D: Caritas International bereitet Hilfslieferungen für Gaza vor
Mario Galgano - Vatikanstadt/ Dieter Waldraff - Freiburg
„Der Waffenstillstand bedeutet, dass wir nun endlich die notleidenden Menschen in Gaza besser als bisher erreichen können“, sagt Müller. „Sie brauchen Lebensmittel, sie brauchen alles Mögliche, um überleben zu können. Und jetzt hoffen wir darauf, dass endlich alle Grenzübergänge auch geöffnet werden.“
Vorbereitete Hilfe, zerstörte Strukturen
Caritas International hatte sich auf diesen Moment lange vorbereitet. „Wir haben schon LKW mit Hilfsgütern gepackt“, so Müller. „Am wichtigsten ist jetzt, die Menschen schnell zu erreichen und die Helfenden vor Ort dabei zu unterstützen, ihre Arbeit zu machen.“
Doch die logistischen Herausforderungen sind enorm: „Lagerräume wurden zum Beispiel zerstört. Es gibt ja 80 Prozent Zerstörung im Gazastreifen.“
Zusammenarbeit und Koordination
Damit die Hilfe wirklich ankommt, braucht es mehr als nur Engagement – es braucht Abstimmung. „Was es jetzt am dringendsten braucht, ist Koordination“, betont Müller. „Viele Hilfsorganisationen werden jetzt hoffentlich in der Lage sein, vor Ort ihre Arbeit zu machen. Wichtig ist, dass alle Teile des Gazastreifens gleichmäßig versorgt werden, niemand vergessen wird und die Hilfen sich gegenseitig ergänzen.“
Die Helfenden vor Ort – „unser größter Schatz“
Eine besondere Stärke von Caritas International ist das Netzwerk mit den lokalen Helferinnen und Helfern. „Sie sind unsere wichtigste Ressource, unser größter Schatz“, sagt Müller mit Nachdruck. „Sie selbst haben unter schwierigsten Bedingungen ausgeharrt, wurden zum Teil selbst mehrfach vertrieben. Sie sind nach wie vor vor Ort, und wir werden sie jetzt schnell dazu befähigen, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.“
Diese Nähe zur Bevölkerung ist entscheidend: „Die Helfenden vor Ort sind es, die dafür sorgen, dass die Hilfe die Bedürftigsten auch wirklich erreicht. Denn sie sprechen die Sprache der Menschen und sie wissen, wer wirklich Hilfe braucht.“
Neutralität als Lebensversicherung
Gerade in einem Konflikt wie diesem sei es essenziell, als neutral wahrgenommen zu werden. „Neutralität ist in der humanitären Hilfe das wichtigste Gebot, auch Unparteilichkeit“, erklärt Müller. „Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir Menschen in Not helfen. Wir stellen uns auf keine der Seiten der Kriegsparteien. Das macht unsere Hilfe akzeptabel – und sicher.“
Auch für die Helfenden vor Ort sei das überlebenswichtig: „Man kann ihnen nicht unterstellen, dass sie auf einer Seite stehen – das schützt sie.“
Verantwortung und Hoffnung
Der Waffenstillstand sei für Müller „sicherlich ein Tag der Erlösung“. Doch Erleichterung allein reiche nicht: „Die Lage der Hungernden in Gaza hat sich ja noch nicht verändert. Ich habe selber sehr viele Katastrophensituationen erlebt, aber die Massivität menschlichen Leidens wie jetzt in Gaza ist einzigartig.“
Mit diesem Wissen spürt er eine besondere Verpflichtung: „Ich empfinde als Leiter von Caritas International jetzt auch die Verantwortung, dass wir wirklich das Möglichste tun, um den Menschen beistehen zu können.“
„Tausend kleine Schritte“
Angesichts der Zerstörung wirkt humanitäres Engagement fast unzureichend. Doch Müller widerspricht der Resignation: „Die Not in Gaza ist unermesslich groß – und dennoch braucht es tausend kleine Schritte, um dort helfen zu können. Die Erfahrung zeigt, dass wir als Hilfsorganisation doch sehr viel bewirken können. Wir werden nicht allen Menschen helfen können, aber wir können viele Tausende erreichen.“
Winter als zusätzliche Herausforderung
Mit Sorge blickt Müller auf die kommenden Wochen: „80 Prozent der Wohnbebauung in Gaza sind offensichtlich zerstört. Das bedeutet, dass viele Menschen angesichts des herannahenden Winters kein Dach über dem Kopf haben. Die Menschen müssen angesichts der kälter werdenden Temperaturen dringend Schutz finden – das ist jetzt eine große Herausforderung für die Hilfe.“
(erzdiözese freiburg)
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