Papst an Jugend: Seid „Lebenssaft der Hoffnung“ für Libanon
Anne Preckel - Vatikanstadt
„Assalamu lakum“, „Der Friede sei mit euch!“ – mit dem Friedensgruß auf Arabisch wandte sich Leo XIV. an die rund 15.000 jungen Leute, darunter Teilnehmende aus Syrien und dem Irak sowie Libanesen und Libanesinnen, die zum Papstbesuch in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Die lebendige Begegung fand vor dem Amtssitz des maronitischen Patriarchen von Antiochien statt, der in Bkerké nördlich von Beirut residiert. Die Menge hatte sich auf dem Platz vor dem Patriarchat versammelt und jubelte dem Gast aus Rom begeistert zu. Gemeinsam mit Patriarch Bechara Boutros Rai drehte Papst Leo zunächst eine Runde im Papamobil, um die Jugendlichen zu begrüßen.
Papst ermutigt Jugend zum Aufbau des Landes
In seiner Ansprache ermutigte Papst Leo die jungen Leute zum Einsatz für das Gemeinwohl und den Aufbau im Libanon. Sie sollten aus den „guten Wurzeln“ und der „demütigen, verborgenen und ehrlichen Arbeit vieler Menschen“ schöpfen, „die der Gesellschaft dienen und sich ihrer nicht für die eigenen Interessen bedienen“. Dieses Wirken für das Gemeinwohl lasse „nicht nur einen Zweig der libanesischen Zeder wachsen“, so der Papst, der hier auch an schädliche Partikularinteressen und Korruption gedacht haben mag, „sondern den ganzen Baum in all seiner Schönheit“, wie er formulierte.
Leo XIV. rief die jungen Leute dazu auf, sich großzügig für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung im Libanon einzusetzen: „Seid der Lebenssaft der Hoffnung, auf den das Land wartet!“ Wie eine Zeder werde der Libanon dann „wieder schön und kraftvoll erblühen“, machte der Papst für die Zukunft Mut. Mehrfach wurde er während seiner Ansprache mit Applaus und Jubel bedacht. Theater-Einlagen, Gesang und Prozessionen sorgten bei der Begegnung für Abwechslung.
Lebenszeugnisse
Zu Beginn des Treffens berichteten mehrere junge Leute dem Papst von prägenden Erfahrungen in ihrem Leben: der Explosion im Beiruter Hafen, der Flucht vor Krieg im Südlibanon und der Entscheidung, trotz Entbehrungen die eigene Heimat nicht zu verlassen.
Religionsübergreifende Geschwisterlichkeit sprach aus der Geschichte der beiden jungen Frauen Joelle und Asil, einer Christin und einer Muslima aus dem Südlibanon. Sie hatten bei einem Taizé-Aufenthalt in Frankreich Freundschaft geschlossen. Als 2024 der Südlibanon bombardiert wurde, nahm die christliche Familie ihre muslimischen Freunde, die alles verloren, kurzerhand bei sich zu Hause auf.
„Wir lebten wie eine Familie: Während wir zur Messe gingen, nahmen sie sich Zeit zum Beten, und danach versammelten wir uns wieder um denselben Tisch“, berichtete die Christin dem Papst. „Gott wohnt nicht nur innerhalb der Mauern einer Kirche oder Moschee. Gott ist gegenwärtig, wenn Herzen sich begegnen und einander wie Geschwister lieben. Unter diesem gemeinsamen Dach wurde eine neue Hoffnung geboren, die zeigt, dass der Libanon Unterschiede in Stärke verwandeln kann und dass Begegnungen wie diese den wahren Sinn des Zusammenlebens offenbaren“, zeigte sich die Gläubige überzeugt.
„Unsere Liebe zum Libanon war stärker als unsere Angst, sie hielt uns davon ab, zu fliehen, selbst nachdem wir so unermessliches Leid gesehen hatten“, berichteten Anthony und Maria, die nach der verheerenden Explosion im Beiruter Hafen als Freiwillige Nothilfe für unzählige Verletzte und Odachlose leisteten. „Unsere Anwesenheit wurde zu einem Werkzeug in Gottes Hand“, erklärten sie: „Durch uns half er und entfachte Hoffnung inmitten von Chaos und Zerstörung.“
Auch der libanesische Student Elie entschied sich - anders als viele Altersgenossen, die angesichts der Not den Libanon verlassen - in seinem Heimatland zu bleiben. Zur Zeit der Inflation verlor er sein Erspartes, und seine Zukunftsträume zerbrachen. „Warum gehst du nicht?“, wurde er oft gefragt, in Frankreich habe er sogar Aussicht auf einen Job gehabt. Elie entschied sich dennoch zum Bleiben – „weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass Schwierigkeiten ein Aufruf sind, klarer zu denken, mutiger zu lieben und sich für Veränderungen einzusetzen, selbst wenn es mich Komfort kostet“.
Die Hoffnung und Begeisterung der Jugend
Einer Welt, „die von Kriegen zerrissen und von sozialen Ungerechtigkeiten entstellt ist“, sollten die jungen Leute die Hoffnung entgegensetzen, die sie selber seien, so der Papst: Sie hätten Zeit und Hoffnung, Träume und Begeisterung, um den Lauf der Geschichte zu verändern, ermutigte er sie: „Der wahre Widerstand gegen das Böse ist nicht das Böse, sondern die Liebe, die fähig ist, die eigenen Wunden zu heilen, während man die Wunden anderer versorgt.“
Wie aber lassen sich angesichts schwerer Umstände Hoffnung und Frieden kultivieren, wollten junge Leute vom Papst wissen. Keine Idee und kein Vertrag könne diesen Halt geben, so Leo XIV., nur „die Hoffnung, die von oben kommt: Christus“, betonte er. Friede sei nicht echt, wenn er nur die Frucht von Partikularinteressen sei, sondern müsse auf Nächstenliebe, Vergebung und Gerechtigkeit gründen, erinnerte Leo XIV. im Libanon.
„Baut mit der Kraft, die ihr von Christus empfangt, eine Welt auf, die besser ist als die, die ihr vorgefunden habt“, forderte er die jungen Leute auf. Wie der heilige Franz von Assisi sollten sie sich als „Werkzeuge des Frieden“ begreifen, so der Papst. Wahre Erneuerung beginne mit alltäglichen Gesten - „mit der Aufnahme des Nachbarn und des Fernstehenden, mit der dem Freund und dem Flüchtling gereichten Hand, mit der schwierigen, aber notwendigen Vergebung für den Feind“. Leo XIV. rief die Jugendlichen zu echten Freundschaften, zu dauerhaften menschlichen Beziehungen und zu Gebet und Bibellektüre auf.
Bekenntnis zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit
Die jungen Leute bekannten sich bei der Begegnung in Bkerké vor dem Papst dazu, „Friedensstifter in einer leidenden Welt“ zu sein. Das Ritual hatte die Form eines Verprechens der Jugendlichen, mit Gottes Hilfe zu Versöhnung, Hoffnung und Gerechtigkeit in der Gesellschaft und der Kirche des Libanon beitragen zu wollen.
Nächster Programmpunkt des Papstes im Libanon ist der Besuch eines Krankenhauses in Jal ed Dib am Dienstagmorgen, Radio Vatikan überträgt live ab 7.20 Uhr.
(vatican news - pr)
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