Die Unterzeichnung des Abkommens - Foto: Bibliothèque nationale de France (BNF) Die Unterzeichnung des Abkommens - Foto: Bibliothèque nationale de France (BNF) 

Kulturerbe-Allianz: Vatikan und Frankreichs Nationalbibliothek bündeln Kräfte

Die Vatikanische Apostolische Bibliothek (BAV) und die Nationalbibliothek Frankreichs (BnF) intensivieren ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft und Digitalisierung. Die Leiter beider Institutionen unterzeichneten am Dienstag in der französischen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom ein entsprechendes Abkommen. Ziel ist es, die unschätzbar wertvollen, sich ergänzenden Bestände mittelalterlicher Handschriften für die Forschung zu sichern und zugänglich zu machen.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Die Allianz gilt als bedeutender Schritt in der internationalen Kulturerbe-Sicherung, da hier zwei der historisch wichtigsten Gedächtnisspeicher der Welt ihre Ressourcen teilen.

Die Schätze der Vatikan-Bibliothek

Die Vatikanische Apostolische Bibliothek, deren Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, gilt aufgrund ihrer Bestände als eine der weltweit wichtigsten, wenn nicht sogar als die bedeutendste Bibliothek überhaupt. Sie beherbergt schätzungsweise 75.000 bis 150.000 Handschriftenbände und frühe Drucke von unschätzbarem Wert.

Die Besonderheit der BAV liegt in der einzigartigen Breite und historischen Tiefe ihrer Manuskriptsammlungen, die in über 100 Abteilungen Werke in Latein, Griechisch, Arabisch, Hebräisch und vielen weiteren Sprachen, teils bis zurück ins 2. Jahrhundert, umfassen. Viele ihrer Schriften sind humanistische Werke und biblische Prachthandschriften. Ein großes Digitalisierungsprojekt ist im Gange, bei dem sich herausgestellt hat, dass der Inhalt von fast 80 Prozent der Handschriften noch unbekannt ist und potenziell Schriften birgt, welche die Geschichtsschreibung neu ordnen könnten.

Bei der Unterzeichnung des Abkommens
Bei der Unterzeichnung des Abkommens

Die Universalität der BnF

Die Nationalbibliothek Frankreichs in Paris, die ebenfalls ihre Wurzeln im 14. Jahrhundert hat, ist die größte Bibliothek des Landes und eine der größten Universalbibliotheken der Welt. Sie verwaltet über 40 Millionen Dokumente und ist anders als viele Nationalbibliotheken nicht nur auf französische Literatur beschränkt, sondern sammelt Werke aus allen Epochen und Fachgebieten.

Ihre Sammlungen werden kontinuierlich durch das „Dépôt légal“ (Pflichtexemplar-Gesetz) erweitert, das seit 1537 alle französischen Verleger zur Abgabe eines Exemplars verpflichtet. Die BnF ist zudem ein Vorreiter in der digitalen Zugänglichkeit und betreibt die bekannte Online-Bibliothek „Gallica“ mit Millionen von digitalisierten Dokumenten.

Synergien in der Digitalisierung

Beide Institutionen arbeiten seit Längerem intensiv an der digitalen Sicherung ihrer Bestände. Die nun geschlossene Vereinbarung soll die Anstrengungen in Wissenschaft und Digitalisierung bündeln und die sich ergänzenden Bestände mittelalterlicher Handschriften, in denen sich die europäische Geistesgeschichte widerspiegelt, effizienter für die globale Forschung zugänglich machen.

(vatican news)

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18. November 2025, 15:22