Papst: Unfehlbarkeit des Gottesvolkes findet Ausdruck im Papstamt
Glaubenssinn ist dem Papst zufolge ein „sechster Sinn“ einfacher Menschen für die Dinge Gottes. Dieses „Spüren“ sei „eine Bewegung des Geistes, eine Weisheit des Herzens, die Jesus vor allem in den ,Kleinen´ erkannt habe, also in „den Menschen mit demütigem Herzen“, so Leo. „Gelehrte Menschen hören meist nicht auf ihr Gespür, weil sie glauben, ohnehin schon alles zu wissen. Dabei ist es so schön, im Kopf und im Herzen noch Raum zu haben, damit Gott sich offenbaren kann. Wie viel Hoffnung entsteht, wenn neue Intuitionen im Volk Gottes aufkommen!“ In dieser Intuition liege die „Unfehlbarkeit des Gottesvolkes in Glaubensdingen, deren Ausdruck und Dienst die Unfehlbarkeit des Papstes ist“, erklärte Leo unter Verweis auf das Zweite Vatikanische Konzil.
Als Beispiel für den „Spürsinn“ des Gottesvolkes verwies der Papst an die Wahl des heiligen Ambrosius zum Bischof von Mailand im vierten Jahrhundert. Damals sei die Kirche Mailands gespalten gewesen. Der Gouverneur Ambrosius habe durch Vermittlung den Tumult besänftigt. Ein Kind habe dann ausgerufen: „Ambrosius Bischof!“ und das Volk habe den Ruf sofort aufgegriffen. Obwohl Ambrosius noch nicht einmal getauft, sondern erst Katechumene war, habe ihn die Gemeinde gewählt. „So bekam die Kirche einen ihrer größten Bischöfe, und einen Kirchenlehrer“, erklärte Leo.
Ambrosius habe sich zunächst verweigert und sei geflohen, doch schließlich den Ruf Gottes erkannt. „So wurde er Christ, indem er Bischof wurde“, betonte Leo XIV. Der Papst erklärte weiter: „Seht ihr, welch großes Geschenk die ‚Kleinen‘ der Kirche gemacht haben?“ Auch heute müsse jeder Christ seinen Glauben in der eigenen Berufung leben: „Bist du eine Mutter, ein Vater? Werde Christ als Mutter und Vater. Bist du ein Unternehmer, Arbeiter, Lehrer, ein Priester oder eine Ordensfrau? Werde Christ auf deinem Weg.“
Der Papst verwies auf die bleibende Wirkung des heiligen Ambrosius. Dieser habe neue Formen des Psalmengesangs, der Liturgie und der Predigt entwickelt. So sei auch Augustinus bekehrt und von Ambrosius getauft worden. „Intuition ist eine Form der Hoffnung, das dürfen wir nicht vergessen“, sagte Leo XIV.
Zum Abschluss betonte der Papst, Gott lasse die Kirche durch Intuition und das Gespür der „Kleinen“ voranschreiten. „Möge uns das Heilige Jahr helfen, im Sinne des Evangeliums ‚klein‘ zu werden, damit wir die Träume Gottes erkennen und ihnen dienen.“
Zur Generalaudienz waren 35.000 Pilger und Pilgerinnen gekommen. Viele von ihnen sind an diesem Wochenende zum Jubiläum für die Katechisten in Rom. Papst Leo feiert am Sonntagmorgen mit ihnen die Heilige Messe.
(vatican news – gs)
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