Papst an die Mächtigen dieser Welt: Habt den Mut zur Abrüstung!

„Steck das Schwert in die Scheide: Das ist ein Wort, das sich an die Mächtigen dieser Welt richtet, an diejenigen, die das Schicksal der Völker lenken: Habt den Mut zur Abrüstung! Und es richtet sich zugleich an jeden von uns, damit uns immer bewusster wird, dass wir für keine Idee, für keinen Glauben und für keine Politik töten dürfen" - diesen flammenden Appell für Frieden und Abrüstung hat Papst Leo XIV. am Samstagabend vom Petersplatz in die Welt gesendet.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Das katholische Kirchenoberhaupt hatte im Rahmen der aktuellen Heilig-Jahr-Feier der Marianischen Spiritualität zu einer Gebetsvigil für den Frieden mit Rosenkranzgebet geladen - tausende Menschen aus aller Welt waren gekommen. Nicht nur der Petersplatz auch der Vorplatz und Teile der Hauptstraße Via della Conciliazione waren voll. Nach einer Fahrt im Papamobil führte der Papst das Rosenkranzgebet mit der Bitte ein, dass jeder Gläubige „in einer Welt, die von Kämpfen und Zwietracht zerrissen ist“, zum „Friedensstifter“ werden möge. Nachdem Rosenkranz für den Frieden, der in verschiedenen Sprachen (Italienisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch) gebetet wurde, ergriff der Papst das Wort. Den Menschen auf dem Platz und all jenen, die über Radio, TV und soziale Medien die Liveübertragung verfolgten, sagte er: „Als Erstes müssen wir unser Herz entwaffnen, denn wenn in uns kein Frieden ist, werden wir auch keinen Frieden stiften".

Zum Hören: Papst Leo XIV. an die Mächtigen dieser Welt: Habt den Mut zur Abrüstung! (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

„Als Erstes müssen wir unser Herz entwaffnen, denn wenn in uns kein Frieden ist, werden wir auch keinen Frieden stiften“

Friede - ein Geschenk Gottes, für das wir uns einsetzen müssen

Der Papst betonte auch, dass die katholische Kirche nicht aufgebe, gemeinsam und beharrlich für Frieden zu beten - ein Geschenk Gottes, „das wir erlangen und für das wir uns einsetzen müssen" - wie er unterstrich. Dabei machte Leo XIV. allen Mut: 

„Macht weiter, geht voran, ihr, die ihr die Bedingungen für eine friedliche Zukunft durch Gerechtigkeit und Vergebung schafft; seid sanftmütig und entschlossen, lasst euch nicht entmutigen. Der Friede ist ein Weg, und Gott geht zusammen mit euch. Den Frieden schafft und verbreitet der Herr durch seine Freunde, die im Herzen versöhnt sind und die ihrerseits zu Friedensstiftern, zu Werkzeugen seines Friedens werden."

„Lasst euch nicht entmutigen. Der Friede ist ein Weg, und Gott geht zusammen mit euch. Den Frieden schafft und verbreitet der Herr durch seine Freunde, die im Herzen versöhnt sind und die ihrerseits zu Friedensstiftern, zu Werkzeugen seines Friedens werden“

Papst Leo XIV. erneuerte zudem seinen Ruf nach einem unbewaffneten und entwaffnenden Frieden: 

„Er ist keine Abschreckung, sondern Geschwisterlichkeit, kein Ultimatum, sondern Dialog. Er wird nicht als Ergebnis von Siegen über den Feind kommen, sondern als Ergebnis der Aussaat von Gerechtigkeit und mutiger Vergebung", betonte der Papst zum Thema Frieden.

Den eigenen Blick weiten

Außerdem rief er alle dazu auf, einen anderen Blickwinkel einzunehmen, „um die Welt von unten aus zu betrachten, mit den Augen derer, die leiden, nicht mit der Sichtweise der Mächtigen; um die Geschichte mit den Augen der Kleinen zu betrachten und nicht aus der Perspektive der Einflussreichen; um die Ereignisse der Geschichte aus der Sicht der Witwe, des Waisenkindes, des Fremden, des verletzten Kindes, des Verbannten, des Flüchtlings zu verstehen; mit den Augen der Schiffbrüchigen, des armen Lazarus, der vor der Tür des reichen Prassers liegt. Sonst wird sich nie etwas ändern, und es wird keine neue Zeit anbrechen, kein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens", mahnte der Papst.

Maria und die mutigen Frauen unter dem Kreuz

Die Gottesmutter empfahl Leo XIV. auf dem Weg zu Frieden als Vorbild:

„Wie sie, der Ersten unter den Jüngern, bitten wir um die Gabe eines Herzens, das zuhört und zu einem kleinen Teil einer gastfreundlichen Welt wird. Durch sie, die schmerzerfüllte, starke, treue Frau, bitten wir um die Gnade des Mitgefühls für jeden leidenden Bruder und jede leidende Schwester und für alle Geschöpfe." Neben der Mutter Jesu erinnerte das katholische Kirchenoberhaupt zudem an die „ kleine Gruppe mutiger Frauen unter dem Kreuz", die Jesu laut der Bibel bei seiner Kreuzigung nahe waren. Wie diese Frauen gelte es, „bei den zahllosen Kreuzen der Welt zu stehen, wo Christus noch immer in seinen Brüdern und Schwestern gekreuzigt wird, um Trost, Gemeinschaft und Hilfe zu bringen."

„Bei den zahllosen Kreuzen der Welt stehen, wo Christus noch immer in seinen Brüdern und Schwestern gekreuzigt wird, um Trost, Gemeinschaft und Hilfe zu bringen“

11. Oktober - Jahrestag des Konzils

Jedes Rosenkranzgebet war von einer Lesung aus dem achten Kapitel von Lumen Gentium begleitet, dem Konzilsdokument, das sich mit der Rolle der seligen Jungfrau Maria im Geheimnis Christi und der Kirche befasst, um an den Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 1962 zu erinnern. 

Königin des Friedens, erhöre das Gebet deiner Kinder

Zur Heilig-Jahr Feier der marianischen Spiritualität war die Originalstatue der Muttergottes von Fátima auf den Petersplatz gebracht worden. Die Marienerscheinungen von Fatima gegen Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1917 werden traditionell mit dem Gebet um den Weltfrieden in Verbindung gebracht. Die Muttergottes würdigte Leo mit den Worten: „Maria zeigt wie ein Wegweiser über sich selbst hinaus und verdeutlicht, dass Jesus, der Herr, und sein Wort das Ziel sind, der Mittelpunkt, auf den alles zuläuft, die Achse, um die sich Zeit und Ewigkeit drehen". Die Gottesmutter Maria bat  der Papst zum Abschluss auch nochmals eindringlich um Hilfe dabei, Frieden für die Welt zu erbitten:

„An sie, die Frau des tiefen Friedens, die Königin des Friedens, wenden wir uns:

Bete mit uns, treue Frau, heiliger Mutterleib des Wortes.

Lehre uns, auf den Schrei der Armen und der Mutter Erde zu hören,

aufmerksam zu sein für die Stimme des Heiligen Geistes in der Verborgenheit des Herzens,

im Leben der Brüder und Schwestern, in den Ereignissen der Geschichte,

im Seufzen und Jubeln der Schöpfung.

Heilige Maria, Mutter der Lebenden,

starke, schmerzensreiche, treue Frau,

Jungfrau und Braut unter dem Kreuz,

wo sich die Liebe hingibt und das Leben entspringt,

leite du uns bei unserer Engagiertheit im Dienst.

 

Lehre uns, mit dir bei den zahllosen Kreuzen innezuhalten,

wo dein Sohn noch immer gekreuzigt wird,

wo das Leben am meisten bedroht ist;

die christliche Liebe zu leben und zu bezeugen,

indem wir jeden Menschen als Bruder und Schwester aufnehmen;

den trüben Egoismus aufzugeben,

um Christus nachzufolgen, dem wahren Licht des Menschen.

 

Jungfrau des Friedens, Tor der sicheren Hoffnung,

erhöre das Gebet deiner Kinder!

Anbetung

Eine Anbetung beschloss die Vigil. Sie wurde durch die Lesung einer Passage aus dem Buch des Propheten Jesaja begleitet. Außerdem wurden Fürbitten in englischer, polnischer, deutscher, chinesischer und arabischer Sprache gesprochen. Nach dem eucharistischen Segen verließ der Papst den Platz durch den Petersdom.

(vatican news - sst) 

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11. Oktober 2025, 20:19