Die Flüchtlingsbeauftrage für das Bistum Münster, Stefanie Tegeler, liest in der Jugendkirche die Namen von gestorbenen Flüchtlingen vor. (Foto: Michael Bönte, Caritasverband für die Diözese Münster) Die Flüchtlingsbeauftrage für das Bistum Münster, Stefanie Tegeler, liest in der Jugendkirche die Namen von gestorbenen Flüchtlingen vor. (Foto: Michael Bönte, Caritasverband für die Diözese Münster) 

Namen statt Zahlen: Gedenken an verstorbene Geflüchtete in Münster

In der Jugendkirche von Münster werden an diesem Samstagabend die Namen von 2.500 Menschen verlesen, die auf ihrer Flucht nach Europa ums Leben kamen. Ein leiser, aber kraftvoller Protest gegen das Vergessen und für die Würde jedes Einzelnen.

Rahaf, 7 Jahre – Nguyen Van Hung, 33 Jahre – Mohamed, ein Jahr.“ Wenn an diesem Samstagabend diese Namen durch die Jugendkirche in Münster hallen werden, wird dies in hartem Kontrast zum adventlichen Trubel der Innenstadt stehen. Während draußen die Weihnachtslichter leuchten, wird im Inneren der Kirche an jene erinnert, deren Lebensweg gewaltsam endete: Ertrunken, erfroren oder in Lastwagen erstickt.

2.500 Namen gegen die Anonymität

Über 66.000 Menschen sind in den vergangenen Jahrzehnten auf den Wegen nach Europa gestorben. Doch nur ein Bruchteil von ihnen ist namentlich bekannt. Rund 2.500 dieser Namen werden sieben Lektorinnen in einer gut dreistündigen Lesung nennen. Organisiert wird das „Gedenken an die Toten auf den Fluchtwegen nach Europa“ unter anderem von Stefanie Tegeler, der Flüchtlingsbeauftragten für das Bistum Münster.

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„Weil ein Name keine Zahl oder ein Fall ist, sondern eine Lebensgeschichte mit Beziehungen, Hoffnungen und Zielen“, wird Tegeler die Motivation hinter dem Projekt erläutern. Für sie ist klar: Jeder dieser Menschen hätte eigentlich einen eigenen Abend verdient, doch die schiere Masse der Schicksale lässt dies kaum zu.

Ein stiller Protest für die Menschlichkeit

Die Lesung, die Teil des Begleitprogramms zum Projekt der „Glasarche“ ist, versteht sich nicht als laute politische Abrechnung, sondern als ein Akt der Würde. Dennoch wird die Botschaft deutlich sein: Ein Wegsehen hat Folgen. Nach Ansicht der Veranstalter droht der Verlust der eigenen Menschlichkeit, wenn Schicksale an den Rändern politischer Debatten einfach verschwinden.

Das Mahnmal der Glasarche – ein Boot aus Glasscherben in einer überdimensionalen Hand – steht bereits in der Stadt und symbolisiert die Zerbrechlichkeit der Existenz. Die Namenslesung wird diese Zerbrechlichkeit am Samstagabend akustisch erfahrbar machen.

Ein Statement der Würde

Für die Beteiligten ist die Aktion ein notwendiges Statement. „Wir können diese Menschen nicht zurückbringen, aber wir können – und müssen – uns an sie erinnern“, wird Tegeler betonen. Der christliche Glaube an die unbedingte Würde jedes Einzelnen ist die Triebfeder für diesen Abend.

Wenn die Namen einzeln im Raum stehen werden, wird dies Gefühle der Traurigkeit und Machtlosigkeit auslösen. Und doch wird jeder dieser Augenblicke wertvoll sein, weil für diesen einen Moment ein Mensch und sein Schicksal nicht einfach vergessen wird.

(pm - bistum münster)

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20. Dezember 2025, 13:05