Beate Gilles, Generalsekretärin der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) Beate Gilles, Generalsekretärin der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) 

DBK-Generalsekretärin Gilles: „Wir brauchen heute Ermutigung“

Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Beate Gilles, war mit Pressesprecher Matthias Kopp in den vergangenen Tagen in Rom. Etwa zur Einführung des neuen Rektors am Campo Santo Teutonico. Auch bei uns in der Redaktion schaute Gilles vorbei - und gab Einblicke in die aktuelle Lage der Kirche in Deutschland. Im Interview mit Vatican News/Radio Vatikan äußerte sie auch einen persönlichen Wunsch für Papst Leo XIV., der am Sonntag seinen 70. Geburtstag feierte.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Ich wünsche ihm einfach, dass er sein Vertrauen in seine Kirche behält“, sagte Gilles. Der neue Papst solle, so ihre Hoffnung, „genug Erfahrungen machen, die ihn noch stärken – und dass er aus seiner Rolle heraus das Volk Gottes ermutigt, in die Zukunft zu gehen, neue Wege zu wagen und Dinge auszuprobieren“. Wichtig sei, dass Leo XIV. eine „ermutigende Botschaft verbreitet, anstatt in der Sorge zu leben, etwas zu verlieren“.

Studientag zur Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung

Ein weiteres zentrales Anliegen, das Gilles im Gespräch mit den vatikanischen Medien teilt, ist die bevorstehende Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda, die am Montag beginnt. Dort soll ein Studientag zur Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung im Mittelpunkt stehen. Die Bischöfe wollen diskutieren, wie sich die Ergebnisse dieser gesamtgesellschaftlichen Studie auf die Arbeit der Kirche übertragen lassen – gerade angesichts sinkender Mitgliederzahlen und finanzieller Ressourcen. „Es geht darum, nicht nur die Schrumpfungsprozesse zu sehen, sondern darin auch Chancen zu erkennen: Wie können wir heute missionarische Kirche sein und mit weniger Mitteln trotzdem wirksam Zeugnis geben?“, betonte Gilles.

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Campo Santo Teutonico als Ort der Zukunft

Gilles betonte zudem die Bedeutung einer traditionsreichen Institution wie des Campo Santo Teutonico im Vatikan für die Kirche in Deutschland. Mit Blick auf den neuen Rektor, Prälat Peter Klasvogt, sprach sie von einem „Tag der großen Freude“. Der Campo Santo sei nicht nur ein Ort der Tradition, sondern zugleich ein Ort der Wissenschaft, des Priesternachwuchses und des Dialogs: „Er hat irrsinniges Potenzial. Aber es funktioniert nicht einfach von selbst – man muss es gestalten.“ Klasvogt bringe, so Gilles, die besten Voraussetzungen mit, diesen Ort in die Zukunft zu führen.

Rektor Peter Klasvogt
Rektor Peter Klasvogt

Weltkirche statt Eurozentrismus

Die Generalsekretärin nahm auch Stellung zur sinkenden Präsenz deutscher Kirchenvertreter in der römischen Kurie. „Es ist ein ganz normaler Prozess, dass die Kirche weniger eurozentristisch wird. Das ist zunächst einmal gut, weil wir schon lange davon reden, dass wir eine Weltkirche sind.“ Gleichzeitig sei wichtig, dass deutsche Diözesen weiterhin Verantwortung über die eigenen Grenzen hinaus übernehmen: „Die Personaldecke wird überall dünner. Aber wir dürfen den Blick für die Weltkirche nicht verlieren.“

„Die Personaldecke wird überall dünner. Aber wir dürfen den Blick für die Weltkirche nicht verlieren.“

Synodaler Weg und Weltsynode

Zum viel diskutierten Synodalen Weg in Deutschland erklärte Gilles, dass dieser Prozess inzwischen in einer „Zwischenphase“ sei. Der Synodale Ausschuss bereite die nächsten Schritte vor. Kritische Stimmen aus dem Ausland nehme man ernst, betonte sie, räumte jedoch ein, dass Missverständnisse entstanden seien: „Der Synodale Weg in Deutschland war eine Antwort auf Missbrauch und systemische Faktoren, die Weltsynode hingegen eine Frage der Haltung: Wie können wir aus der Synodalität heraus Kirche gestalten? Beides passt nicht eins zu eins zusammen – es sind wie zwei Brennpunkte einer Ellipse.“

„Der Synodale Weg in Deutschland war eine Antwort auf Missbrauch und systemische Faktoren, die Weltsynode hingegen eine Frage der Haltung: Wie können wir aus der Synodalität heraus Kirche gestalten? Beides passt nicht eins zu eins zusammen – es sind wie zwei Brennpunkte einer Ellipse“

Kirche als politische Stimme

Gilles erinnerte daran, dass die Deutsche Bischofskonferenz im Frühjahr 2024 mit dem Papier „Völkischer Nationalismus und Christentum sind nicht vereinbar“ ein starkes Signal gesetzt habe: „Das hat viele überrascht, weil die Bischöfe sich so klar positioniert haben. Aber es hat Menschen sprachfähig gemacht, wo die Grenzen verlaufen.“

Caritas in Deutschland
Caritas in Deutschland

Ressourcen, Flüchtlingshilfe und Prioritäten

Die Generalsekretärin sprach offen über die finanziellen Herausforderungen der Kirche in Deutschland: „Die Mittel sinken. Wir müssen neu justieren, wofür sie eingesetzt werden.“ Zugleich sei das Engagement in der Weltkirche weiterhin ein zentrales Anliegen. Besonders hob Gilles die Flüchtlingsarbeit hervor, die seit zehn Jahren vom Hamburger Erzbischof Stefan Heße koordiniert wird: „Wir haben ein sehr intensives Netzwerk aufgebaut, das im guten Austausch mit anderen Partnern diese Arbeit trägt.“

Ein Papst, der ermutigt

Im Rückblick auf die ersten Monate des neuen Pontifikats zeigte sich Gilles positiv überrascht: „Die Anteilnahme in der Bevölkerung an der Wahl von Papst Leo XIV. war enorm. Gerade die Art und Weise, wie er an die Öffentlichkeit trat, hat eine sehr positive Resonanz ausgelöst.“

Ihre Erwartung an den Papst ist klar: „Wir brauchen heute die Ermutigung, neue Wege zu gehen. Und wir brauchen die Zusage, dass Kirche nicht aus Angst vor Verlust gestaltet wird, sondern aus Vertrauen und Hoffnung.“

(vatican news)

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16. September 2025, 12:44