. Das Buch ist nicht nur eine Diagnose, sondern auch ein Impuls: für Journalismus, Politik und jede und jeden, der verstehen will, warum Wahrheit heute so umkämpft ist – und warum es sich lohnt, für sie einzustehen.

Zum Mitschreiben

Rob Wijnberg: Ruinen der Wahrheit. Eine kurze Geschichte unserer Zeit. Erschienen im C. H. Beck-Verlag 2025. ISBN: 978-3-406-83105-8.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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15. September 2025, 14:50