Die Generalaudienz an diesem Mittwoch Die Generalaudienz an diesem Mittwoch

Papst: „Ein Christ, der nicht unbequem ist, ist ein nutzloser Christ“

Bei der Generalaudienz am Mittwoch der zweiten Osterwoche hat Franziskus über eine Tugend nachgedacht, die „in Schwierigkeiten standhalten und im Erstreben des Guten durchhalten lässt“. „Die Tapferkeit bringt uns dazu, auf das Böse in der Welt zu reagieren und ,Nein' dazu zu sagen“, brachte der Papst die besondere Bedeutung dieser Kardinaltugend auf den Punkt.

Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt

„Während die erste Kardinaltugend – die Klugheit – in erster Linie mit der Vernunft des Menschen in Verbindung gebracht wurde und die Gerechtigkeit mit dem Willen, wird diese dritte Tugend, die Tapferkeit, von scholastischen Autoren oft mit dem assoziiert, was die Menschen des Altertums ,ungezügeltes Verlangen' nannten,“ gab das Kirchenoberhaupt zu bedenken.

„Das Denken der Antike konnte sich einen Menschen ohne Leidenschaften nicht vorstellen: Er wäre ein Stein. Und Leidenschaften sind ja auch nicht notwendigerweise das, was von einer Sünde übriggeblieben ist. Sie müssen aber ,erzogen' und gelenkt werden, sie müssen mit dem Wasser der Taufe oder dem Feuer des Heiligen Geistes gereinigt werden. Ein Christ ohne Mut, der seine Kraft nicht für das Gute einsetzt, für niemanden ,unbequem' ist, ist ein nutzloser Christ.“

Auch Jesus war leidenschaftlich 

Auch Jesus habe schließlich Leidenschaft gehabt, erklärte Franziskus mit Verweis auf die Evangeliumsberichte zur Trauer des Herrn über den Tod des Lazarus (Lk 12,49) oder die Tempelreinigung (Mt 21,12-13). 

Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Papst Franziskus bei der Generalaudienz


Die „kämpferischste“ aller Tugenden sei „in erster Linie ein Sieg über uns selbst“, so der Papst weiter. Sie helfe uns, lähmende Kräfte wie Angst und Schuld in unserem Inneren zu besiegen und die äußeren Mächte, die auf uns einwirkten, abzuwehren.

„Die meisten Ängste, die in uns aufsteigen, sind unrealistisch, werden nie wirklich Gestalt annehmen. Da ist es doch viel besser, den Heiligen Geist anzurufen und sich allem mit Geduld zu stellen: einem Problem nach dem anderen, so gut wir eben können, aber nicht allein! Der Herr ist bei uns, wenn wir auf ihn vertrauen und aufrichtig nach dem Guten streben. Dann können wir in jeder Situation auf die Vorsehung Gottes zählen, die uns schützt und wappnet“, so der Rat des Papstes.


Dem Bösen in der Welt die Stirn bieten

Gerade in einer von bequemer Gleichgültigkeit geprägten Zeit wie der heutigen sei eine Tugend wie die Tapferkeit besonders gefragt, spann Franziskus den Faden weiter. Sie nehme das Böse in der Welt nämlich nicht nur ernst, sondern biete ihm auch entschlossen die Stirn.

„Manche Menschen tun so, als gäbe es das Böse nicht, als sei alles in Ordnung; als sei der menschliche Wille nicht manchmal blind, als wären in der Geschichte keine dunklen, todbringenden Mächte am Werk. Dabei muss man doch nur in einem Geschichtsbuch blättern – ja, oft genügt leider auch schon die Zeitung –, um von den vielen schändlichen Taten zu lesen, deren Opfer und Protagonisten wir sind: Krieg, Gewalt, Sklaverei, Unterdrückung der Armen: Wunden, die nie verheilt sind und immer noch bluten. Die Tugend der Tapferkeit bringt uns dazu, auf all dies zu reagieren und Nein“ dazu zu sagen.“

Papst Franziskus
Papst Franziskus

 

Der Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit der Welt, die „alles verwässere“, hielt Franziskus das Vorbild Christi im Evangelium und das Zeugnis der Heiligen entgegen. 

„Es braucht jemanden, der uns aus dem weichen Nest herauswirft, das wir für uns eingerichtet haben, und uns dazu treibt, auch weiter Nein zu sagen zum Bösen und zu allem, was uns gleichgültig werden lässt. Nein zum Bösen und zur Gleichgültigkeit; Ja zu einem Weg, der uns vorwärts bringt - und dafür muss man kämpfen,“ so der abschließende Denkanstoß.

(vaticannews - skr)

 

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10. April 2024, 12:05