Buchtipp: Gemmingens Heimatbuch über das christliche Schwaben

Bereits der Untertitel des Buches führt hinein in Gemmingens Tonfall: „In Schwabenland nennt man clevere Leute Käpsele“, erläutert der langjährige Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, der heute in München lebt. Sein Buch entstand aus einer doppelten Bewegung: Entdeckung und Erstaunen. „Ich habe selbst gestaunt, wie viele gescheite und engagierte und herausragende Menschen im Schwabenland gelebt haben und gewirkt haben“, sagte uns Gemmingen zu seiner Recherche.

Das nächste Buch ist schon in Arbeit: P. Eberhard von Gemmingen SJ an seinem Münchner Schreibtisch   (©Gudrun Sailer)

An großen Persönlichkeiten aus Schwaben finden sich im Buch eine ganze Menge in Kurzporträts vorgestellt: Theologen und geistliche Größen wie Kardinal Walter Kasper und Anselm Schott, traditionelle Heilige wie Wolfgang und Ulrich, moderne Künstler wie Sieger Köder, Widerständler wie die Geschwister Scholl oder der Jesuit Lothar König. Oder auch die Weizsäckers. Immer wieder betont Gemmingen, wie sehr ihn deren Herkunft überrascht habe: „Plötzlich stelle ich fest, meine Güte, das ist ja ein Schwab!“

Züge eines Reise- oder Pilgerführers

Gemmingen strukturiert das Buch geographisch. Das hat die dynamischen Züge eines Reiseführers, versteht sich aber auch als Weg durch eine Glaubenslandschaft. „Ich fange im Norden an und gehe dann langsam runter bis an den Bodensee und dann rüber ins Allgäu.“ Man findet sich eingeladen, aufs Fahrrad zu steigen, im Auto oder auf Schusters Rappen von Ort zu Ort unterwegs zu sein. Streckenweise ähnelt das Buch einem Pilgerführer.

Berühmte Klöster

So liegt denn auch ein weiterer Schwerpunkt auf Klöstern und ihren Leistungen für die Kulturgeschichte. Hirsau etwa, heute eine malerische Ruine, präsentiert Gemmingen als Beispiel einer kulturellen Revolution, die von diesen religiösen Zentren über Jahrhunderte ausgegangen ist: „Klöster haben in ganz Europa wesentlich Kultur geprägt, ganz wesentlich.“ Sie seien „kein Auszug in den Himmel, sondern ganz im Gegenteil eine Zuwendung zur Erde“. Lesen und Schreiben, Landwirtschaft, Waldpflege – Gemmingen zeigt, wie sehr die Klöster Grundlagen für das gesellschaftliche Leben legten.

Große Namen aus der Politik

Auch Politiker und christliche Vordenker haben ihren Auftritt im Buch. Albertus Magnus ist für Gemmingen „einer der größten Vordenker des Mittelalters, so um 1000 herum, der nicht bekannt ist“ – oder zumindest weniger bekannt, als er verdient hätte. Von heutigen Politikern aus Schwaben hebt er jene hervor, die die katholische Soziallehre ernst nehmen, Horst Köhler, Erwin Teufel, Wilfried Kretschmann etwa: „herausragend, sehr gute Politiker, christlich orientiert.“ Vertraut mit der katholischen Soziallehre. „Das heißt, es darf nicht nur ums Geldverdienen und Geldvermehren gehen, sondern es muss darum gehen, dass möglichst viele Menschen am sozialen Wohlstand teilhaben. Es geht um schöpferisches Tun und Handeln, schöpferisches Dasein, sodass die Kreativität zum Zug kommt. Und ich würde sagen, wir Schwaben sind kreativ.“ 

Gemmingens Anliegen mit dem Buch ist das originäre, das ihn als erfahrenen Medienmann auszeichnet: „viele Leute informieren über herausragende, interessante Persönlichkeiten. Die Welt ist nicht nur geprägt von Dummköpfen, sondern von Herausdenkern.“ Und viele von ihnen aus Schwaben.

„Heiligs Schwabeländle: Käpsele, Heilige und Klösterle“ von Pater Eberhard von Gemmingen SJ ist im fe-Medienverlag erschienen, durchgehend farbig bebildert und kostet 10 Euro.

(vatican news - gs)