EIn neuer Gardist, der sich auf die Vereidigung vorbereitet EIn neuer Gardist, der sich auf die Vereidigung vorbereitet 

Neue Schweizergardisten bereiten sich auf Vereidigung vor

Es ist ein Moment, auf den sie seit Monaten hingearbeitet haben: Am Samstag werden 27 Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde vereidigt. Ursprünglich hätte die Feier wie jedes Jahr am 6. Mai stattfinden sollen. Doch der Tod von Papst Franziskus, das darauffolgende Konklave und die Wahl von Papst Leo XIV. führten zu einer Verschiebung.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Für die jungen Gardisten ist die Zeremonie der Höhepunkt ihrer bisherigen Laufbahn – und ein Versprechen von höchster Tragweite. Einer von ihnen ist Francesco aus Bellinzona. Der 21-Jährige erzählt, wie ihn schon als Kind die Faszination für die Garde ergriff: „Mein Pate Antonio hat mir diese Welt nähergebracht. Zu meinen Geburtstagen bekam ich immer Gadgets von der Schweizergarde. Schon damals träumte ich davon, eines Tages dieselbe Erfahrung zu machen.“ Ein Schlüsselmoment sei für ihn die Wahl von Papst Franziskus im Jahr 2013 gewesen: „Ich war elf Jahre alt, und der neue Papst hatte denselben Namen wie ich. Da wurde der Traum noch stärker.“

Hier hören Sie das Interview mit dem Gardisten Jan von Mario Galgano

Am 31. Mai 2024 trat Francesco in die Kaserne ein. Den Moment seiner Ankunft wird er nie vergessen: „Ich kann gar nicht beschreiben, wie aufgeregt ich war, als ich in Rom aus dem Zug stieg und der Bus mit dem Kennzeichen SCV auf mich wartete.“ Heute lebt er im sogenannten „Schweizer Quartier“. Dort, sagt er, sei die Atmosphäre „familiär und typisch schweizerisch – vier Sprachen, vier Kulturen unter einem Dach“.

Große Ehre und Verantwortung

Stolz steht Jan, 21, aus Engelberg im Schweizer Kanton Obwalden, im Hof der Kaserne. „Dem Papst zu dienen, ist eine sehr große Ehre und Verantwortung“, sagt er. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir als Schweizer seit 500 Jahren den Papst beschützen dürfen, wir und niemand anders.“

Jan hat sich nach seiner Matura an der Klosterschule Engelberg für die Garde entschieden. Disziplin und Genauigkeit, sagt er, habe er schon im Militärdienst schätzen gelernt: „Es ist für mich wichtig, so in den Tag zu starten, dass ich das Bett mache und alles seine Richtigkeit hat.“ Ein Freund brachte ihn auf die Idee, Gardist zu werden. Italienisch sprach er bereits, katholisch war er ohnehin. Empfehlungsschreiben, Führungszeugnis, medizinische Tests – alles erfüllte er. Bei Gesprächen mit Kommandant Christoph Graf und Kaplan Pater Kolumban Reichlin fiel schließlich die Entscheidung.

Besonders bewegt hat ihn der Abschied von Papst Franziskus: „Ich durfte für ihn die Totenwache halten. Es war einer der bewegendsten Momente für mich, als ich neben seinem Sarg im Petersdom stand.“ Seitdem erlebt er das Heilige Jahr in vorderster Reihe, mit langen Diensten bei Sonderaudienzen und Empfängen für Staatsgäste. Über Papst Leo XIV. sagt er: „Er ist viel zurückhaltender als Franziskus. Man hält keinen Smalltalk, aber er bedankt sich immer und schätzt unsere Arbeit sehr. Das ist das Wertvollste.“

Alltag

Seinen Alltag beschreibt Francesco als geprägt vom direkten Kontakt mit den Pilgern: „Die Nähe zu den Menschen, die aus aller Welt kommen, gibt mir sehr viel. Sie bereichert meinen Glauben.“ Die dramatischen Tage nach dem Tod von Papst Franziskus haben ihn tief geprägt. Er stand selbst Wache am Sarg: „Diese Emotionen kann ich gar nicht beschreiben.“ Auch den Moment der Wahl von Papst Leo XIV. wird er nie vergessen: „Schon vor dem weißen Rauch herrschte große Erwartung. Als das ‚Habemus Papam‘ verkündet wurde, bebte der ganze Petersplatz. Das erste Mal, als ich Leo XIV. sah, war unvergesslich.“

Nun blickt er mit Ehrfurcht auf den Eid: „Es bedeutet, bis ins Innerste zu verstehen, was die Garde ist – Hingabe, Opferbereitschaft, absolute Loyalität. Der Eid ist der wichtigste Moment im Leben eines Gardisten. ‚Einmal Gardist, immer Gardist‘ – das ist für mich keine Floskel, sondern Realität.“

Einzigartiger Dienst

Auch Gerlando aus dem Malcantone steht kurz vor seiner Vereidigung. „Ich komme aus Monteggio, wo ich zur Pfarrei Sessa gehörte“, erzählt er. Die Idee, zur Schweizergarde zu gehen, sei während seines Militärdienstes gereift: „Ich fand, dass es ein einzigartiger Dienst ist, den nur wir Schweizer leisten können.“

Das Leben in Rom empfindet er als Geschenk: „In Rom lebt es sich gut, es ist eine einfach wundervolle Stadt, in der es immer viel zu entdecken gibt.“ Besonders das Heilige Jahr sei für ihn ein Höhepunkt: „Es ist mir eine Ehre, während des Jubiläums meinen Dienst zu verrichten. Man lernt Pilger aus aller Welt kennen und hat die Freude, mit ihnen in verschiedenen Sprachen zu sprechen.“

Auch für Gerlando war der Abschied von Papst Franziskus ein bewegender Moment: „Es war nicht leicht, sich von einem Papst wie Franziskus zu verabschieden, aber ich war stolz, ihm einen Monat lang dienen zu dürfen.“ Das Konklave habe er als einzigartig erlebt: „Viele Gardisten bekommen das nie zu sehen. Alle Kardinäle der Welt in einer Stadt zu erleben, war unglaublich.“

Den neuen Papst habe er bereits mehrmals getroffen. „Ich hatte sogar die Ehre, ihm die Hand zu schütteln. Das hat mich sehr bewegt – es war ein unvergleichliches Gefühl.“ Für die Vereidigung sei er bestens vorbereitet: „Ich mache verschiedene Proben mit den Kameraden und kann es kaum erwarten. Ich freue mich, weil ich noch nie in meinem Leben an einer so großen Veranstaltung teilgenommen habe. Ich bin stolz auf mein Land und darauf, was wir im Vatikan repräsentieren.“

Wenn am Samstag die 27 Rekruten den Eid sprechen, werden sie damit Teil einer über 500-jährigen Geschichte. Und für sie gilt, was Francesco zusammenfasst: „Es ist eine Ehre, den Papst zu schützen – und eine Aufgabe fürs Leben.“

(vatican news)

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03. Oktober 2025, 12:54