Mose erhöhte die Schlange in der Wüste Mose erhöhte die Schlange in der Wüste 

Unser Sonntag: „Österlich neu geframed“

In Analogie zum Aufschauen auf die kupferne Schlange, die Mose (vgl. Num 21,8) in der Wüste aufstellt, werden all diejenigen das Heil in Christus schauen, die an ihn glauben, meint Miriam Pawlak. Wenn ich auf den erhöhten Gekreuzigten schaue, dann muss ich aufblicken.

Miriam Pawlak - Köln 

 24. So im Jk – Kreuzerhöhung (Fest): Joh 3,13-17

(folgend die Betrachtung in Stichworten zusammengefasst) 


Eine wunderbare Gesprächssituation – ziemlich am Anfang des Johannesevangeliums – der Beginn einer Reihe von Einzelgesprächen, die Jesus mit unterschiedlichen Menschen führt – aus den meisten Begegnungen entstehen Glaubenszeuginnen und –zeugen;

Hier zum Nachhören

Bei Nikodemus, der Jesus bewusst im Dunkeln aufsucht, um zu erfahren, wer Jesus eigentlich ist – was er meint, wenn er vom Reich Gottes spricht und wie es sein kann, dass er Zeichen tut, die von Gott kommen müssen – weil schließlich er von Gott gesandt ist.
Nacht ist einerseits konnotiert mit Vorsicht, mit Verborgenem und der Angst, von anderen gesehen zu werden; aber die Nacht steht auch für das Studium der Tora, das bei Tag und Nacht unermüdlich geschehen soll: Als angesehener Pharisäer der im Verborgenen und damit auch in gewisser Ratlosigkeit Jesus aufsucht, sucht gezielt nach Antworten, weil er etwas von Jesu Zeichen mitbekommen hat. Es ist ein ernsthaftes Interesse, das er als Pharisäer (Oberschicht, Gelehrter) an Jesus hat. Der Dialog, der vorangestellt war, bekundet dies; er steht als Einzelfigur gleichsam für eine Gruppe 

Das Himmlische im Vordergrund

Der Ausschnitt hier markiert einen wichtigen Aspekt – ging es zuvor ums Irdische, ist hier das „Himmlische“ im Vordergrund – etwas, dass dem Menschen unerreichbar geblieben wäre, wenn nicht „der Menschensohn“ die Brücke vom Irdischen zum Himmlischen geschlagen hätte;
Weil in Jesu Wort das Zeugnis Gottes selber zu Wort kommt, ist er selber als Gottes Offenbarung zu verstehen – er allein.

In Analogie zum Aufschauen auf die kupferne Schlange, die Mose (vgl. Num 21,8) in der Wüste aufstellt, werden all diejenigen das Heil in Christus schauen, die an ihn glauben; darin besteht die Glaubenskraft – an die übernatürliche Größe und Macht Gottes zu glauben, die wirksam wird in der Rettung; die Erhöhung ist der Aufstieg – das wird sogar topologisch-visuell durch die Blickrichtung – also wenn ich auf den erhöhten Gekreuzigten schaue, dann muss ich aufblicken – nach oben – und so kommt von oben das Gute.

„der Zeitpunkt der Rettungstat beginnt schon mit dem Sterben am Kreuz – nicht erst mit der Auferweckung am dritten Tag“

Erhöhung ist ein sehr alter Topos, der österlich neu geframed wird: - Er begegnet im vorpaulinischen Hymnus im Philipperbrief (2,9) und auch in der Petrusrede in Apg 2,33; 5,31); der Zeitpunkt der Rettungstat beginnt schon mit dem Sterben am Kreuz – nicht erst mit der Auferweckung am dritten Tag; die Herrschaft Gottes, die durch die Erhöhung Jesu Christi am Kreuz, vor Augen geführt wird, ist keine Überhöhung, kein von OBEN herabblicken, sondern eine Verherrlichung in der Erniedrigung durch das Kreuz. (Etwa so wie wir es auch in der Fastenzeit und Karfreitagsliturgie durchscheinen lassen und auch formulieren: „Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst“;

Die Erlösung am Kreuz wendet das Skandalon

Erlösung am Kreuz wendet das Skandalon (den Skandal), die Torheit (Paulus) zur Herrlichkeit Gottes; keine Glorifizierung des Todes, sondern eine Brücke des Glaubens, die durch den Glauben erkannt werden kann und die der johanneischen Gemeinde exemplarisch mit Nikodemus vor Augen geführt wird.

Gott im erhöhten Gekreuzigten


    Dem Evangelisten des vierten Evangeliums geht es also darum, Gott im erhöhten Gekreuzigten zu sehen und ihn darin als den Retter zu erkennen     – eine Sicht, die aus der Perspektive des Glaubens an die Liebe Gottes, die durch den Tod hindurch zum Leben führt, möglich ist.
    Auffallend ist Wechsel in der Terminologie: in V. 14 – Menschensohn, ab V. 16 Sohn;
    Die Gabe Gottes, sein Geschenk an die Welt – ist sein (einziger) Sohn – alles, was er „hat“, hat er gegeben – Ausdruck der Liebe Gottes;
        diese seine Liebe ist universal – „Welt“
    Der Satz ist besonders, weil die Liebe Gottes zur Welt im Kreuzesgeschehen, also in ganzer Dramatik zur Entfaltung kommt.
    Die Sendung des Sohnes ist eindeutig bestimmt: zur Rettung – Ziel und Funktion

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.


Die Vorstellung Gottes als Richter geht christlich gesprochen über die Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist sein Name, den die Welt kaum versteht. Aber es steht ihr mit und durch und in Jesus Christus offen, dieses Heil eines Tages zu erblicken, zu erfahren und zu erkennen – am Tag der Erlösung.

(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

13. September 2025, 10:27