Papst: „Feuer der missionarischen Berufung erneuern“
Anne Preckel – Vatikanstadt
Zum 111. Welttag der Migranten und Flüchtlinge hat Leo XIV. zu einer Erneuerung der missionarischen Kraft der Kirche aufgerufen. „Die ganze Kirche ist missionarisch“, predigte er am Sonntagmorgen vor rund 40.000 internationalen Pilgern auf dem Petersplatz und zitierte aus Papst Franziskus‘ Apostolischem Schreiben „Evangelii gaudium“. Christen sollten freudig hinausgehen, immer und überall, ohne Zögern oder Angst.
Diese Mission richte sich besonders auf „Randgebiete der Welt“, die „von Krieg, Ungerechtigkeit und Leid gezeichnet“ seien, so Leo XIV.. Mission habe heute allerdings weniger mit einem „Aufbruch“ in ferne Länder zu tun, ihre Grenzen seien „nicht mehr geografischer Natur“ – „denn Armut, Leid und die Sehnsucht nach größerer Hoffnung kommen zu uns“, formulierte der Papst, der von einem „neuen missionarischen Zeitalter“ sprach.
Bleiben, da sein
Davon zeuge die Geschichte zahlreicher Migranten, die unter schwersten Bedingungen und unter großen Risiken über Meer und Land vor Gewalt und Armut fliehen. Sie erführen Diskriminierung und Leid am eigenen Leib. Der Papst rief zu Solidarität mit diesen Menschen auf, er verurteilte „die Kälte der Gleichgültigkeit“ und „das Stigma der Diskriminierung“. Christen sollten sich nicht in Individualismus flüchten, sondern Präsenz zeigen, sie sollten „bleiben, um Christus durch Annahme, Mitgefühl und Solidarität zu verkünden“ und „Trost und Hoffnung zu spenden“.
Leo XIV. würdigte alle Missionarinnen und Missionare, Gläubige und Menschen guten Willens, die sich für Migranten einsetzen und weltweit eine „Kultur der Geschwisterlichkeit“ fördern, einige von ihnen waren an diesem Sonntag auf dem Petersplatz mit dabei. Mission sei jedoch eine „Anfrage an uns alle“, schärfte er ein, „es ist an der Zeit – wie Papst Franziskus sagte -, dass wir alle uns in einen ,Zustand permanenter Mission‘ (Evangelii gaudium, 25) versetzen“.
Missionarische Zusammenarbeit und Berufung
Dafür brauche es „missionarische Zusammenarbeit“ und „missionarische Berufung“, nannte der Papst zwei Schlüsselthemen. Die Kirche rief er zu „neuer missionarischer Zusammenarbeit“ zwischen Gemeinschaften mit alter christlicher Tradition und Glaubensgeschwistern aus dem Süden der Welt auf. Zugleich brauche es einen „heiligen Respekt“ gegenüber jenen Kulturen und Ländern, in die Missionare aufbrächen, hob er hervor. Es gelte dort „alles Gute und Edle“ „zum Guten zu lenken und die Prophetie des Evangeliums dorthin zu tragen“, formulierte der Papst.
Beim Thema der missionarischen Berufungen wandte sich Leo XIV. insbesondere an die europäische Kirche mit dem Aufruf, mehr für missionarische Berufungen zu tun. „Heute braucht es einen neuen missionarischen Elan, es braucht Laien, Ordensleute und Priester, die bereit sind zum Dienst in den Missionsländern, es braucht neue Angebote und Erfahrungen, die eine Berufung wecken können, insbesondere in den Jugendlichen.“
Warum?
„Warum, Herr, greifst du nicht ein?“ – Auch heute stelle sich angesichts von Leid und Krieg diese Frage, so Papst Leo. Die erste Lesung bei der Messe stammte aus dem alttestamentlichen Buch des Propheten Habakuk, der über die Ungerechtigkeit der Welt klagt und Gott um Gerechtigkeit anruft. Der deutsche Papst Benedikt XVI. habe 2011 die Frage nach dem „Warum“ bei seinem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz gestellt, erinnerte Papst Leo. Gottes Antwort mache uns Hoffnung, fuhr er fort, es sei der Glaube, der neues Leben und Erlösung enthalte: „Denn er hilft uns nicht nur, dem Bösen zu widerstehen und am Guten festzuhalten, sondern verwandelt unser Leben so sehr, dass es zu einem Werkzeug des Heils wird, das Gott auch heute in der Welt wirken will.“
Dieses Heil werde Wirklichkeit, „wenn wir uns persönlich dafür einsetzen und uns mit dem Mitgefühl des Evangeliums der Not unserer Mitmenschen annehmen“, so der Papst – ohne eigene Interessen zu verfolgen, sondern nur, „um die Liebe des Herrn in die Welt zu tragen. In diesem Vertrauen dürfen wir das Feuer der missionarischen Berufung in uns zu erneuern.“
Die Meere und Wüsten, die Migranten durchquerten, seien in der Heiligen Schrift „Orte des Heils, wo Gott sich zeigte, um sein Volk zu retten“, wandte sich Leo XIV. abschließend an Migranten: „Ich wünsche euch, dass ihr dieses Antlitz Gottes in den Missionarinnen und Missionaren findet, denen ihr begegnen werdet!“
Dank an die Besucher
In den Fürbitten wurde für Migranten und Flüchtlinge gebetet, die Lesungen wurden auf Englisch und Spanisch vorgetragen. Die rund 40.000 anwesenden Pilger, darunter Missionare wie Migranten, stammten aus rund 100 Länder der Welt. Auch aus dem Heiligen Land, aus Bethlehem, war eine Gruppe gekommen. Papst Leo dankte den Besuchern am Ende des Messe für ihre Anwesenheit - unter anderem wegen des durchwachsenen Wetters in Rom. Am Ende der Messe war die Hymne des laufenden Heiligen Jahres der Hoffnung zu hören.
Das Thema des 111. Welttages der Migranten und Flüchtlinge ist „Migranten, Missionare der Hoffnung“. Für Sonntagnachmittag war in den Gärten der Engelsburg am Ende der Via della Conciliazione ein „Fest der Völker“ mit zahlreichen Besuchern aus aller Welt geplant.
- Update 13.30 Uhr: Anwesende Pilger 40.000 -
(vatican news – pr)
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