Papst würdigt neue Heilige: Licht in einer oft glaubensfernen Welt
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Veni, Creator Spiritus - Komm, Schöpfer Geist“: Mit diesen feierlichen Klängen begann der Festgottesdienst auf dem Petersplatz. Danach verlas Kardinal Marcello Semeraro, Präfekt der vatikanischen Behörde für die Selig- und Heiligsprechungen, unter einem strahlend blauen Himmel die Kurzbiografien der neuen Heiligen, die durch ihre internationale Zusammensetzung auch die Heiligkeit der Weltkirche repräsentieren – zwei Länder haben diesen Sonntag sogar ihre ersten Heiligen überhaupt bekommen.
Die neuen Heiligen
Wie der Papst in seiner Predigt betonte, seien unter den neuen Heiligen „Märtyrer für ihren Glauben, wie Bischof Ignatius Choukrallah Maloyan und der Katechet Peter To Rot; Verkünder des Evangeliums und Missionare, wie Schwester Maria Troncatti; charismatische Gründerinnen, wie Schwester Vincenza Maria Poloni und Schwester Carmen Rendiles Martinez; und mit ihrem gläubig brennenden Herzen Wohltäter der Menschheit, wie Bartolo Longo und José Gregorio Hernández Cisneros.“
Nachdem auf dem Petersplatz die Allerheiligen-Litanei erklungen war, sprach Papst Leo die Heiligsprechungsformel. Mit einem feierlichen „Amen“ brachte die Gemeinde ihre Zustimmung zur Heiligenverehrung zum Ausdruck. An der Fassade des Petersdoms prangten die monumentalen Porträts der sieben neuen Heiligen.
Wie nur zu besonders feierlichen Gelegenheiten üblich, verkündete der griechisch-katholische Diakon das Evangelium noch einmal in griechischer Sprache.
In seiner Predigt ging Papst Leo von der Frage Jesu aus dem Lukasevangelium aus: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“ (18,8).
Diese Frage sei der Schlüssel zum Verständnis der ganzen Feier – denn sie zeige, „was in den Augen des Herrn am kostbarsten ist", so der Papst: „Der Glaube, also das Band der Liebe zwischen Gott und den Menschen.“
Ohne Glauben wäre die Welt voll von vaterlosen Kindern, Geschöpfen ohne Erlösung...
Ohne Glauben würde der Mensch seine Hoffnung, seine Freiheit und den Wunsch nach Leben verlieren, betonte der Pontifex. Und dann wäre die Welt voll von „vaterlosen Kindern, also voll von Geschöpfen ohne Erlösung.“ Die Heilsbotschaft des Herrn dagegen sei das Geschenk des ewigen Lebens:
„Meine Lieben, genau aus diesem Grund sagt Christus zu seinen Jüngern, dass sie »allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten« (Lk 18,1): So wie wir nicht müde werden zu atmen, sollen wir auch nicht müde werden zu beten! So wie das Atmen den Körper am Leben erhält, so hält das Gebet die Seele am Leben.“
Echtes Gebet, so Papst Leo weiter, sei der Ausdruck des Glaubens – und umgekehrt nähre der Glaube das Gebet.
Der Skandal des Bösen
Das Kirchenoberhaupt benannte in seiner Predigt auch die zwei Gefahren, die dem Glauben entgegenstehen: Den „Skandal des Bösen“, also das Gefühl, Gott höre nicht auf die Klage der Leidenden. Und den Anspruch, dass Gott „so zu handeln habe, wie wir es wollen.“ Dabei werde das Gebet doch besonders in Zeiten der Bedrängnis zur Hoffnung, zur Kraftquelle, zur Verbindung mit Gott, „der überall dort ist, wo Unschuldige leiden,“ betonte Papst Leo.
„Es gibt kein Weinen, das Gott nicht tröstet; es gibt keine Träne, die seinem Herzen fern ist. Der Herr hört uns, er nimmt uns so an, wie wir sind, um uns nach seiner Art zu verwandeln. Wer hingegen Gottes Barmherzigkeit ablehnt, der bleibt unfähig zur Barmherzigkeit seinem Nächsten gegenüber. Wer den Frieden nicht als Geschenk annimmt, wird den Frieden nicht weitergeben können.“
Keine Helden, sondern glaubwürdige Männer und Frauen
Jesus lade uns mit seiner Frage nach dem Glauben also zur Hoffnung und zum Handeln ein. Daher der folgende Appell des Papstes: „Fragen wir uns also: Wenn wir den Ruf derer hören, die in Not sind, sind wir dann Zeugen der Liebe des Vaters, so wie Christus es für alle war? Er ist der Demütige, der die Anmaßenden zur Umkehr ruft, der Gerechte, der uns gerecht macht, wie es die neuen Heiligen von heute bezeugen, die keine Helden oder Verfechter irgendeines Ideals sind, sondern glaubwürdige Männer und Frauen.“
Abschließend verlieh Papst Leo noch folgender Hoffnung Ausdruck:
„Mögen sie uns mit ihrer Fürsprache in unseren Prüfungen beistehen und möge ihr Beispiel uns in unserer gemeinsamen Berufung zur Heiligkeit inspirieren.“
Die Päpste und die Heiligsprechungen
Von 1588 bis zur Amtszeit Johannes Pauls II. waren „nur“ 565 Menschen selig-, und 285 heiliggesprochen worden. Das hat sich seither sehr geändert. Allein unter Johannes Paul II., der im April 2014 selbst zur Ehre der Altäre erhoben wurde, gab es 482 Heiligsprechungen. Benedikt XVI. hat 45 Selige heiliggesprochen, Papst Franziskus sogar 942.
Papst Franziskus hält übrigens gleich zwei statistische „Heiligsprechungsrekorde“: Schon im 6. Jahr seines Pontifikats, das insgesamt 12 Jahre dauerte, war er bereits der Papst, der die meisten Heiligen ernannt hatte. Und 2013 feierte er sogar den größten Heiligsprechungsgottesdienst der Geschichte: im Mai 2013, nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt, erhob er im Rahmen einer Massen-Heiligsprechung den Italiener Antonio Primaldo und seine 800 Gefährten zur Ehre der Altäre. Sie waren 1480 beim Überfall der osmanischen Flotte in der apulischen Hafenstadt Otranto brutal ermordet worden, weil sie sich geweigert hatten, zum Islam zu konvertieren.
(vaticannews – skr)
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