Papst: „Niemand soll sich nutzlos fühlen“
Anne Preckel – Vatikanstadt
Beziehungen zwischen den Generationen seien heute „leider oft von Spaltungen und Konflikten geprägt“, bedauerte der Papst. Älteren Menschen werde beispielsweise vorgeworfen, jungen Leuten keinen Platz in der Arbeitswelt zu lassen oder Ressourcen zum Nachteil anderer Generationen zu verbrauchen - „als wäre Langlebigkeit ein Fehler“.
Auch herrsche heute eine Mentalität vor, die menschliche Existenz danach bewerte, „ob sie Reichtum oder Erfolg hervorbringt, ob sie Macht oder Autorität ausübt“, so Leo XIV. mit Blick auf Macht- und Optimierungsideologien. „Diese Denkweisen offenbaren sehr pessimistische und widersprüchliche Lebensanschauungen. Ältere Menschen sind ein Geschenk, ein willkommener Segen, und ein längeres Leben ist etwas Positives; ja, es ist ein Zeichen der Hoffnung in unserer Zeit, überall auf der Welt.“
Niemanden alleinlassen
Natürlich stelle die wachsende Zahl älterer Menschen Gesellschaften auch vor Herausforderungen, räumte der Papst ein. Es handele sich um „ein beispielloses historisches Phänomen, das uns dazu auffordert, die Realität neu zu erkennen und zu verstehen.“ Wesentlich sei, dass niemand zurückgelassen oder ausgesondert werde: „Niemand soll verlassen sein! Niemand soll sich nutzlos fühlen!“, formulierte der Papst, der Gemeinden und junge Leute dazu aufrief, sich Senioren und Seniorinnen zuzuwenden.
Sein Vorgänger Franziskus habe oft von der Notwendigkeit eines Bündnisses zwischen Jung und Alt gesprochen, erinnerte Leo XIV., aus seinen Ausführungen könne die Kirche heute schöpfen. Die Verletzlichkeit älterer Menschen halte uns allen die menschliche Verletzlichkeit vor Augen, führte der Papst weiter aus. Menschen sollten sich nicht für ihre Schwäche schämen, sondern begreifen, dass Erlösung letztlich nicht in Autonomie, sondern im Erkennen der eigenen Begrenztheit liege. Das Maß der Menschlichkeit werde nicht an Leistungen, sondern der Fähigkeit gemessen, „uns lieben und, wenn nötig, auch helfen zu lassen“, gab der Papst zu bedenken.
Pastoral für und mit „jungen Senioren“
Die Kirche müsse eine angemessene Pastoralarbeit für ältere Menschen anbieten und entwickeln, fuhr der Papst fort, und deren „echte Spiritualität“ fördern. Es gehe darum, Wege aufzuzeigen, wie das Alter „christlich“ gelebt werden könne, „ohne ewig jung zu bleiben und ohne uns von Entmutigung überwältigen zu lassen“. Heute gebe es immer mehr „junge Senioren“, merkte der Papst an, Menschen, die nach Ende ihres Berufslebens immer länger in guter Gesundheit, in Wohlstand und mit Freizeit lebten und die oft auch sehr engagiert im kirchlichen Leben seien. Diese Menschen gelte es einzubinden, so Leo XIV.:
„Es ist wichtig, für sie eine angemessene Sprache und geeignete Möglichkeiten zu finden, sie nicht als passive Empfänger der Evangelisierung, sondern als aktive Subjekte einzubeziehen und gemeinsam mit ihnen – und nicht an ihrer Stelle – auf die Fragen zu antworten, die uns das Leben und das Evangelium stellen.“
Der Papst erinnerte daran, dass die Kirche dazu berufen sei, sich Menschen in jeder Lebensphase zuzuwenden und den Glauben zu verkünden, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Alte Menschen könnten aufgrund ihrer Weisheit, Hingabe und Erfahrung und als glaubwürdige Zeugen der Hoffnung wichtiger Teil in dieser missionarischen Dynamik sein.
Die Gruppe bestand aus Teilnehmern des zweiten Internationalen Kongresses über die Seelsorge für ältere Menschen, der vom Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben gefördert wird. Die Konferenz steht unter dem Leitwort „Eure Alten werden Träume haben“. Das biblische Motto ist der Prophetie des Buches Joël (Joel 3,1) entnommen, das in Verbindung mit der Ausgießung des Geistes Gottes steht.
(vatican news – pr)
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