Leo eröffnet ökosoziales Mustergut „Borgo Laudato Si“ in Castel Gandolfo
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Leo sprach von einem „greifbaren Modell des Denkens, der Struktur und des Handelns“, das hier im Entstehen sei. Jeder Mensch sei dazu berufen, ja verpflichtet, für die Schöpfung Sorge zu tragen, und zwar auf verantwortungsvolle Art. Niemand dürfe vergessen, „dass wir Geschöpfe unter Geschöpfen sind, nicht Schöpfer.“
Goldene Septembersonne setzte das Grün in dem so weitläufigen wie gepflegten Anwesen mit seinem Altbaumbestand in Szene, das bisher als Park der Sommerresidenz der Päpste diente. „Borgo Laudato Si“ eröffnet nun ein neues Kapitel in der jahrhundertealten Geschichte dieses Ortes: nicht mehr der Papst nutzt das Gut, vielmehr stellt er es einer wechselnden Gemeinschaft von Lernenden und Lehrenden zur Verfügung.
Nachhaltigkeit zu leben, ist möglich
Das Zentrum versteht sich als Modell für ökologische Nachhaltigkeit und Spiritualität, das vom Vatikan in die Weltkirche ausstrahlen soll. Es ist inspiriert von der Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato Si’“ von Papst Franziskus, ein Ort des Lernens und Wachsens im großen Sinn. „Borgo Laudato Si“ untersteht direkt dem Papst.
„In einer Zeit, die von Umweltkrisen, Konflikten und Ungleichheiten geprägt ist, möchte das Borgo in seinem kleinen Rahmen zeigen, dass es möglich ist, eine andere Zukunft aufzubauen, die auf der Sorge um die Schöpfung und die gesamte Menschheitsfamilie basiert“, sagte bei der Feier Kardinal Fabio Baggio. Der Untersekretär des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen ist gemeinsam mit dem Verwaltungsdirektor, dem Chicagoer Priester Emanuel Dorantes, für das „Borgo Laudato Si“ verantwortlich.
Die Eröffnungsfeier umfasste eine Reihe von Begegnungen, einen Moment des Gebets, einen Wortgottesdienst und einen Empfang. Eingeladen waren Menschen aus Castel Gandolfo und Umgebung, aber auch internationale Interessengruppen, Wohltäter und kirchliche Würdenträger. Leo fuhr mit einem E-Mobil von Station zu Station, Pinien und Zypressen säumten die Wege in dem weitläufigen Park. Auch zwei aufgezäumte Pferde standen bereit; der Papst hat aus seiner Zeit als Missionar in Peru Erfahrung im Reiten. Leo besichtigte einen biodynamischen Weingarten, fütterte Koi-Fische in einem Teich und unterhielt sich im „Garten der Madonna“ unter anderem mit einer Ordensfrau, die einen Arm in der Schlinge trug.
Der Wortgottesdienst fand in einem zentralen Gebäude des Borgo statt, einem ringförmigen Lehr-Glashaus, dessen Fronten viel Licht ins Innere lassen. Das gesamte 55 Hektar große Anwesen, das bisher zu den Päpstlichen Villen gehörte, ist dem „Borgo Laudato Si“ angegliedert und damit Lehr- und Ausbildungsstätte.
Auf dem Grundstück befinden sich landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Wein und Oliven, Bereiche für Tiere – darunter Kühe, Hühner, Esel und Pferde – sowie neue Räume für Ausbildung, Gastronomie und biologischen Anbau. Die ersten Ausbildungskurse von Borgo Laudato si' haben bereits begonnen, unter den Lehrlingen sind schutzbedürftige Personen wie Flüchtlinge, Opfer von Gewalt, ehemalige Strafgefangenen und Arbeitslose.
Alle Aktivitäten des vatikanischen Musterguts sind durch Partnerschaften mit privaten Akteuren und Unternehmen zustande gekommen, um ihre wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu gewährleisten, informierte eine Pressemitteilung des Borgo vom Freitagabend. Italienische und US-amerikanische Universitäten und Stiftungen sind involviert, darunter Intesa Sanpaolo, Deloitte, Green Hopes 4.0, Smith and Stefani LLC (Chicago, USA), Universität Udine, FedUF, Percorsi di Cittadinanza, Farmacias Similares (Mexiko), Universität Notre Dame (South Bend, USA), Fondo Fonarcom, World Business Council for Sustainable Development und Fondazione Stefano Zorzi.
Die Aufnahmen von der Eröffnungsfeier mit den langen E-Mobil-Fahren von Papst Leo boten Einblicke in den stattlichen Park, den Päpste lange Zeit exklusiv nutzten – und nun öffnen. „Was wir heute sehen, ist eine Synthese von außergewöhnlicher Schönheit, in der Spiritualität, Natur, Geschichte, Kunst, Arbeit und Technologie in Harmonie koexistieren. Dies ist letztlich die Idee des „Borgo“, eines Ortes der Nähe und geselligen Begegnung“, so das Kirchenoberhaupt bei der Feier. „Und all dies kann nicht anders, als uns von Gott zu erzählen.“
(vatican news – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.
