Papst kritisiert Ungleichheiten im Gesundheitsbereich
Anne Preckel – Vatikanstadt
Die Pandemiezeit lehre uns, „Krankheiten als globales und nicht nur als individuelles Phänomen zu betrachten“, so der Papst in der am Donnerstagnachmittag veröffentlichten Botschaft. Zugleich lade diese Zeit dazu ein, über andere Arten von „Pathologien“ nachzudenken, die die Menschheit und die Welt bedrohten:
„Individualismus und Gleichgültigkeit gegenüber anderen sind Formen des Egoismus, die in der Gesellschaft des Konsumwohlstands und des Wirtschaftsliberalismus leider noch verstärkt werden; die daraus resultierenden Ungleichheiten finden sich auch im Bereich der Gesundheit, wo einige in den Genuss der so genannten ,Exzellenz‘ kommen und viele andere Schwierigkeiten haben, Zugang zur Grundversorgung zu erhalten. Um diesen sozialen ,Virus‘ zu heilen, ist das Gegenmittel die Kultur der Geschwisterlichkeit, die auf dem Bewusstsein beruht, dass wir alle als Menschen gleich sind, alle gleich, Kinder des einen Vaters (vgl. Fratelli tutti, 272). Auf dieser Grundlage wird es möglich sein, wirksame Heilmittel für alle zu finden.“
Gebet für alle Kranken und Dank an „barmherzige Samariter“
Er bete in besonderer Weise für alle Kranken weltweit, so Papst Franziskus in seiner Videobotschaft, „vor allem für diejenigen, die am meisten allein sind und keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben“.
Der Papst dankte ausdrücklich allen Menschen, die sich jeden Tag um Kranke kümmern, sei es in der Familie oder als Freiwillige, im staatlichen Gesundheitswesen oder in Einrichtungen der Kirche. Er würdigte in diesem Kontext auch den weltweiten Einsatz von Ordensleuten in Entwicklungsländern und die Gründer und Gründerinnen von kirchlichen Gesundheitseinrichtungen in der ganzen Welt, die – wie der barmherzige Samariter – sich in den Dienst der Bedürftigen und Kranken stellten.
„Diese Berufung und Sendung zur ganzheitlichen menschlichen Fürsorge muss auch die Charismen im heutigen Gesundheitswesen erneuern, damit es nicht an Nähe zu den Leidenden mangelt“, appellierte der Papst. Und er erinnerte an die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes der Pflege und Heilung, bei dem „die Einzigartigkeit eines jeden Kranken mit seiner Würde und seinen Schwächen“ nie vergessen werden dürfe.
Ganzheitlichkeit und eine Kultur der Pflege
„Es ist der ganze Mensch, der Pflege braucht: der Körper, der Geist, die Gefühle, die Freiheit und der Wille, das geistige Leben.... Pflege kann nicht seziert werden, weil der Mensch nicht seziert werden kann. Wir könnten - paradoxerweise - den Körper retten und die Menschlichkeit verlieren. Die Heiligen, die sich um die Kranken kümmerten, folgten stets der Lehre des Meisters: Heile die Wunden des Körpers und der Seele; bete und handle gleichzeitig für körperliche und geistige Heilung.“
Eingespielt wurde die Päpstliche Videobotschaft zum Auftakt eines zweitägigen Webinars am Donnerstagnachmittag, das das vatikanische „Entwicklungsministerium“ durchführt. Anlass der Veranstaltung ist der 30. Welttag der Kranken am 11. Februar. Die Papstbotschaft zu dem weltweiten Aktionstag hatte der Vatikan bereits veröffentlicht, sie steht unter dem Titel „,Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!‘ (Lk 6,36). Steht denen bei, die auf einem Weg der Nächstenliebe leiden“.
(vatican news)
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