Vatikan: Amoris laetitia als pastorale Begleitung
Außerdem sei es für das Verständnis von „Amoris laetitia“ wichtig, dass Gnade bei den Jesuiten in erster Linie missionarisch ist, nämlich in der doppelten Bedeutung der Ausweitung der geografischen Grenzen der Kirche und der Hinwendung der Kirche zu den existentiellen Grenzen der Menschheit. Kardinal Ouellet verweist auf das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“, wo bereits die missionarische Umgestaltung der Kirche entworfen wird. Ausgangspunkt sei eine „pastorale Bekehrung“, die zu einer missionarischen Öffnung führe. Kapitel 8 von „Amoris laetitia“ sei nach Ouellet eine spezielle Anwendung der pastoralen Begleitung auf Lebenssituationen, die als „irregulär“ bezeichnet werden. Zunächst spreche der Papst den anthropologischen und kulturellen Wandel an, der einen neuen postoralen Ansatz notwendig mache. Es sei nicht genug, einfach auf überkommene Doktrin und strenge Disziplin zu bestehen. Daher mahne der Papst zu einer „pastoralen Bekehrung“. Ausgehend von einer Betrachtung Jesu, der mit der Samariterin spricht, um sie zur Wahrheit ihres Lebens und des Evangeliums zu bringen, müsse der Pastor seinen Blick und seine Haltung gegenüber der Sünderwelt ändern.
Was die Frage des Zugangs zu Sakramenten für wiederverheiratete Geschiedene angeht, appelliere Papst Franziskus nach Ouellet zu einem verfeinertes Lernen der pastoralen Unterscheidung. Der pastorale Ansatz sei durch drei Verben definiert: Begleiten, erkennen, integrieren. Der Papst habe nach Einschätzung von Ouellet den Mut gehabt, die umstrittene Frage neu aufzuwerfen und einen Dialogprozess zu beginnen, obwohl das Thema auf der Synodalversammlung kaum behandelt wurde.
Doch diejenigen, die jetzt eine Absage an kirchliche Lehren befürchten, sind ebenso im Unrecht, wie diejenigen, die sich über einen liberalisierten Zugang zu Sakramenten freuen. Es geht nach Ouellet in „Amoris laetitia“ gar nicht darum, sondern um eine pastorale Begleitung und Integration von Menschen „in unregelmäßigen Situationen“, die sich „auf dem Weg eines spirituellen Wachstums“ befinden.
(or)
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