Digitales Jugendtreffen mit dem Papst: Der Wortlaut

Lesen Sie hier im Wortlaut (leicht gekürzt) den Dialog, den Papst Leo diesen Donnerstag per Video-Schalte mit amerikanischen Jugendlichen geführt hat. Anlass war die dreitägige Plenarsitzung der National Youth Conference (NCYC) in Indianapolis, die Tausende von jungen Katholiken, Seelsorgern, Geistlichen und Freiwilligen zu drei Tagen des Gebets, der Bildung und der Gemeinschaft zusammengebracht hat.

Liebe junge Menschen, guten Tag!

Ich freue mich sehr, heute über diese digitale Verbindung bei euch zu sein. Ich grüße alle, die sich zur National Catholic Youth Conference in Indianapolis, Indiana, versammelt haben, und auch alle, die online oder über das Fernsehen aus den Vereinigten Staaten oder anderen Teilen der Welt zugeschaltet sind. Mein Dank geht an alle, die diese Veranstaltung mitorganisiert und es ermöglicht haben, dass wir heute zusammen sein können, wenn auch nur über einen Bildschirm.

Wir treffen uns in einer besonderen Zeit im Leben der Kirche: dem Heiligen Jahr. Es ist schön, dass dieses Heilige Jahr von der Hoffnung getragen ist, denn überall sehen wir Zeichen der Hoffnung. Millionen von Menschen sind nach Rom gekommen, um die Heiligen Pforten zu durchschreiten, an den Gräbern der Apostel zu beten und ihren Glauben zu vertiefen. In Diözesen auf der ganzen Welt wurden viele Kirchen zu „Jubiläumskirchen“ erklärt. Das unterstreicht die wichtige Rolle, die sie in den Gemeinden spielen, und gibt den Menschen, die sie besuchen, die Möglichkeit, besondere Gnaden zu empfangen. Bei der Heilig-Jahr-Feier der Jugendlichen in Rom sind mehr als eine Million junge Menschen zusammengekommen, um zu feiern und andere junge Katholiken aus aller Welt zu treffen, die denselben Glauben teilen!


  (@Vatican Media)

Welch ein Segen ist es, so viele junge Katholiken zu sehen, die den Herrn mit Aufrichtigkeit und Freude suchen! Als ich mir euren Konferenzplan angesehen habe, hat es mich gefreut zu sehen, wie viel Zeit der Anbetung, der täglichen Messe und dem Sakrament der Versöhnung gewidmet ist. Das sind nicht einfach nur Programmpunkte; es sind echte Gelegenheiten, Jesus zu begegnen.

Heute ist auch ein besonderer Tag für die Kirche: es ist der Gedenktag der Darstellung der seligen Jungfrau Maria im Tempel. Wir erinnern uns daran, dass Maria schon in ihrer Jugend ihr ganzes Leben Gott gewidmet hat. Sie lädt uns ein, dasselbe zu tun und ihm alles anzuvertrauen. Zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit wollen wir die Muttergottes bitten, über dieses digitale Treffen zu wachen und unsere Familien und Freunde zu beschützen. Lasst uns gemeinsam beten: Ave Maria...

Ich bin dankbar für diese Gelegenheit, zu euch sprechen zu dürfen. Ihr habt einen besonderen Platz in meinem Herzen, und ich freue mich darauf, eure Fragen zu beantworten.

  (@Vatican Media)


Erstes Thema: Sakramentales Leben

MIA SMOTHERS: Fällt es Ihnen schwer, Gottes Barmherzigkeit anzunehmen, wenn Sie Fehler machen oder das Gefühl haben, andere enttäuscht zu haben?

Danke für deine Frage, Mia... Das ist eine wichtige Frage, denn wir alle haben manchmal damit zu kämpfen. Die Wahrheit ist, dass keiner von uns perfekt ist. Der heilige Paulus lehrt, dass alle gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren haben (vgl. Röm 3,23)... Aufgrund der Erbsünde tun wir manchmal sogar das Gegenteil von dem, wovon wir wissen, dass es richtig wäre (vgl. Röm 7,19).

Aber hier ist die gute Nachricht: Die Sünde hat nie das letzte Wort. Wann immer wir Gott um Gnade bitten, vergibt er uns. Papst Franziskus hat gesagt, dass Gott niemals müde wird zu vergeben – wir sind es, die müde werden, um Vergebung zu bitten! Und deshalb sollten wir uns, selbst wenn wir erneut fallen, an die Worte des heiligen Paulus erinnern: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten“ (1Tim 1,15). Er ist für uns gekommen, weil er unsere Schwächen kennt.

Jesus hat viele Gleichnisse über die Freude Gottes erzählt, wenn jemand zu ihm zurückkehrt. Der verlorene Sohn zum Beispiel ... hat furchtbare Entscheidungen getroffen, doch als er wieder heimkam, lief ihm sein Vater entgegen und schloss ihn in die Arme. Jesus hat sich selbst auch als den Guten Hirten bezeichnet, der nach dem verlorenen Schaf sucht. Selbst am Kreuz vergab er dem guten Schächer und betete für jene, die ihn gekreuzigt hatten. Wir tun uns vielleicht schwer damit zu vergeben, aber das Herz Gottes ist anders. Er hört nie auf, uns einzuladen, zu ihm zurückzukehren.

Wir erfahren diese Barmherzigkeit auf besondere Weise im Sakrament der Versöhnung. In der Beichte begegnet uns Jesus durch den Priester. Wenn wir unsere Sünden ehrlich bekennen und unsere Buße annehmen, erteilt uns der Priester die Absolution, und wir haben die Gewissheit, dass uns vergeben ist. Also ja: es kann entmutigend sein, wenn wir fallen. Aber konzentriert euch nicht nur auf eure Sünden. Schaut auf Jesus, vertraut seiner Barmherzigkeit und geht mit Zuversicht zu ihm. Er wird euch immer mit offenen Armen aufnehmen.

  (@Vatican Media)

 

Zweites Thema: Psychische Gesundheit

EZEQUIEL PONCE: Es gibt Momente, in denen ich traurig oder überfordert bin, auch wenn ich bete oder versuche, Glauben zu haben. Die Leute sagen mir dann oft, ich solle meine Probleme „bei Gott abladen“, aber wie kann ich meine Probleme wirklich Gott anvertrauen und spüren, dass er mir nahe ist, wenn ich mich selbst so schlecht fühle?

Danke, Ezequiel.... In seinem ersten Brief sagt uns der heilige Petrus, dass wir „all unsere Sorge auf Jesus werfen“ sollen, weil er „sich um uns kümmert“ (vgl. 1Ptr 5,7). Jesus versteht unsere Sorgen nicht nur aus der Ferne; er möchte wirklich, dass wir sie ihm übergeben, weil er uns liebt. Und diese Art von Vertrauen beginnt mit einer echten Beziehung. Wir können unsere Probleme nicht jemandem anvertrauen, den wir kaum kennen.

Denkt an eure besten Freunde. Wenn sie leiden, würdet ihr mit ihnen reden, ihnen zuhören, ihnen nahe sein. Unsere Beziehung zu Jesus ist ähnlich. Er weiß, wann das Leben schwer wird, und die Heilige Schrift erinnert uns daran, dass er den „zerbrochenen Herzen nahe ist“ (vgl. Ps 34,19). Selbst wenn wir seine Gegenwart nicht spüren, sagt uns unser Glaube, dass er da ist.

Um unsere Sorgen Jesus anzuvertrauen, müssen wir Zeit mit ihm im Gebet verbringen... In der Stille können wir ehrlich über das sprechen, was wir im Herzen tragen. Bei der eucharistischen Anbetung könnt ihr auf Jesus im Allerheiligsten schauen und gewiss sein, dass er voller Liebe auf euch blickt. Oft spricht er sanft zu uns, in der Stille. Deshalb sind tägliche Momente der Stille so wichtig – sei es durch Anbetung, das Lesen der Heiligen Schrift oder einfach nur durch das Gespräch mit ihm... Nach und nach lernen wir, seine Stimme zu hören – in uns selbst und auch durch die Menschen, die er uns schickt.

Unsere Probleme Jesus anzuvertrauen, ist etwas, das wir immer wieder tun sollten. Am Morgen können wir ihn einladen, uns tagsüber zu begleiten; am Abend können wir mit ihm über unseren Tag sprechen.

Und denkt auch an Maria, die Mutter Jesu und unsere Mutter. Sie versteht, was wir durchmachen, und sie betet für uns. Der Rosenkranz ist eine kraftvolle Weise, um ihre Hilfe zu bitten. Durch ihre Fürsprache und mit allen Heiligen, die für uns beten, können wir alles vertrauensvoll in Gottes Hand geben– in dem Wissen, dass er uns immer erhört. Er ist immer bei uns!

EZEQUIEL PONCE: Manchmal fühle ich mich verloren, aber ich habe Angst, darüber zu sprechen, weil ich denke, dass andere nicht wirklich verstehen, wie ich mich fühle. Welche Gesten oder Worte können uns helfen, besser zu kommunizieren, damit uns die anderen wirklich verstehen?

In der Zeit, die ich mit jungen Menschen verbracht habe ..., habe ich gesehen, dass ihr echte Freuden und Hoffnungen, aber auch Sorgen und schwere Lasten mit euch tragt. Das habe ich bei der Heilig-Jahr-Feier der Jugend deutlich sehen können. Ich möchte, dass ihr wisst, dass ich für euch bete und den Herrn bitte, euch zu helfen, in der Liebe zu ihm und in der Tugend zu wachsen. Ich weiß, dass er in euren Herzen wirkt. Aber ich glaube auch, dass er euch durch die Menschen in eurem Leben näher zu sich zieht – durch eure Eltern hoffentlich, eure Lehrer, Priester und Jugendseelsorger. Wenn ihr jemanden findet, dem ihr wirklich vertraut, dann habt keine Angst, euer Herz zu öffnen... Diese Menschen können euch helfen, eure Gefühle zu verstehen, und euch auf eurem Weg begleiten.

Es ist auch wichtig, um die Gabe wahrer Freunde zu beten. Ein echter Freund ist nicht nur jemand, mit dem man gerne zusammen ist – obwohl das natürlich auch guttut: ein echter Freund ist jemand, der euch hilft, Jesus näher zu kommen, euch ermutigt, ein besserer Mensch zu werden. Gute Freunde drängen uns auch dazu, Hilfe zu suchen, wenn das Leben verwirrend oder schwierig wird... Die Heilige Schrift sagt uns, dass treue Freunde ein starker Schutz und ein Schatz sind (vgl. Sir 6,14). Ich hoffe, dass ihr auch während dieser Konferenz Freundschaften schließen könnt, die auf den Glauben und die Liebe zu Jesus gegründet sind.

Ob es nun ein vertrauter Erwachsener oder ein enger Freund ist: Es ist wichtig, dass ihr ehrlich darüber sprecht, was ihr fühlt und denkt und erlebt. Ehrlichkeit hilft euch, eure Gefühle in Worte zu fassen, und ermöglicht es Jesus, durch die Menschen zu wirken, die er in euer Leben gestellt hat. Und denkt auch daran, dass der Herr uns einlädt, durch unsere Herausforderungen zu wachsen. Viele junge Menschen sagen: „Niemand versteht mich!“ Aber dieser Gedanke kann euch manchmal isolieren. Wenn er aufkommt, dann versucht euch zu sagen: „Herr, du verstehst mich besser, als ich mich selbst verstehe,“ und vertraut darauf, dass der Herr euch führen wird.

  (@Vatican Media)


Drittes Thema: Technologie

CHRISTOPHER PANTELAKIS: Wie können wir all diese großartigen Geräte (Smartphones, Tablets, Laptops und andere Geräte) sinnvoll nutzen und gleichzeitig auch außerhalb der Technologie unseren Glauben leben?

... Das ist eine gute Frage. Technologie kann uns wirklich dabei helfen, unseren christlichen Glauben zu leben. Sie ermöglicht es uns, mit Menschen in Verbindung zu bleiben, die weit entfernt sind – so wie heute, wo wir uns sehen und hören können, obwohl uns Tausende von Kilometern trennen. Die Technologie gibt uns auch erstaunliche Werkzeuge für das Gebet, das Lesen der Bibel und das Vertiefen unseres Glaubens. Und sie ermöglicht es uns, das Evangelium mit Menschen zu teilen, die wir vielleicht nie persönlich treffen werden.

Aber trotz alledem kann Technologie doch niemals echte, persönliche Beziehungen ersetzen! Einfache Dinge – eine Umarmung, ein Händedruck, ein Lächeln – sind für das Menschsein unverzichtbar. Als Katholiken beten wir oft gemeinsam und erinnern uns an das Versprechen Jesu, dass er in unserer Mitte ist, wo zwei oder mehr in seinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 18,20). Die frühe Kirche hat kraftvolle Momente der Gegenwart Jesu erlebt, wenn sie gemeinsam betete (vgl. Apg 4,31). Die Messe online zu verfolgen kann hilfreich sein, besonders wenn jemand krank oder alt ist und nicht persönlich teilnehmen kann. Aber tatsächlich vor Ort zu sein – für die Eucharistie, das Gebet und die Gemeinschaft – ist entscheidend für unsere Beziehung zu Gott und zueinander... Technologie kann uns also zwar verbinden, aber sie ersetzt nicht die physische Anwesenheit. Wir müssen sie weise nutzen und dürfen nicht zulassen, dass sie unsere Beziehungen in den Hintergrund drängt.

Der heilige Carlo Acutis ... ist uns hier ein großartiges Vorbild. Carlo war geschickt im Umgang mit Computern und nutzte dieses Talent, um anderen zu helfen, im Glauben zu wachsen. Er hat auch die Eucharistische Anbetung gepflegt, andere unterrichtet und hat - sehr wichtig - den Armen gedient. Und er hat sich sogar zeitliche Grenzen gesetzt, seine Videospiele auf eine gewisse Zeit pro Woche beschränkt. Diese Disziplin hat es ihm erlaubt, ein gesundes Gleichgewicht zu finden und seine Prioritäten klar im Blick zu behalten. Liebe Freunde, ich lade euch ein, seinem Beispiel zu folgen: Seid bewusst im Umgang mit eurer Bildschirmzeit und sorgt dafür, dass die Technologie eurem Leben dient – und nicht umgekehrt.


MICAH ALCISTO: So vieles in unserem Leben wird von künstlicher Intelligenz bestimmt. Was sollten wir Ihrer Meinung nach beachten, wenn wir diese neue Technologie nutzen?

... KI wird zu einem der bestimmenden Merkmale unserer Zeit. Vor kurzem fand hier in Rom eine Konferenz zum Thema Schutz von Kindern und Jugendlichen in der heutigen digitalen Welt statt. Ich habe die Teilnehmer aufgefordert, gemeinsam Richtlinien zu erarbeiten, die euch vor den Risiken der KI schützen. Aber ich habe sie auch daran erinnert – und ich möchte auch euch daran erinnern –, dass Sicherheit nicht nur eine Frage von Regeln ist. Es geht auch um Erziehung und persönliche Verantwortung. Filter und Richtlinien können euch helfen, aber sie können keine Entscheidungen für euch treffen. Das könnt nur ihr selbst.

Diese Jahre eures Lebens sollen euch helfen, zu reifen Erwachsenen heranzuwachsen. Spirituell bedeutet das, eure Freundschaft mit Gott zu vertiefen und ihm ähnlicher zu werden. Intellektuell bedeutet es, klar und kritisch denken zu lernen: die Realität zu hinterfragen und nach Wahrheit, Schönheit und Güte zu suchen. Es bedeutet auch, mit Gottes Gnade euren Willen zu stärken, damit ihr frei wählen könnt, was euch hilft zu wachsen, und vermeiden könnt, was euch schadet. Jedes Werkzeug, das uns gegeben wird – einschließlich KI – sollte diesen Weg unterstützen und nicht behindern. KI verantwortungsvoll zu nutzen bedeutet, sie so einzusetzen, dass sie euch beim Wachsen hilft – und niemals so, dass sie euch von eurer Würde oder eurem Ruf zur Heiligkeit ablenkt.

Macht das Beste aus dieser Zeit eurer Ausbildung. KI kann Informationen schnell verarbeiten, aber sie kann die menschliche Intelligenz nicht ersetzen... Sie kann keine echte Weisheit bieten..., nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden – und sie kennt auch nicht das ehrfürchtige Staunen vor der Schönheit von Gottes Schöpfung. Seid also vorsichtig, dass eure Nutzung von KI euer wahres menschliches Wachstum nicht einschränkt. Nutzt sie so, dass ihr – auch wenn sie morgen wieder verschwinden würde – immer noch in der Lage seid, selbstständig zu denken, kreativ zu sein und zu handeln... Und vergesst eines nicht: KI kann niemals das einzigartige Geschenk ersetzen, das ihr für die Welt seid!


Viertes Thema: Die Zukunft

ELISE WING: Ich mache mir Sorgen um die Zukunft der Kirche – dass es sie nicht mehr geben wird, wenn ich älter bin, und dass meine Kinder solche Erfahrungen nicht mehr machen können. Wie bereitet sich die Kirche auf die Zukunft vor?

Danke für deine Frage, Elise. Wenn wir vor Herausforderungen stehen oder uns Sorgen um die Zukunft machen, sollten wir uns an das Versprechen Jesu an Petrus erinnern: „Die Pforten der Unterwelt werden die Kirche nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Jesus wird seine Kirche immer beschützen, führen und lieben. An dem Tag, als ich zum Papst gewählt wurde, habe ich gesagt: „Gott liebt uns ... und das Böse wird nicht siegen. Wir sind alle in den Händen Gottes“ (Urbi et Orbi-Segen, 8. Mai 2025). Jesus möchte, dass ihm alle Menschen nahekommen, und ich sehe dieses Verlangen besonders deutlich, wenn ich junge Menschen treffe, die aufrichtig nach Gott suchen.

Die Kirche bereitet sich auf die Zukunft vor, indem sie dem treu bleibt, was Jesus heute von uns verlangt. Er hat uns gesagt, dass wir uns nicht von Sorgen überwältigen lassen dürfen, sondern zuerst nach dem Reich Gottes suchen und darauf vertrauen sollen, dass alles andere sich fügen wird (vgl. Mt 6,25–34). Und er hat versprochen, dass der Heilige Geist uns führen und uns helfen würde, zu verstehen, was wir tun müssen (vgl. Joh 16,13). Tatsächlich hat der Heilige Geist die Kirche im Laufe der Geschichte durch Konzile und viele wichtige Versammlungen geleitet...

In den letzten Jahren hat diese Führung auch bedeutet, den Stimmen aller Gläubigen – einschließlich der jungen Menschen – aufmerksamer zuzuhören. Durch eine Dialogmethode – das sogenannte „Gespräch im Geist“ – haben Katholiken auf der ganzen Welt miteinander geteilt, was ihrer Meinung nach der Heilige Geist heute der Kirche sagt. Wenn wir auf eine betende Weise miteinander sprechen und einander zuhören, können wir darauf vertrauen, dass Jesus mit uns geht, auch wenn der Weg vor uns nicht klar ist... Ich lade euch alle ein, Teil dieser Reise zu sein. Die Kirche braucht uns alle – auch euch – während wir voranschreiten in die Zukunft, die Gott für uns vorbereitet.


Wie können wir als junge Menschen sicherstellen, dass wir Teil der Diskussion der Kirche über die Zukunft sind?

Lasst mich mit etwas Wichtigem beginnen: Ihr seid nicht nur die Zukunft der Kirche, ihr seid auch ihre Gegenwart. Eure Stimmen, Ideen und euer Glaube sind jetzt wichtig, und die Kirche braucht sie.

Wenn ihr der Kirche helfen wollt, sich auf die Zukunft vorzubereiten, dann beginnt damit, euch schon heute mit einzubringen. Bleibt mit eurer Pfarrei in Verbindung. Nehmt an der Sonntagsmesse teil, beteiligt euch an Jugendaktivitäten und sagt „Ja“ zu Gelegenheiten wie dieser Konferenz, bei denen euer Glaube wachsen kann. Je besser ihr Jesus kennenlernt, desto mehr werdet ihr ihm und seiner Kirche dienen wollen.

Eine großartige Möglichkeit, die Kirche aufzubauen, besteht darin, anderen den Glauben zu vermitteln oder denen zu helfen, die dies tun. Lehren ist oft der beste Weg, um das eigene Verständnis zu vertiefen. Vertieft auch euer Gebetsleben: Verbringt Zeit ... in der eucharistischen Anbetung und geht regelmäßig zur Beichte. Diese Praktiken helfen euch, Gottes Stimme deutlicher zu hören. Wenn ihr das Gefühl habt, dass euch der Herr zu etwas Bestimmtem ruft, ... dann sprecht mit eurem Pfarrer oder einer anderen vertrauenswürdigen Leitungsperson. Sie können euch helfen, zu erkennen, was Gott von euch will.

Und vergesst eines nicht: Durch eine einfache, alltägliche Glaubenshaltung kann man einen Unterschied machen. In diesem Zusammenhang möchte ich den heiligen Pier Giorgio Frassati erwähnen. Als junger Mann schloss sich Pier Giorgio katholischen Gruppen an, lebte seinen Glauben mit Freude, betete innig und kümmerte sich um Arme, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Als er im Alter von nur 24 Jahren starb, kamen Tausende von Menschen – viele davon Arme – um ihm für seine Güte die letzte Ehre zu erweisen. Er gibt uns ein gutes Beispiel dafür, wie Heiligkeit im Alltag aussieht.

Deshalb lade ich euch ein, über folgende Fragen nachzudenken:

• Was kann ich der Kirche für die Zukunft bieten?
• Wie kann ich anderen helfen, Christus kennenzulernen?
• Wie kann ich Frieden und Freundschaft um mich herum schaffen?

Diese Fragen gelten für heute, und ich glaube, dass euer „Ja“ die Kirche jetzt und in den kommenden Jahren stärken wird.


Heiliger Vater, Sie haben uns viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Bevor wir uns von Ihnen verabschieden, noch eine letzte Frage: Was ist Ihre Hoffnung für die Zukunft der Kirche? Und wie können wir dazu beitragen, sie wahr werden zu lassen? Wie können wir Ihnen helfen?


... Ich halte es für wichtig, noch einmal zu betonen, dass junge Menschen Teil der Gegenwart der Kirche und auch die Hoffnung für die Zukunft der Kirche sind. Wir zählen auf euch..., darauf, dass ihr die Kirche in den kommenden Jahren mitgestaltet. Das ist etwas, worüber man sich freuen kann... Jetzt ist es an der Zeit, große Träume zu haben und offen zu sein für das, was Gott durch euer Leben bewirken kann.

Jung zu sein geht oft mit dem Wunsch einher, etwas Sinnvolles zu tun; etwas, das wirklich etwas bewirkt. Viele von euch sind bereit, großzügig zu sein, denen zu helfen, die ihr liebt, oder sich für etwas einzusetzen, das größer ist als ihr selbst. Es ist also nicht wahr, dass es im Leben nur darum geht, das zu tun, was sich gut oder angenehm anfühlt, wie manche Leute behaupten. Sicher, Bequemlichkeit kann schön sein, aber – wie uns Papst Benedikt XVI. in Erinnerung gerufen hat: wir sind wir nicht für Bequemlichkeit geschaffen, wir sind zum Großen geschaffen, für Gott selbst (vgl. Spe Salvi, 33). Tief in unserem Inneren sehnen wir uns nach Wahrheit, Schönheit und Güte, weil wir dafür geschaffen sind. Und dieser Schatz, den wir suchen, hat einen Namen: Jesus, der von euch gefunden ... werden möchte.

Einer meiner persönlichen Helden, einer meiner Lieblingsheiligen, der heilige Augustinus von Hippo, hat das schon als junger Mann erkannt. Er suchte überall nach Glück, doch nichts erfüllte ihn, bis er sein Herz für Gott geöffnet hat. Und so konnte er schreiben: „Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“ (Bekenntnisse, I,1). Augustinus hatte erkannt, dass sein Verlangen nach etwas Großem in Wahrheit das Verlangen nach einer Beziehung zu Jesus Christus war.

Diese Freundschaft mit Jesus ist das Herzstück dessen, was es bedeutet, Christ zu sein. Sie ist nicht nur für Heilige, Priester oder Ordensleute bestimmt, sondern für alle Menschen. Das war die Erfahrung der ersten Jünger Jesu. Sie waren ganz normale Menschen, die Zeit mit dem Herrn verbrachten, ihm zuhörten und seine Liebe erfuhren. Sie entdeckten, dass Teil der Kirche zu sein bedeutete, Jesus nachzufolgen, nach seinen Lehren zu leben und seine Sendung fortzusetzen. Wenn wir also über die Zukunft der Kirche nachdenken, müssen wir als Erstes unsere eigene Freundschaft mit Jesus vertiefen. Das bedeutet persönliche Umkehr – Gott unser Herz verwandeln zu lassen, damit wir Christus besser folgen können. Augustinus hat das sehr treffend wie folgt ausgedrückt: Wenn du die Welt verändern willst, dann lass dich zuerst von Gott verändern.

Ein Teil davon, Jünger Jesu zu sein, besteht darin, authentisch zu sein. Junge Menschen haben ein ausgeprägtes Gespür für Authentizität. Ihr merkt sofort, ob etwas echt oder unecht ist. Verliert diesen Instinkt nicht! Gebt euch nicht mit einer oberflächlichen Version des Glaubens zufrieden. Sucht die echte Freundschaft, die Jesus euch anbietet. Hört ihm im Gebet zu und lasst ihn euer Leben gestalten. Wenn ihr das tut, dann tragt ihr seine Gegenwart in die Welt hinaus. Mit Freude, Hoffnung und Kreativität können authentische Zeugen des Evangeliums dazu beitragen, die Menschheit zu heilen und zu einen.

Jesus ruft seine Jünger auch dazu auf, Friedensstifter zu sein – Menschen, die Brücken bauen statt Mauern, die Dialog und Einheit schätzen statt Spaltung. Bitte verwendet keine politischen Kategorien, wenn ihr vom Glauben oder von der Kirche sprecht. Die Kirche gehört keiner politischen Partei an – sie hilft euch, euer Gewissen zu bilden, damit ihr weise und mit Liebe denken und handeln könnt.

Wenn ihr euch Jesus nähert, habt keine Angst davor, was er von euch verlangen könnte. Wenn er euch auffordert, Veränderungen in eurem Leben vorzunehmen, dann immer deshalb, weil er euch eine größere Freude, eine größere Freiheit schenken möchte. Gott ist in seiner Großzügigkeit unübertroffen. So hat der heilige Augustinus ja auch gebetet: „Herr, gib mir die Kraft, alles zu tun, was du von mir verlangst. Dann verlange von mir, was du willst“ (vgl. Bekenntnisse, X). Er kannte seine eigene Schwäche, aber er wusste auch, dass Gott diejenigen stärkt, die ihm ihr Herz öffnen.

Wenn eure katholische Identität stärker wird, wird auch eure Wertschätzung für die vielen verschiedenen Berufungen in der Kirche wachsen. Viele von euch sind zur Ehe und zum Familienleben berufen. Die Welt braucht heilige Familien, die den Glauben weitergeben und Gottes Liebe im Alltag zeigen. Wenn ihr glaubt, dass ihr zur Ehe berufen seid, dann betet um einen Ehepartner, der euch hilft, in der Heiligkeit und im Glauben zu wachsen.

Manche von euch sind vielleicht zum Priestertum berufen, um Gottes Volk durch das Wort und die Sakramente zu dienen. Wenn ihr dieses Verlangen in eurem Herzen spürt, ignoriert es nicht. Tragt es vor Jesus und sprecht mit einem Priester, dem ihr vertraut. Andere sind vielleicht zum Ordensleben berufen, um Zeugen eines freudigen Lebens zu sein, das ganz Gott gewidmet ist. Wenn ihr diesen Ruf verspürt, diese sanfte Anziehung, dann habt keine Angst. Bittet den Herrn, euch zu führen und euch seinen Plan zu zeigen.

Liebe junge Menschen, vertraut auf Jesus, wenn ihr eure Berufung sucht. Er weiß, wie er euch zum wahren Glück führen kann. Wenn ihr euer Herz öffnet, werdet ihr hören, wie er euch zur Heiligkeit ruft. Wie Papst Benedikt XVI. einmal gesagt hat: Jesus „nimmt nichts, und er gibt alles“ (Predigt zum Pontifikatsbeginn, Rom, 24. April 2005). Wenn wir uns ihm hingeben, erhalten wir weit mehr, als wir uns jemals vorstellen könnten.

Eure Berufung ist immer mit der größeren Sendung der Kirche verbunden, das Evangelium mit der ganzen Welt zu teilen. Jesus sandte seine Jünger aus, um ihm den Weg zu bereiten, zu predigen, zu heilen und anderen seine Barmherzigkeit zu bringen. Nach seiner Auferstehung sandte er die Apostel aus, um seine Gnade in die ganze Welt hinaus zu tragen. Diese Sendung ist auch eure. Welch größeres Geschenk könnt ihr der Welt machen als das Geschenk des ewigen Lebens in Christus? Welch größerer Sache könntet ihr euer Leben widmen als dem Evangelium? Die Welt braucht Missionare. Sie braucht euch, damit ihr das Licht und die Freude weitergebt, die ihr in Jesus gefunden habt.

Allen, die an der Konferenz in Indianapolis teilnehmen, möchte ich sagen: Ich bete für euch. Ich hoffe, dass euch alles, was ihr während dieser Konferenz erlebt habt, dazu inspiriert, Jesus und die Kirche noch mehr zu lieben, und dass ihr diese Liebe in euren Familien, Freundeskreisen, Schulen und Pfarreien weitergebt. Denen, die online zugeschaltet sind, sage ich: Diese Einladung gilt auch für euch. Ihr könnt missionarische Jünger sein, wo immer ihr seid. Der Herr lädt euch alle ein, die Frohe Botschaft mit anderen zu teilen: Die Frohe Botschaft, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, dass er auferstanden ist und heute lebt, und uns seine Liebe und Freundschaft anbietet.

Liebe Freunde, danke für eure Fragen und dafür, dass ihr heute zugehört habt. Ich sehe in euch ein großes Hoffnungs- und Verheißungspotential und vertraue darauf, dass der Herr in eurem Leben wirkt. Möge er euch weiterhin segnen, führen und stärken, während ihr versucht, ihm zu dienen – in der Kirche und in jedem Menschen, den er auf euren Weg stellt.

(vaticannews - übersetzung: silvia kritzenberger)

 

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21. November 2025, 17:09