Beim Gedenken an die Neuen Märtyrer und Glaubenszeugen unserer Zeit Beim Gedenken an die Neuen Märtyrer und Glaubenszeugen unserer Zeit  (@Vatican Media)

Papst Leo XIV.: Erinnerung an Märtyrer gemeinsam bewahren

Konfessionsübergreifend wurde an diesem Sonntag mit einer feierlichen Zeremonie der Neuen Märtyrer und Glaubenszeugen des 21. Jahrhunderts gedacht. Wie Papst Leo in seiner Predigt in der Päpstlichen Basilika Sankt Paul vor den Mauern vor rund 4.000 Gläubigen hervorhob, gelte es „mutig unseren Glauben zu bezeugen“, um so „Sauerteig“ für eine „friedliche und geschwisterliche Menschheit“ zu sein.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Zahlreiche ökumenische Vertreter und etwa 4.000 Gläubige hatten sich eingefunden, um gemeinsam mit dem Papst der mehr als 1.600 Männer, Frauen und Kinder zu gedenken, die aus Hass auf den Glauben oder wegen ihres Einsatzes für den Glauben oder Benachteiligte allein im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts ermordet worden sind. In Lesungen wurde konkret an Schwester Leonella Sgorbati erinnert, die Krankenschwestern ausbildete und am 17. September 2006 vor ihrem Kinderkrankenhaus in Mogadischu ermordet wurde, ebenso wie an den Anglikaner Francis Tofi, der sich im Versöhnungsprozess zwischen verfeindeten Gruppen auf den Solomonen engagierte und durch einen Guerillaführer 2006 ermordet wurde, oder die 21 koptisch-orthodoxen Christen, die 2015 an einem libyschen Strand durch den IS abgeschlachtet und verscharrt worden waren – ein deutliches Statement für die immer wieder beschworene „Ökumene des Blutes“, die die Schranken zwischen den einzelnen Konfessionen niederreißt.

Hier hören: Papst Leo XIV in St. Paul vor den Mauern: Erinnerung an Märtyrer gemeinsam bewahren (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Auch der gefährliche Einsatz gegen die Mafia, staatlich geduldete religiöse Verfolgung und Attentate auf Kirchenbesucher wurden neben anderen Verfolgungsszenarien bei den Lesungen hervorgehoben.

Bei der Feier in St. Paul vor den Mauern
Bei der Feier in St. Paul vor den Mauern   (@VATICAN MEDIA)

Zahlreiche Vertreter der Konfessionen

Beindruckend umfangreich war die Liste der teilnehmenden ökumenischen Vertreter, darunter unter anderen der Außenbeauftragte des Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij, ebenso wie Vertreter des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel, der orthodoxen Kirche Griechenlands, der armenisch-apostolischen Kirche und des syrisch-orthodoxen Patriarchats von Antiochien. Neben Vertretern der Anglikaner, der Methodisten, der Evangelikalen Weltunion, des Lutherischen Weltbundes und anderen Gemeinschaften war für die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) der deutsche Pfarrer Hanns Lessing dabei, der aktuell als geschäftsführender Generalsekretär der Versammlung tätig ist. Er las auch die deutschsprachige Fürbitte nach der Predigt.

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Darin hatte Papst Leo XIV. mit Blick auf das Fest Kreuzerhöhung diesen Sonntag betont, dass das Kreuz Christi auch „Hoffnung der Christen“ und „Ruhm der Märtyrer“ genannt werde. Mit den Worten des Apostels Paulus – „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi […] rühmen“ (Gal 6,14) – leitete er seine Gedanken zu den Glaubenszeugen unserer Zeit ein.

„Viele Brüder und Schwestern tragen auch heute noch wegen ihres Glaubenszeugnisses in schwierigen Situationen und unter widrigen Umständen das Kreuz des Herrn“

Das Martyrium sei „die intensivste Gemeinschaft, die es mit Christus geben kann“, so der Papst mit einem Zitat aus der Enzyklika Ut unum sint von Johannes Paul II aus dem Jahr 1995. Wie bereits der polnische Papst hervorgehoben habe, zeigten die Märtyrer mit ihrem Leben, dass „die Liebe stärker ist als der Tod“, denn Christus selbst habe „unsere Krankheit getragen, und unsere Schmerzen auf sich geladen“.

Die schönsten Momente der Feier im Video

„Viele Brüder und Schwestern tragen auch heute noch wegen ihres Glaubenszeugnisses in schwierigen Situationen und unter widrigen Umständen das Kreuz des Herrn: wie er werden sie verfolgt, verurteilt und getötet“, so der Papst. „Es sind Frauen und Männer, Ordensleute, Laien und Priester, die ihre Treue zum Evangelium, ihren Einsatz für Gerechtigkeit, ihren Kampf für die Religionsfreiheit, da wo sie immer noch verletzt wird, ihre Solidarität mit den Ärmsten mit ihrem Leben bezahlen.“

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Nach den Maßstäben der Welt schienen sie „besiegt“ worden zu sein, doch in Wirklichkeit berge ihr Zeugnis eine „Hoffnung voll Unsterblichkeit“, so der Papst mit einem Verweis aus dem Buch der Weisheit:

„Denn ihr Martyrium trägt weiterhin dazu bei, das Evangelium in einer von Hass, Gewalt und Krieg gezeichneten Welt zu verbreiten; es ist eine Hoffnung voll Unsterblichkeit, denn auch wenn ihre Körper getötet wurden, wird niemand im Stande sein, ihre Stimme zum Schweigen zu bringen oder die Liebe auszulöschen, die sie erwiesen haben; es ist eine Hoffnung voll Unsterblichkeit, denn ihr Zeugnis bleibt als Prophetie vom Sieg des Guten über das Böse bestehen.“

„Auch wenn ihre Körper getötet wurden, wird niemand im Stande sein, ihre Stimme zum Schweigen zu bringen oder die Liebe auszulöschen, die sie erwiesen haben“

Diese Hoffnung sei eine „unbewaffnete Hoffnung“, die nicht auf Gewalt setze, sondern auf die „schwache und sanfte Kraft des Evangeliums“. So habe die US-amerikanische Schwester Dorothy Stang, die in Brasilien erschossen wurde, ihren Mördern die Bibel gezeigt und gesagt: „Das ist meine einzige Waffe“, erinnerte Papst Leo, der auch aus den USA kommt, an seine Mitbürgerin. Der chaldäische Priester Ragheed Ganni hingegen habe im Irak auf den Kampf verzichtet, um das wahre Christsein zu bezeugen, während Francis Tofi, ein Anglikaner, sein Leben für den Frieden auf den Salomonen hingegeben habe, so Papst Leo, der betonte: „Es gäbe viele Beispiele, denn leider ist die Verfolgung von Christen trotz des Endes der großen Diktaturen des 20. Jahrhunderts immer noch nicht vorbei, ja sie hat in einigen Teilen der Welt sogar noch zugenommen.“

„Es gäbe viele Beispiele, denn leider ist die Verfolgung von Christen trotz des Endes der großen Diktaturen des 20. Jahrhunderts immer noch nicht vorbei, ja sie hat in einigen Teilen der Welt sogar noch zugenommen“

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Weiterhin gelte, wie es der frühchristliche lateinische Kirchenlehrer Tertullian formulierte, dass das „Blut der Märtyrer“ der „Samen für neue Christen“ sei. Deshalb müsse die Kirche, über konfessionelle Grenzen hinweg, die Erinnerung an alle Glaubenszeugen bewahren, denn „das Zeugnis ihres Martyriums ist beredter als jedes Wort: Die Einheit kommt vom Kreuz des Herrn“, so der Papst unter Verwendung eines Zitates aus dem Abschlussdokument der XVI. Versammlung der Bischofssynode, die von 2021 bis 2024 zum Thema Synodalität arbeitete, mit einem eindringlichen Appell: „Möge das Blut so vieler Zeugen den glücklichen Tag herbeiführen, an dem wir aus demselben Kelch des Heils trinken werden!“

Abschließend erinnerte Leo an die Hoffnung eines Kindes aus Pakistan, das bei einem Anschlag auf eine Kirche starb. Der kleine Abish Masih hatte in sein Notizheft geschrieben: „Making the world a better place“. Sein Traum möge Ansporn sein, „mutig unseren Glauben zu bezeugen, auf dass wir gemeinsam Sauerteig sein können für eine friedliche und geschwisterliche Menschheit“, so Papst Leo XIV. bei der Gedenkfeier mit Vertretern zahlreicher christlicher Konfessionen in Sankt Paul vor den Mauern, bei der auch das gemeinsame Glaubensbekenntnis des Konzils von Nizäa gebetet wurde, das alle Christen vereint.

Eine Torte für Papst Leo
Eine Torte für Papst Leo   (@Vatican Media)

Nach der Feier: Eine Torte für den Papst

Wie der Pressesaal abends bekannt gab, habe Leo anschließend an die Feier die Vertreter der anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften nochmals eigens gegrüßt und habe sich danach noch mit den Kardinälen und anderen Persönlichkeiten in den Saal der Pinakothek begeben, wo der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re, ihn zu seinem Geburtstag beglückwünscht hat. 

Der Papst habe dem Kardinal gedankt und dabei das Zusammenfallen seines Geburtstages mit dem Fest der Kreuzerhöhung unterstrichen. „Von Beginn meiner Berufung an habe ich immer geantwortet: ,Nicht mein Wille, sondern deiner, Herr'", wird Leo XIV. in dem Statement zitiert.

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Der Papst äußerte demnach auch den Wunsch, dass die Begeisterung der Gläubigen in diesem Heiligen Jahr Früchte für die Mission der Verkündigung des Evangeliums tragen möge, und zeigte sich glücklich, diesen Tag mit einer Feier ökumenischen Charakters zu begehen. Er rief dazu auf, gemeinsam weiterzumachen, „als Zeugen der Einheit, der Nächstenliebe und der Hoffnung“.

Nach einem kurzen Toast, dem Anschneiden der Torte und dem Geburtstagslied der Anwesenden verließ der Papst die Basilika und grüßte die wartenden Gläubigen vor der Kirche, bevor er in den Vatikan zurückkehrte.

Nach der Feier vor der Basilika
Nach der Feier vor der Basilika   (@Vatican Media)

(vatican news)

Anm.: Nach der Erstveröffentlichung aktualisiert mit den Informationen zur Feier und zum Gruß der Vertreter anderer Kirchen.

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14. September 2025, 17:55