Heilig-Jahr-Feier des geweihten Lebens: Zeichen der Hoffnung in einer rastlosen Welt
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Noch bis zum 12. Oktober steht Rom ganz im Zeichen des gottgeweihten Lebens. Mehr als 18.000 Pilger aus 110 Ländern wurden zu dieser Großveranstaltung in der Ewigen Stadt erwartet. Es ist eines der mehr als 30 „Mini-Jubiläen“ für unterschiedliche Zielgruppen, und richtet sich an alle Männer und Frauen des geweihten Lebens: Ordensmänner und Ordensfrauen, Mönche und Nonnen, Mitglieder von Säkularinstituten, geweihte Jungfrauen, Einsiedlerinnen und Einsiedler und Mitglieder „neuer Institute“.
Im Mittelpunkt der Predigt des Papstes, der selbst ein Ordensmann ist, stand die Deutung der drei Verben „bitten“, „suchen“ und „anklopfen“. Diese beschrieben, wie Leo XIV. erklärte, nicht nur das Wesen des Gebets, sondern spiegelten auch das tägliche
Leben der Ordensleute wider:
„Bitten“ bedeutet nämlich, in Armut anzuerkennen, dass alles ein Geschenk des Herrn ist, und für alles zu danken; „suchen“ bedeutet, sich im Gehorsam zu öffnen, um jeden Tag zu entdecken, wie man dem Weg der Heiligkeit nach Gottes Plänen folgen soll; „anklopfen“ bedeutet, zu bitten und den Brüdern und Schwestern die empfangenen Gaben mit keuschem Herzen weiterzugeben und sich zu bemühen, alle respektvoll und uneigennützig zu lieben.
Zeugen für den Vorrang Gottes
Der Pontifex würdigte die Rolle der Ordensleute als „lebendige Zeugen für den Vorrang Gottes“ in einer Welt, die oft von Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit geprägt ist.
„Für euch, für uns, ist der Herr alles. Er ist es auf verschiedene Weisen… Ohne ihn existiert nichts, hat nichts einen Sinn, hat alles keinen Wert…. Der heilige Augustinus beschreibt in diesem Zusammenhang Gottes Gegenwart in seinem Leben mit wunderschönen Bildern. Er spricht von einem Licht, das kein Raum fasst, von einer Stimme, die nicht in der Zeit verklingt, von einem Geschmack, der nie durch Unersättlichkeit verdorben wird, von einem Hunger, der durch keine Sättigung je zu stillen ist, und schließt: »Das ist es, was ich liebe, wenn ich meinen Gott liebe« (Hl. Augustinus, Confessiones, 10.6.8),“ zitierte der Augustiner Leo XIV. den heiligen Kirchenvater Augustinus.
Das wahre Glück liegt im Geben
Diese spirituelle Tiefe sei ein „Sauerstoff“ für die Welt, die mehr denn je nach beständigen, tragenden Beziehungen und echter Liebe verlange, so der Pontifex weiter. Das gottgeweihte Leben zeige, dass Glück im Geben und im Loslassen der irdischen Dinge zu finden sei – während die Denkweise, es habe keinen Sinn, Gott zu dienen, die Seele lähme:
„Man begnügt sich mit einem Leben, das aus flüchtigen Momenten, oberflächlichen und zeitweiligen Beziehungen und vorübergehenden Modeerscheinungen besteht – alles Dinge, die im Herzen eine Leere hinterlassen. Um wirklich glücklich zu sein, braucht der Mensch nicht so etwas, sondern beständige, dauerhafte, solide Erfahrungen von Liebe, und ihr könnt mit dem Beispiel eures gottgeweihten Lebens… den Sauerstoff einer solchen Art des Liebens in der Welt verbreiten.“
Eschatologische Dimension: Leben mit dem Blick auf die Ewigkeit
Das Kirchenoberhaupt erinnerte seine Zuhörer auch daran, ihre Berufung immer im Licht der Ewigkeit zu sehen. Er betonte, dass die Ordensleute besonders berufen seien, „Zeugen der himmlischen Güter“ zu sein – eine Mahnung an das, was bleibt, wenn alles Vergängliche vergangen ist.
Die Erinnerung an den hl. Papst Paul VI.
Zum Abschluss zitierte Papst Leo seinen heiligen Vorgänger Paul VI., der einst an die Ordensleute schrieb:
„Seid wirklich arm, sanftmütig, strebt nach Heiligkeit, seid barmherzig, reinen Herzens. Seid diejenigen, durch die die Welt den Frieden Gottes kennenlernt“ (Hl. Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelica testificatio, 29. Juni 1971, 54).
Heilig-Jahr-Feier des geweihten Lebens in Rom: ein vielfältiges Programm
Mit einem vielfältigen Programm ist die Heilig-Jahr-Feier der Männer und Frauen des geweihten Lebens am Mittwoch, den 8. Oktober eröffnet worden. Den Auftakt bildeten Pilgerfahrten zu den Heiligen Pforten und eine Gebetswache unter der Leitung von Kardinal Ángel Fernández Artime, Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens, der bei der heiligen Messe mit Papst Leo diesen Donnerstag am Altar konzelebriert hat. Am Abend laden die schon bei anderen Heilig-Jahr-Feiern erprobten „Dialoge mit der Stadt“ an verschiedenen Plätzen zu Gesprächen über Armut, Umweltschutz und Solidarität ein.
Die ganze Woche über wird es in der Ewigen Stadt Gelegenheiten zum Austausch und für geistliche Gespräche geben. Am Freitag stehen Impulse zum Thema „Hoffnung“ auf dem Programm. Der Tag endet mit einem von Ordensleuten geleiteten Gebet in verschiedenen Sprachen in mehreren Kirchen Roms. Der Samstag dagegen ist dem Thema „Frieden“ gewidmet, mit Workshops zu Mediationstechniken und Konfliktmanagement. Den Abschluss der Heilig-Jahr-Feier des geweihten Lebens bildet ein gemeinsames Gebet in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern, verbunden mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforte.
(vaticannews – skr)
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