D: Frieden schaffen, Judenhass bekämpfen
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer warnte vor zunehmendem Antisemitismus - auch im Bereich der Kultur. „Jüdinnen und Juden haben wieder Angst in Deutschland - und das ist unerträglich." Er sei besorgt über eine zunehmende Ausgrenzung jüdischer Kulturschaffender. Öffentliche Boykottaufrufe, Anfeindungen und Ausladungen - zuletzt gegenüber dem israelischen Dirigenten Lahav Shani oder jüdischen Künstlerinnen beim ESC - seien nicht hinnehmbar: „Es genügt nicht, Antisemitismus zu bedauern, die Vorfälle zu betrauern. Wir müssen handeln."
Klein: „Explosion antisemitischer Straftaten“
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte dem Bonner „General-Anzeiger", seit dem 7. Oktober 2023 habe es „geradezu eine Explosion antisemitischer Straftaten" gegeben. Die Lebensqualität jüdischer Menschen in Deutschland habe sich extrem verschlechtert: „Juden werden dadurch wieder unsichtbar im Land." Bedauerlich sei auch, dass viele Brücken abgebrochen und gemeinsame Projekte von Juden und Muslimen kaum noch möglich seien.
NRW-Minister Nathanael Liminski (CDU) rief in der „Kölnischen Rundschau" dazu auf, „sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, wer Urheber dieser Eskalation ist: die Hamas". Jüdische Gemeindevertreter sagten ihm mittlerweile, „dass sie nicht mehr sicher sind, ob sie ihren Enkeln, Nichten oder Neffen einen Aufenthalt in Deutschland noch empfehlen können. Das ist erschreckend."
Die Kirchen erinnerten an alle Opfer des Hamas-Terrors und des dadurch verursachten Gaza-Kriegs. „Der 7. Oktober markiert den Tag des schlimmsten Massakers an Jüdinnen und Juden seit der Schoah", heißt es in einer Erklärung der Evangelischen Kirche in Deutschland: „Wir beklagen das Leiden der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten und erinnern eindringlich daran, dass alle Konfliktparteien aufgerufen sind, die Grundsätze des humanitären Völkerrechts und internationale Vereinbarungen zu achten."
Katholische Bischöfe zum Jahrestag
Die katholischen Bischöfe forderten ein sofortiges Ende der Gewalt in Gaza, die Freilassung aller Geiseln, ungehinderte Hilfe für Millionen Hungernde und eine Zwei-Staaten-Lösung. Bei aller Kritik an Israel warnten sie zugleich vor jeder Form von Antisemitismus: „Zwischen berechtigter Kritik am Handeln der israelischen Regierung einerseits und der Feindseligkeit gegenüber Menschen jüdischen Glaubens andererseits liegt ein tiefgreifender Unterschied." Dass auch in Deutschland Feindschaft gegen Juden zunehme, sei „eine Schande für unser Land".
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki rief zu Menschlichkeit und Versöhnung auf: „Der Hass auf beiden Seiten scheint unendlich, und ein Ausweg aus der Spirale der Gewalt ist nicht in Sicht." Wenn bereits Kinder zum Hass gegen Israel und seine jüdischen Bewohner erzogen würden und gleichzeitig Israel „seine Politik unnachgiebiger, blinder Härte gegen die Palästinenser verfolgt, wie kann da Versöhnung beginnen?“, fragte er und ermutigte, allen Aufrufen zum Hass auch in Deutschland entgegenzutreten.
Herta Müller für Klassenfahrten zu KZ-Gedenkstätten
Auch die Schriftstellerin Herta Müller warnte vor einer neuen Welle von Antisemitismus: „Der Hass auf Juden zeigt sich überall in Europa - und Israel wird immer mehr isoliert, auch in Kultur, Sport und Wissenschaft", sagte die Literaturnobelpreisträgerin von 2009 der „Welt am Sonntag".
Schulen hätten die Aufgabe, „Kinder zu sensibilisieren, sie gegen Menschenhass zu erziehen", sagte sie. „Und Judenhass ist Menschenhass. Klassenfahrten zu einer KZ-Gedenkstätte sollten für jede Schule selbstverständlich sein."
(kna – pr)
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