125 Jahre Sant’Anselmo: Schule für den Dienst des Herrn
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Normalerweise kommt der Papst nur am Aschermittwoch auf den Aventin: den Ort, wo sich die römische Zentrale des Benediktinerordens befindet, die Abtei Sant'Anselmo mit Hochschule, Kirche und Kloster - und auch der Sitz des "Abtprimas" der Benediktiner-Abteien weltweit.
Die Präsenz der Benediktiner in der Kirche und in der Welt stärken
In der Zeit des Umbruchs zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert habe Papst Leo XIII. die „Präsenz der Benediktiner in der Kirche und in der Welt stärken“ wollen, ließ Leo XIV. in seiner Predigt die Entstehungsgeschichte dieses Gotteshauses Revue passieren, das die Ordensgemeinschaft der Benediktiner in den Jahren 1892 bis 1896 errichten ließ und das am 11. November 1900 durch Kardinalstaatssekretär Mariano del Tindaro geweiht wurde. Die Umstände jener Zeit hatten Leo XIII. daran gehindert, die ursprüngliche Weihe dieser Kirche selbst vorzunehmen, die ihm sehr am Herzen gelegen sei und deren Bau er gefördert habe, so Papst Leo.
Das Kloster: Ort des Wachstums, des Friedens, der Gastfreundschaft und der Einheit
Das Mönchtum sei von Beginn an eine „Grenzrealität“ gewesen, gab das Kirchenoberhaupt zu bedenken: eine Lebensform, „die mutige Männer und Frauen dazu veranlasste, an den entlegensten und unwirtlichsten Stätten Orte des Gebets, der Arbeit und der Nächstenliebe zu schaffen und so oft öde Gebiete in fruchtbares und reiches Land zu verwandeln, sowohl in landwirtschaftlicher und wirtschaftlicher, vor allem aber in spiritueller Hinsicht.“ Und so seien die Klöster „Orte des Wachstums, des Friedens, der Gastfreundschaft und der Einheit“ geworden, „selbst in den dunkelsten Zeiten der Geschichte.“
Angesicht der großen Herausforderungen, vor denen die Kirche auch heute stehe, gelte es, Christus in den Mittelpunkt zu stellen und dies im Gebet, im Studium und im Streben nach einem heiligen Leben umzusetzen, gab Papst Leo zu bedenken. Und für Sant’Anselmo bedeute das, die verschiedenen Aufgaben – Liturgie, Studium, Forschung und Seelsorge – als Einheit zu begreifen. „Das Kloster, die Universität, das Liturgische Institut und die pastoralen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Kirche müssen gemäß den Lehren des heiligen Benedikt immer mehr in Synergie als eine authentische „Schule für den Dienst des Herrn“ (Hl. Benedikt, Regel, Prolog, 45) wachsen.“
Pulsierendes Herz im Leib der benediktinischen Welt
Und wie diese Berufung konkret aussehen müsse, beschrieb Papst Leo wie folgt: „Ich habe mir den Komplex, in dem wir uns befinden, als eine Gegebenheit vorgestellt, die danach streben muss, ein pulsierendes Herz im großen Leib der benediktinischen Welt zu werden, in dessen Mittelpunkt gemäß den Lehren des heiligen Benedikt die Kirche steht.“
Es ginge also um eine Haltung der Demut derer, die wüssten, dass „die Erkenntnis der göttlichen Geheimnisse weniger eine Errungenschaft des menschlichen Genies ist als vielmehr ein Geschenk Gottes an die Demütigen und Gläubigen“, zitierte Papst Leo den heiligen Schutzpatron Anselm.
„Aber wir möchten hoffen, dass dies auch die prophetische Botschaft ist, die von dieser Institution an die Kirche und die Welt ergeht, als Erfüllung der Sendung, die wir alle erhalten haben: nämlich ein Volk zu sein, das Gott sich erworben hat, damit es die großen Taten dessen verkündet, der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“
Abschließend gab Papst Leo noch dem Wunsch Ausdruck, Sant’Anselmo möge immer mehr ein Ort werden, „an dem der Mensch der Gegenwart jene letzte und grundlegende Antwort suchen kann, die weder Fleisch noch Blut offenbaren, sondern nur der Vater, der im Himmel ist... Ein Ort der Freude, an dem man die Schönheit erlebt, mit anderen zu teilen, was man umsonst empfangen hat.“
(vaticannews – skr)
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