Hl. Wilhelm (von Vercelli), Abt, Gründer der „Monaci di Montevergine“
Gepeinigte Füße – Hauptsache, sie sind unterwegs, immerfort. Ziel: Santiago de Compostela, und eines Tages das Heilige Land.
Manchmal reichen 14 Jahre, um das Leben zu wählen, das man sich wünscht – und das, das man hat, hinter sich zu lassen. Guglielmo, ein Jugendlicher aus Vercelli, ist so einer. Mit 14 tut er etwas, das Franziskus über hundert Jahre später in Assisi ebenfalls tun wird: Er befreit sich von den Privilegien seines Standes, verzichtet auf seinen Adelstitel, legt ein grobes Büßergewand an und macht sich auf den Weg – barfuß. Compostela ist um das Jahr 1000 ein obligatorisches Ziel für Pilger.Als Guglielmo sich auf den Weg zum spanischen Heiligtum macht, ist es um 1099.Fünf Jahre wird er unterwegs sein – nur Brot und Wasser, Bußgürtel, Nächte auf nackter Erde, inniger Zwiegesang mit Gott und brennende Verkündigung des Evangeliums entlang der Straßen.
Ein ungeahntes Ziel
Ein weiteres Ziel für jeden Pilger jener Zeit ist das Land Jesu. Guglielmo kehrt nach Italien zurück, um nach Jerusalem aufzubrechen.
Doch der Mensch, der plant, hat dem Gott der Überraschungen wenig entgegenzusetzen. Auf der Suche nach einem Schiff zieht er südwärts – doch in der Gegend um Brindisi wird er von einer Bande Krimineller überfallen.
An diesem abgemagerten Pilger ist wenig zu holen, die Enttäuschung schlägt in Gewalt um. Guglielmo wird verprügelt und zur Umkehr gezwungen. Während er sich erholt, trifft er auf Johannes von Matera, den er bereits zuvor begegnet war – auch er ein künftiger Heiliger.Johannes sagt ihm entschieden, dass hinter dem Überfall ein größeres Zeichen stecken könnte: nämlich sein apostolisches Wirken nicht im Ausland, sondern in Italien zu entfalten.Guglielmo denkt darüber nach, wird überzeugt – und bricht erneut auf. 1118 erreicht er die Irpinia, am Fuße des Monte Partenio. Er steigt hinauf, bis er in einer kleinen Mulde Halt macht. Der Pilger ist zum Eremiten geworden.
Die Mönche von Montevergine
Ein Eremit ist für die Einsamkeit geschaffen – doch diese Einsamkeit ist nicht für diesen Eremiten gemacht. Sein Ruf als Gottesmann verbreitet sich schnell, wie der kalte Wind, der oft durch die Wälder des Partenio streicht.Dutzende finden den Weg nach Montevergine, wo sich die Zelle des Mönchs Guglielmo befindet. Der Eremit wird zum Abt. Geschriebene Regeln gibt es kaum. Sie werden mündlich überliefert und vor allem durch Beispiel gelehrt: strenge Buße, Gebet, tätige Nächstenliebe gegenüber den Armen. So entsteht der Keim der Verginianischen Kongregation, die 1126 offiziell anerkannt wird. Doch die Füße des Eremiten bleiben unruhig. Eines Tages übergibt er die inzwischen entstandene Abtei einem seiner Jünger – und macht sich erneut auf den Weg: von der Irpinia nach Samnium, von der Lucania über Apulien bis nach Sizilien. Normannische Fürsten und die Ärmsten der Armen – wer ihm begegnet, ist tief beeindruckt.Viele Geschichten sprechen von Wundern. Die bekannteste:Ein Wolf zerfleischt Guglielmos Zugtier, einen Esel – woraufhin der Mönch das wilde Tier „zwingt“, fortan selbst als Lasttier in völliger Sanftmut zu dienen.
Schutzpatron der Irpinia
Die Abtei von Montevergine blüht auf – dank zahlreicher, großzügiger Spenden.
Unter Guglielmos Freunden findet sich auch Roger II., ein normannischer König, dem er aufrichtig verbunden ist.
Ihn besucht Guglielmo ein letztes Mal, als seine Kräfte schwinden.
Der Tod ereilt ihn im Jahr 1142, in einem seiner irpinischen Klöster – im Goleto. 800 Jahre später, im Jahr 1942, wird er von Papst Pius XII. zum Hauptpatron der Irpinia ernannt.