Volksbewegungen treffen sich in Rom: Solidarität als Weg zu gerechterer Welt
Papst Leo XIV. wird die Vertreter der Volksbewegungen am 23. Oktober in der Audienzhalle empfangen, hieß es. Geplant ist auch ein öffentliches Festival auf der Piazza Vittorio, das in Zusammenarbeit mit der Stadt Rom organisiert wird, sowie der Jubiläumspilgerweg zur Petersbasilika und die Heilige Messe am Sonntag, den 26. Oktober.
Kardinal Michael Czerny, Präfekt des Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, betonte, dass viele Entwicklungsbemühungen auf der Welt gescheitert seien, „weil sie ohne die direkte Beteiligung der Armen durchgeführt wurden“. Er erinnerte an Johannes Paul II. – der polnische Papst (1978-2005) und nicht erst der Argentinier Franziskus habe eine Haltung abgelehnt, „die sich auf das bloße Befriedigen unmittelbarer Bedürfnisse beschränkt“. Auch das Dokument von Aparecida, wo 2007 die 5. Generalversammlung des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik tagte, habe die Armen als handelnde Subjekte, nicht als bloße Objekte der Wohltätigkeit beschrieben.
Auftakt im Sozialzentrum
Der Auftakt des Welttreffens der Volksbewegungen (21. bis 26. Oktober 2025) findet im römischen Sozialzentrum „Spin Time Labs“ statt, einem ehemals besetzten Gebäude im Stadtteil Esquilino, das heute rund 400 Menschen beherbergt und von zahlreichen sozialen Initiativen genutzt wird. Don Mattia Ferrari, Geistlicher Begleiter des zivilen Seenotrettungsdienstes „Mediterranea“ und Koordinator der internationalen Plattform „Encuentro Mundial de Movimientos Populares“ (EMMP), erklärte, die Wahl dieses Ortes sei „kein Akt der Provokation, sondern ein Zeichen für das Leben der Gemeinschaft“. Die Stadt Rom habe einen Prozess zur Legalisierung des Gebäudes eingeleitet. Spin Time sei daher „kein Ort der Illegalität, sondern Ausdruck eines sozialen Dialogs“.
Der Ursprung der Volksbewegungen liegt in Lateinamerika, doch inzwischen sind sie weltweit aktiv. Der Austausch mit der Kirche geht auf Papst Franziskus zurück, der bereits 2014 das erste Welttreffen initiierte. Der Papst aus Lateinamerika hatte laut Ferrari „den Traum gehabt, dass die Kirche die Volksbewegungen auf ihrem Weg begleitet. Wir freuen uns, jetzt von Papst Leo empfangen zu werden“, sagte Ferrari.
Das neue Papst-Dokument
Die aktuelle Sozialenzyklika Dilexi te, die erste große Verlautbarung von Papst Leo XIV., bildet dabei einen wichtigen theologischen Bezugspunkt. Sie bekräftigt die besondere Zuwendung der Kirche zu den Armen. Ferrari unterstrich: „Die Grundlage unseres Handelns ist die Soziallehre der Kirche.“ Aus der Enzyklika spreche ein Aufruf, dafür zu arbeiten, dass alle Völker „ein würdigeres Leben führen“ können.
Micheline Mwendike Kamate, Vertreterin aus der Demokratischen Republik Kongo, schilderte ihre Erfahrungen aus Goma, einer Region, die unter Ausbeutung, Gewalt und Armut leidet – trotz des Reichtums an Bodenschätzen. „Papst Leo erinnert uns in Dilexi te, dass die Liebe der Kirche zu den Armen ein Licht der Hoffnung bleibt in einer brennenden Welt“, sagte sie. Auch wenn viele der Teilnehmenden aus Krisengebieten stammen, stünden Klage und Resignation nicht im Mittelpunkt. Vielmehr wolle man sich gegenseitig stärken und zeigen, dass „wir Hoffnungsträger sind“.
Land, Dach, Arbeit
Das Treffen der Volksbewegungen ist kein einzelnes Ereignis, sondern Teil eines globalen Prozesses, betonte Ferrari. Überall auf der Welt organisierten sich ausgegrenzte Menschen, um für das Recht auf Wohnraum, Arbeit, Nahrung und gerechte Lebensbedingungen zu kämpfen; Franziskus hatte gerne von den „drei T“ gesprochen – tierra, techo, trabajo, zu Deutsch: Land, Dach, Arbeit. Die Volksbewegungen stünden für „eine Hoffnung auf eine andere Welt“, in der Gerechtigkeit, Solidarität und Geschwisterlichkeit im Zentrum stünden, so Ferrari.
Dass Vertreterinnen und Vertreter aus Ländern wie Brasilien, den USA, Spanien, Senegal, den Philippinen und Italien teilnehmen, zeige die internationale Dimension dieses Engagements. Ferrari erklärte: „Es geht darum, weiter gemeinsam unterwegs zu sein, die Beziehungen untereinander und mit der Kirche zu stärken – gerade in einer Zeit, in der sich Ungerechtigkeiten, Gewalt, Migrationsabwehr und ökologische Krisen verschärfen.“
Trotz der Herausforderungen betonte Micheline Mwendike Kamate die Bedeutung kleiner Zeichen der Hoffnung: „Die Hoffnung liegt in den Momenten, in denen wir uns vernetzen, uns gegenseitig antworten, sichtbar machen: Wir sind da. Nicht in der Hölle – sondern auf dieser Erde. Und weil wir da sind, wird auch die Zukunft besser sein.“
(vatican news – gs)
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