Ein vom Krieg zerstörte Kirche in der Ukraine (Archiv) Ein vom Krieg zerstörte Kirche in der Ukraine (Archiv)  (ANSA)

D: Ökumenisches Friedensgespräch - Kein Ende des Ukrainekriegs in Sicht

Beim ökumenischen Friedensgespräch in Münster betonen Vertreter aus Kirche und Zivilgesellschaft die schwierige Lage im Ukrainekrieg. Trotz aller Vermittlungsversuche sehen sie derzeit keine Voraussetzungen für Frieden und Versöhnung.

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine wird unvermindert fortgesetzt. Trotz der unzähligen Friedensappelle und der Vermittlungsversuche verschiedener Länder steht kein Ende des Krieges in Aussicht. Für den Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz steht fest: Solange es keine Kraft gibt, die den russischen Aggressor bewegt, sich vom Kampffeld zurückzuziehen, haben Frieden und Versöhnung keinen Nährboden. Dem gingen zuvor Stabilität und Sicherheit voraus. „Wir müssen erst einmal sehen, dass die Kampfparteien auseinandergehen“, sagte er bei einem ökumenischen Friedensgespräch in Münster am Donnerstagabend.

Gefahr vor weiterer Gewalt

Der ukrainische Menschenrechtler Myroslav Marynovych erklärte, es gebe derzeit keine politischen Voraussetzungen, über Frieden und Versöhnung zu sprechen. Er äußerte seine Sorge über einen möglichen Trump-Putin-Pakt nach dem Vorbild des Molotow-Ribbentrop-Paktes, der 1939 die Aufteilung Polens vorsah. Er schätze, dass Putin die Zurückhaltung und Deeskalation Europas als Aufmunterung zu weiterer Gewalt interpretiere.

Die russische Menschenrechtlerin und Dissidentin Irina Scherbakowa sekundierte Marynovych, dass ein Waffenstillstand zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar sei. Die Aussöhnung Deutschlands mit Polen nach 1945 lasse sich nicht wie eine Schablone auf die aktuelle Situation legen. „Der Ukrainekrieg ist viel tragischer, denn in Russland und der Ukraine geht der Riss oft durch die Familien“, erklärte Scherbakowa.

„Ich rieche bereits das Ende des Regimes in Moskau, wir wissen nur nicht, wann das sein wird“

Trotz der scheinbaren Ausweglosigkeit zeigte sich der ukrainische Menschenrechtler Marynovych dennoch zuversichtlich: „Ich rieche bereits das Ende des Regimes in Moskau, wir wissen nur nicht, wann das sein wird.“ Allerdings verlange dies von vielen Seiten gewaltige Anstrengungen und Ausdauer.

Klare Position für Frieden

Die Kirche müsse eine stärkere Position in der Friedensarbeit einnehmen, betonte Moderator Jörg Lüer von der katholischen Kommission Justitia et Pax. Zu oft sei kirchliche Rede von Frieden und Versöhnung abstrakt, nett, harmlos und auch opferverhöhnend. Landesbischof Friedrich Kramer, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, teilte die politischen Einschätzungen. Dennoch müssten Christen einen weiteren Horizont aufmachen und Hoffnung auf Frieden, Wahrheit und Versöhnung wachhalten.

(kna – lyk)

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24. Oktober 2025, 11:45