Monsignore Michael Kahle und Basil Degórski OSPPE aus dem Orden des Heiligen Paulus des Ersten Eremiten (Ordo Sancti Pauli Primi Eremitae) Monsignore Michael Kahle und Basil Degórski OSPPE aus dem Orden des Heiligen Paulus des Ersten Eremiten (Ordo Sancti Pauli Primi Eremitae) 

Studientagung: Es braucht Kenner der Patristik für Liturgietexte

Anlässlich eines internationalen Studientages an der Päpstlichen Universität des heiligen Thomas von Aquin (Angelicum) in Rom wurde die zentrale Bedeutung der biblischen und patristischen Quellen für die korrekte Übersetzung des Missale Romanum hervorgehoben. Der Studientag wurde zu Ehren des herausragenden Patristikers Basil Degórski OSPPE anlässlich seines 70. Geburtstages abgehalten.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Monsignore Michael Kahle, Kanoniker für das Kapitel der Papst-Basilika Santa Maria Maggiore, betonte in seinem Vortrag, dass nur ein tiefes Verständnis dieser Quellen die getreue Übersetzung der sogenannten euchologischen Texte – der liturgischen Gebete – gewährleisten könne. Dies sei ein zentraler Punkt, da die Übersetzung der dritten Auflage des Missale Romanum in die deutsche, polnische und andere Volkssprachen weiterhin ausstehe.

Neues Formular zur Bewahrung der Schöpfung als Beispiel

Kahle führte das jüngst vom Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung promulgierte Formular der Missa pro Custodia Creationis (Messe zur Bewahrung der Schöpfung, vom 8. Juni 2025) als paradigmatisches Beispiel an. Dieses Formular enthält in seiner erweiterten Version explizite Verweise auf biblische (z. B. Kol 1,15–16; Gen 2,15), patristische (Augustinus) und lehramtliche Quellen (z. B. Dominum et vivificantem von Papst Johannes Paul II.; Laudato si’ von Papst Franziskus).

Diese redaktionelle Entscheidung mache deutlich, dass biblische, patristische und lehramtliche Quellen das Fundament des gesamten euchologischen Korpus des Römischen Messbuchs bilden.

„Die Heilige Schrift wird so zur Quelle der oratio ex Scriptura [des aus der Schrift entstandenen Gebets]“, erklärte Kahle.

Römische Gebete: Kurz und konzeptuell

In seinem Vortrag verwies Kahle auf die historischen Entwicklungen, die zur heutigen Form der römischen Orationen führten. Während die Gebete der frühen Gemeinde direkt auf die Heilige Schrift verwiesen, sei der Stil der römischen Orationen, die typischerweise kurz und prägnant formuliert sind, später oft durch die patristische Theologie vermittelt worden.

Besonders das Sacramentarium Gregorianum, dessen Orationen teilweise dem heiligen Gregor dem Großen zugeschrieben werden, schlage eine Brücke zwischen den Heiligen Schriften, der patristischen Theologie und der römischen Orationstradition. Hier verwirkliche sich die oratio ex Scriptura nicht in wörtlicher, sondern in konzeptueller Form.

Die Herausforderung der Übersetzung

Mit Blick auf die anstehenden Übersetzungsarbeiten mahnte Kahle die dreifache Treue an, wie sie das Dekret Postquam Summus Pontifex (2021) vorgibt: die Treue zum Originaltext, die Treue zur Zielsprache und die Treue zur Anpassung an das Verständnis des Volkes.

Er schlussfolgerte: „Nur wer die biblischen, patristischen und lehramtlichen Quellen kennt, kann die euchologischen Texte des Missale Romanum getreu übersetzen und so gewährleisten, dass die lex orandi (Gebetsregel) auch in den Übersetzungen der lex credendi (Glaubensregel) entspricht.“

Der Studientag wurde federführend vom Lehrstuhl für Ekklesiologie an der Päpstlichen Universität Johannes Pauls II. in Krakau durch Professor Andrzej Napiorkówski OSPPEorganisiert.

(pm)

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25. Oktober 2025, 12:46