Papst Leo XIV.: Synodaler Weg braucht Geduld, Mission und ehrliche Ausbildung

Papst Leo XIV. hat an diesem Freitagabend die Teilnehmer des Jubiläums der Synodalen Teams und der kirchlichen Partizipationsgremien in der Audienzhalle empfangen. In einem spontanen, teils in Englisch und Spanisch geführten Dialog, forderte das Kirchenoberhaupt die synodalen Gruppen zu einer vertieften Ausbildung und mehr Geduld auf, um „Widerstände, Ängste und Missverständnisse“ im synodalen Prozess zu überwinden.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Der Papst mahnte zur Ehrlichkeit: „Wir müssen uns über die Bedeutung der Ausbildung auf jeder Ebene im Klaren sein und ehrlich darüber sprechen. Manchmal werden Antworten gegeben ohne die notwendige Vorbereitung, und es wird eine Schlussfolgerung gezogen, die nicht alle verstehen können.“ Er riet zur gegenseitigen Nachsicht:

„Wir laufen nicht alle mit der gleichen Geschwindigkeit, wir müssen geduldig miteinander sein.“

Zum Nachhören - was der Papst sagte

Rund 2.000 Menschen aus allen Teilen der Welt werden zu den Veranstaltungen von Freitag bis Sonntag erwartet.

Papst Leo XIV.
Papst Leo XIV.   (@Vatican Media)

Die Kirche als „mutige Stimme“ gegen globale Krise

Papst Leo XIV. rückte die dringenden Herausforderungen der Welt in den Fokus. Er betonte, die Kirche dürfe nicht passiv bleiben, sondern müsse eine aktive Rolle in der Gesellschaft einnehmen. Auf die Frage nach der wachsenden Rolle kirchlicher Gruppierungen, wie den kontinentalen Bischofskonferenzen, antwortete er bejahend. Er erwarte, dass diese Gruppierungen weiterhin als Ausdruck der Communio wachsen, um die durch den synodalen Prozess erhaltenen Gaben zu nutzen.

„Wir müssen alle den Aufruf von Papst Franziskus ernst nehmen, den Schrei der Erde zu hören und eine Antwort des Glaubens auf das zu geben, was in der Welt geschieht.“

Eindrücke von der Audienz im Vatikan

Der Papst untermauerte die Dringlichkeit mit einem konkreten Beispiel eines Bischofs aus einer Region, die aufgrund des Klimawandels „in weniger als 50 Jahren verschwinden“ könnte. Die Teilnehmer seien im Vatikan nicht nur versammelt, um über theologische Fragen nachzudenken, sondern um auf die „dringenden Schreie der Völker“ nach Armut, Ungerechtigkeit und wegen des Klimawandels zu reagieren. Die Kirche müsse eine starke Haltung einnehmen:

„Die Kirche muss eine mutige Stimme sein, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Synodalität als Haltung, nicht als Kampagne

Der Papst sprach offen die Bedenken von Priestern und Bischöfen an, die befürchten, Synodalität könne ihre Autorität mindern. Er führte diese Widerstände auf „Angst und mangelndes Wissen“ zurück und bekräftigte die Notwendigkeit der Ausbildung auf allen Ebenen – in Priesterseminaren, in der Erwachsenenbildung für Laien und in der ständigen Weiterbildung.

„Oftmals kommen die Widerstände aus der Angst und dem Mangel an Wissen.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Er forderte die Gläubigen auf, die Priester zur Teilnahme an den Prozessen einzuladen. Besonders in Nordamerika liege in den bestehenden Strukturen (wie Pastoralräten) großes Potenzial, diese in „inklusivere Erfahrungen“ zu verwandeln, um Mitverantwortung (co-responsibility), Rechenschaftspflicht (accountability) und Transparenz zu fördern.

Im Gespräch mit einem Teilnehmer aus Afrika hob der Papst hervor, dass der synodale Prozess in erster Linie der primären Aufgabe der Kirche dienen müsse: missionarisch zu sein.

„Der synodale Prozess, wie Papst Franziskus uns bei zahlreichen Gelegenheiten in Erinnerung gerufen hat, sollte der Kirche helfen, ihre Hauptrolle in der Welt zu erfüllen: missionarisch zu sein.“

„Es ist eine Art, Kirche zu sein, und eine Art, missionarisch zu sein.“

Er stellte klar, dass Synodalität keine verordnete Struktur sei: „[Synodalität] ist keine Kampagne. Es ist eine Art, Kirche zu sein, und eine Art, missionarisch zu sein.“ Er warnte davor, uniformen Modellen nachzueifern oder diese aufzuzwingen. Die Synodalität beginne mit der Haltung des Zuhörens – dem Zuhören des Wortes Gottes, einander und auch den Suchenden außerhalb der Kirche.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Mit Blick auf den lateinamerikanischen synodalen Weg betonte der Papst, dass wahre Inspiration von engagierten Gläubigen komme, nicht von bürokratischen Abläufen.

„Persönlich habe ich mich im Leben selten von einem Prozess inspiriert gefühlt. Ich fühle mich inspiriert von den Menschen, die Begeisterung im Glauben leben.“

Hoffnungszeichen und Ökumene im Nahen Osten

In einer besonderen Würdigung der Orientalischen Kirchen nannte der Papst den Nahen Osten einen Ort, der dringend Zeichen der Hoffnung brauche. Er hob die Gabe des Glaubens der Christen in der Diaspora hervor, die trotz des Verlusts von allem „Stärke, Ausdauer und Mut“ beweisen.

Die synodale Haltung erfordere hier auch den Respekt vor den Unterschieden zwischen der Lateinischen und den Östlichen Kirchen. Papst Leo XIV. betonte, Synodalität sei eine „geistliche Reise“ (spiritual journey), die durch Gebet, Vergebung und Versöhnung gekennzeichnet sei, um inmitten der Zerstörung durch Hass und Krieg Einheit zu schaffen.

Das Jubiläum sei eine Einladung zur Bekehrung und zur Neuentdeckung der evangelischen Spiritualität der Gemeinschaft. Die Kirche müsse diese Überzeugung leben, um andere für den gemeinsamen Weg zu gewinnen.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Mit Blick auf den lateinamerikanischen synodalen Weg betonte der Papst, dass wahre Inspiration von engagierten Gläubigen komme, nicht von bürokratischen Abläufen:

„Persönlich habe ich mich im Leben selten von einem Prozess inspiriert gefühlt. Ich fühle mich inspiriert von den Menschen, die Begeisterung im Glauben leben.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Rolle der Frauen und kulturelle Barrieren

Zur Rolle der Frauen in einer synodalen Kirche teilte Papst Leo XIV. zwei persönliche Anekdoten, darunter die seiner Mutter, die sich selbst als „schon besser“ als Männer bezeichnete, und von Ordensfrauen in Peru, die mutig missionarische Aufgaben inklusive Taufen und Heiratsbezeugungen übernehmen.

Er betonte, dass die Herausforderung nicht im Mangel an Möglichkeiten liege, sondern in kulturellen Hindernissen:

„Ich denke, das Problem ist nicht, dass es keine Möglichkeiten gäbe, sondern es gibt kulturell Hindernisse. Und das muss man anerkennen.“

Der Papst forderte die Kirche auf, eine Kultur zu fördern, in der die Rechte aller respektiert werden und Diskriminierungen – sei es aufgrund des Geschlechts oder des sozialen Ranges – beseitigt werden. Er stellte fest, dass die gelebte Form des Glaubens oft stärker von der Kultur als von den evangelischen Werten bestimmt sei, und rief zur Bekehrung auf.

„Leider wird die Art und Weise, wie wir den Glauben leben, oft stärker von unserer Kultur als von unseren evangelischen Werten bestimmt.“

Immense Arbeit

Zur Kirche in Asien, wo das Christentum – mit Ausnahme der Philippinen – zumeist eine Minderheit darstellt, sprach der Papst seinen Dank und seine Glückwünsche aus. Er würdigte die immense Arbeit, die trotz sprachlicher, kultureller und geografischer Herausforderungen geleistet werde. Er betonte, dass die asiatischen Kirchen einen „Sinn für das Geheimnis und das Verständnis des Göttlichen“ böten, der einen Schatz für die ganze Kirche darstelle und den mystischen und kontemplativen Aspekt der Synodalität vertiefen könne.

Die synodale Haltung erfordere den Respekt vor den Unterschieden zwischen der Lateinischen und den Östlichen Kirchen. Papst Leo XIV. betonte, Synodalität sei eine „geistliche Reise“ (spiritual journey), die durch Gebet, Vergebung und Versöhnung gekennzeichnet sei, um inmitten der Zerstörung durch Hass und Krieg Einheit zu schaffen.

Das Heilige Jahr sei eine Einladung zur Bekehrung und zur Neuentdeckung der evangelischen Spiritualität der Gemeinschaft. Die Kirche müsse diese Überzeugung leben, um andere für den gemeinsamen Weg zu gewinnen.

(vatican news)

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24. Oktober 2025, 19:26