Erste Anglikaner-Erzbischöfin von England: Vatikan gratuliert
Die bisherige Bischöfin von London, Sarah Mullally, war am Freitag von König Charles III. zum 106. Erzbischof von Canterbury ernannt worden. Die verheiratete Mutter zweier Kinder ist damit erste Erzbischöfin der anglikanischen Kirche von England - und damit auch die erste Primatin, also zweithöchste Repräsentantin der Church of England nach dem Monarchen. Vorausgegangen war ein Auswahlprozess der zuständigen Crown Nominations Commission.
Kardinal Koch, Präfekt des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, verwies in seinem Gratulationsschreiben an Mullally auf „beträchtliche Herausforderungen“, vor denen die Church of England und die anglikanische Gemeinschaft derzeit stünden, ohne konkrete Themen anzusprechen.
„Instrument der Gemeinschaft und Einheit für die Gläubigen“
Die Ernennung des Nachfolgers von Justin Welby sei mit „großem Interesse“ und „hohen Erwartungen“ verfolgt worden, so Koch. Er hoffe darauf, dass Mullally das Amt im Dienste der Gemeinschaft ausfüllen könne, machte der Schweizer Kurienkardinal deutlich: „Ich bete darum, dass der Herr Sie mit allen Gaben segnen möge, die Sie für das sehr anspruchsvolle Amt benötigen, zu dem Sie nun berufen wurden, und Sie dazu befähigen möge, ein Instrument der Gemeinschaft und Einheit für die Gläubigen zu sein, denen Sie dienen werden“, so Koch.
Der Präfekt verwies auf den lange bestehenden „formalen theologischen Dialog“ zwischen anglikanischer und katholischer Kirche. In den letzten etwa sechs Jahrzehnten „sind wir in gegenseitigem Verständnis und Zuneigung stark gewachsen“, formulierte Koch. „Trotz gelegentlicher Spannungen wurde dieses Bemühen um eine tiefere Gemeinschaft durch die herzlichen Beziehungen zwischen den Hirten unserer beiden Gemeinschaften unterstützt.“
Gemeinsame Trauer beim Tod von Papst Franziskus
Besonders deutlich sei dies 2025 nach dem Tod von Papst Franziskus geworden, als viele Bischöfe der anglikanischen Gemeinschaft an der Beisetzung teilgenommen hätten – auch die bisherige Bischöfin von London. „Ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit bei dieser Gelegenheit“, zeigte sich Koch in seinem Brief dankbar. Er hoffe auch in den kommenden Jahren auf eine solche Nähe, betonte er, „während wir weiterhin ,gemeinsam auf dem Weg gehen‘“. Der Präfekt verwies mit dieser Formulierung auf ein gemeinsames Grundlagendokument, das unter dem Titel „Walking together on the Way“ veröffentlicht worden war.
Der theologische Dialog beider Kirchen wird durch die gemeinsame „Anglican-Roman Catholic International Commission – ARCIC“ vorangetrieben, die sich derzeit in einer dritten Dialogphase befindet. Im Mai 2022 waren die Vertreter mit Papst Franziskus im Vatikan zusammengetroffen.
Nachfolgerin von Justin Welby
Bischöfin Mullalys Vorgänger im Amt, Justin Welby, war im November 2024 zurückgetreten, nachdem ihm ein Bericht fehlerhaften Umgang mit Missbrauchsfällen bescheinigt hatte.
Die Zulassung von Frauen zum Priesteramt hatte die Kirche von England 1992 mit einer hauchdünnen Mehrheit beschlossen. Der Schritt sorgte für Aufsehen und zog innerkirchliche Spannungen nach sich. 2014 wurden Frauen in der anglikanischen Kirche auch zum Bischofsamt zugelassen. Heute ist jeder dritte anglikanische Geistliche in England weiblich.
(vatican news – pr)
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