Die französische Theologin Sr. Nathalie Becquart, Untersekretärin der Bischofssynode im Vatikan. Die französische Theologin Sr. Nathalie Becquart, Untersekretärin der Bischofssynode im Vatikan.   (AFP or licensors)

Synoden-Untersekretärin über „die eigentliche Breaking News der Synoden“

Deutliche Fortschritte bei der Beteiligung von Frauen und Laien am synodalen Prozess der katholischen Kirche sieht die französische Theologin Sr. Nathalie Becquart, Untersekretärin der Bischofssynode im Vatikan.

In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Furche“ (Ausgabe 2. Oktober) betonte sie, dass die unter Papst Franziskus begonnene Einbindung aller in vatikanische Entscheidungsprozesse einen historischen Schritt und die „eigentliche Breaking News“ der Synoden darstelle.

Kulturwandel

Becquart, 2021 als Untersekretärin bestellt, war die erste Frau mit Stimmrecht bei einer Bischofssynode, wobei dieser Kreis mittlerweile auf 54 Frauen angewachsen ist. Entscheidend sei jedoch weniger die Stimme beim Anschlussdokument, bei dem ohnehin alles längst formuliert sei, als die frühzeitige Einbindung in die bereits auf lokaler Ebene gestarteten Beratungen, betonte die Ordensfrau aus dem Xaviere-Orden. Der im Frühjahr verstorbene Papst Franziskus habe durch die Öffnung der Synode für zuvor marginalisierte Gruppen wie Laien und Frauen, aber auch etwa Indigene und junge Menschen neue Beteiligungsformen angestoßen.

Dabei sei die Synode „kein einmaliges Ereignis, sondern ein langfristiger Kulturwandel“, der die Skepsis vieler Beteiligten erst überwinden haben müsse, so Becquart. Widerstände in Teilen des Episkopats seien angesichts der strukturellen Veränderungen nachvollziehbar, bringe doch Veränderung stets auch Unsicherheit und „Verlustängste“ mit sich. In den Köpfen der Synoden-Teilnehmenden sei dieser Wandel gelungen: „Heute sind viele derjenigen, die die größten Bedenken hatten, die stärksten Befürworter der Synodalität.“

Weg der Synodalität geht weiter

Mit Blick auf Österreich betonte Becquart, synodale Strukturen wie Pfarrgemeinderäte oder Pastoralräte seien dort bereits etabliert, zudem gebe es dort gut ausgebildete Theologinnen und Theologen und eine gut ausgestattete Kirchenstruktur mit langer Geschichte. Dies seien allesamt „gute Voraussetzungen, um nächste Schritte zu machen“ angesichts der Herausforderung, das Schlussdokument der Weltsynode auf lokaler Ebene umzusetzen. Noch keine Ortskirche habe bislang das volle Potenzial der Synodalität ausgeschöpft.

Zur Rolle des neuen Papstes äußerte sich Becquart zurückhaltend, aber optimistisch. Papst Leo habe vor seiner Wahl, damals noch Kardinal Robert Prevost und Präfekt des Bischofsdikasteriums, an beiden römischen Synoden zur Synodalität teilgenommen und verfüge durch seine Zeit als Bischof in Peru sowie als Ordensleiter der Augustiner über ausgeprägte synodale Erfahrung. „Ich bin fest überzeugt, dass er den Weg der Synodalität im Sinne Franziskus' fortsetzen wird“, so die Untersekretärin.

Eine Öffnung in der Frage der Frauenordination erwartet Becquart nicht kurzfristig. Sie zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass Papst Leo weiterhin Frauen in verantwortliche Positionen innerhalb der Kurie berufen werde. Bereits als Bischof in Peru und später als Leiter des Bischofsdikasteriums habe er Frauen gefördert, zudem habe die Synode gezeigt, dass er gut mit Frauen zusammenarbeiten könne. „Der Weg, Leitung unabhängig von der Ordination zu sehen, wie es Franziskus bereits getan hat und wie es letztlich auch durch die Synode gestärkt wurde, wird auch durch Papst Leo fortgesetzt werden“, vermutete die Ordensfrau.

(kap/die furche – pr)
 

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03. Oktober 2025, 12:37