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Künstliche Intelligenz: Risiken senken ist Aufgabe für Politik und Kirche

Alexa und Siri, lernende Roboter, selbstfahrende Autos und Apps, die Texte in Sekunden übersetzen und immer besser werden: Die Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) sind praktisch grenzenlos, bedrohen aber zugleich den Menschen. Deshalb interessiert sich auch die Kirche für die ethischen Fragen, die KI aufwirft. In Rom tagte dazu am Donnerstag ein Kongress.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Ausgerichtet hatte ihn der Päpstliche Kulturrat zusammen mit der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl. Künstliche Intelligenz muss in ihren Chancen und Risiken erst einmal besser und das heißt: interdisziplinär begriffen werden, sagte uns der frühere deutsche Vatikan-Botschafter Michael Koch in einem Bilanzinterview. „Der Gedanke dieser Konferenz war vor allem, dass dieses Gespräch über die Naturwissenschaften hinausgehen muss. Nicht weil den Naturwissenschaftlern zu misstrauen wäre, sondern weil es hier um Fragen geht, die offenkundig die Gesellschaft als Ganzes und mehr noch sogar die Menschheit als Ganzes betreffen.“

So begegneten sich in Rom Fachleute aus der Neurowissenschaft, der Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaft und der Technologiekonzerne, um aus ihren jeweiligen „Wissens-Silos“ herauszukommen und jeweils auf den Tisch zu legen, was in Sachen Künstlicher Intelligenz Stand der Forschung ist - und worauf wir zusteuern.

„Die können sich selbst verbessern mit einer Geschwindigkeit, mit der die biologische Evolution nicht mithalten kann“

Christof Koch, Leiter des in Seattle ansässigen Allen Institute for Brain Science, macht es konkret. Der Neurowissenschaftler benennt als das eine große, unterschätzte Risiko der KI die existenzielle Bedrohung der Gattung Mensch. „Wir sind die dominante Spezies auf dem Planeten, weil wir die intelligenteste sind. Wir sind jetzt dabei, andere hoch intelligente Kreaturen zu erschaffen, künstlich zu erzeugen. Die können lernen, die können sich selbst verbessern mit einer Geschwindigkeit, mit der die biologische Evolution nicht mithalten kann. Ist das wirklich eine gute Idee? Ist das wirklich ausgereift? Aber wir können diesen Prozessen nicht stoppen, wir können ihn vielleicht modellieren und steuern.“

Dringend gesucht: Ethik

Genau dazu braucht es die konstruktive Debatte weit über die Grenzen der Naturwissenschaft hinaus, erklärt Christof Koch. Er selbst habe im Austausch mit den Fachleuten der anderen Disziplinen „sehr viel Neues gelernt vor allem über ethische Fragen, die ich als Wissenschaftler mir nicht zuerst stelle. Ich stelle primär die Fragen, was kann sein, was ist, aber nicht, was soll sein.“ Gerade die Frage freilich, was gut ist, dass der Mensch tut, wird seit jeher von der Philosophie und der Religion bespielt.

Hier zum Hören:

Sobald sich vermessen lässt, womit die Welt es bei der KI eigentlich zu tun bekommt, „wird es auch notwendig sein, Verfahren zu entwickeln, mit denen die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz nach bestimmten Gesichtspunkten zu regulieren ist“, ergänzt der frühere Diplomat Michael Koch. „Und ja, ich glaube, dass da auch die Kirche einen Platz hätte, nämlich darin zu ermuntern, dass dieser Weg beschritten wird, aber das muss natürlich vor allem von der Politik ausgehen.“

Michael Koch denkt, dass die fortgeschrittene Gesellschaft als solche spät dran ist, die Risiken der Künstlichen Intelligenz gedanklich, rechtlich und juristisch einzuhegen. „Wichtig ist, dass wir da nicht so sehr viel Zeit haben, weil die Entwicklungen derartig rasant sind und menschliche politische Entscheidungsprozesse einfach drohen abgehängt zu werden, und zwar unwiderruflich, weil es mehr Zeit erfordert Konsens herzustellen, etwa im Rahmen einer Demokratie.“

Sie sind Brüder: Der Hirnforscher Christof Koch und der frühere Diplomat Michael Koch
Sie sind Brüder: Der Hirnforscher Christof Koch und der frühere Diplomat Michael Koch

(vatican news – gs)

 

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22. Oktober 2021, 14:35