Kapuzinerpater Roberto Pasolini, Päpstlicher Hausprediger, bei seiner ersten Adventsmeditation am 5.12.2025 Kapuzinerpater Roberto Pasolini, Päpstlicher Hausprediger, bei seiner ersten Adventsmeditation am 5.12.2025   (@Vatican Media)

1. Adventsmeditation im Vatikan

Diesen Freitag hat der Päpstliche Hausprediger, Kapuzinerpater Roberto Pasolini, seine erste Adventspredigt gehalten. Motto: „La Parusia del Signore - Un’attesa senza esitazioni" - auf deutsch etwa: „Die Parusie (Ankunft des Herrn) - Eine Erwartung ohne Zweifel". Im Zentrum stand der Rat, den Advent zu nutzen „um dauerhaft – und nicht nur gelegentlich – Gutes zu tun und ohne Zweifel auf das Kommen unseres Herrn Jesus Christus zu warten, indem wir der Gnade seines Evangeliums treu bleiben."

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Vor Papst Leo XIV. und der römischen Kurie, die sich in der vatikanischen Audienzhalle versammelt hatten, führte Pater Pasolini aus, dass es im Advent besonders gelte, wachsam auf das eigene Verhalten zu schauen: „In einer komplexen und von Dringlichkeiten geprägten Zeit wie der unseren müssen wir uns vor zwei großen Versuchungen hüten, die sowohl die Kirche in der Person ihrer Amtsträger als auch jeden Getauften betreffen können: das Bedürfnis nach Erlösung zu vergessen und zu glauben, dass wir Zuspruch gewinnen können, indem wir uns um unser äußeres Erscheinungsbild kümmern und so die Radikalität des Evangeliums reduzieren." In der heutigen Zeit herrsche oft eine „müde Wachsamkeit" vor, die sich leicht entmutigen lasse.

Sakrament des Heils bleiben

Es gelte, stets genau darauf zu schauen, dass man wirklich nach dem Evangelium lebe - gerade in herausfordernden Zeiten: 

„Wir müssen uns bewusst werden, dass die Zeit, in der wir berufen sind, Zeugen Christi zu sein, von neuen und komplexen Herausforderungen geprägt ist: Die Kirche ist aufgerufen, in einer Zeit des epochalen und beispiellosen Umbruchs, die die Art und Weise des Glaubens und der Zugehörigkeit tiefgreifend verändert hat, ein Sakrament des Heils zu bleiben. Frieden bleibt in vielen Regionen eine Illusion, solange alte Ungerechtigkeiten und verletzte Erinnerungen nicht geheilt werden, während in der westlichen Kultur der Sinn für Transzendenz schwächer wird, erdrückt vom Götzen der Effizienz, des Reichtums und der Technik. Das Aufkommen der künstlichen Intelligenz verstärkt die Versuchung eines Menschen ohne Grenzen und ohne Transzendenz."

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Hier im Audio

„Frieden bleibt in vielen Regionen eine Illusion, solange alte Ungerechtigkeiten und verletzte Erinnerungen nicht geheilt werden“

Sich desen bewusst zu sein allein reiche nicht, die Herzen zu bekehren. Es brauche auch das Bewusstsein, dass die Menschen der Gnade Gottes bedürfen, um erlöst zu werden:

Hoffnung und Vertrauen haben

„Das ist es, was jede Generation erkennen muss, wenn sie die wunderbare und dramatische Zeit, in der sich das Leben immer wieder entfaltet, aufmerksam bewertet: das Geheimnis eines Gottes, der aus seiner unendlichen Liebe schöpfend mit unerschütterlichem Vertrauen vor seiner Schöpfung steht und darauf wartet, dass bessere Tage noch kommen können – und müssen." 

„Das Geheimnis eines Gottes, der aus seiner unendlichen Liebe schöpfend mit unerschütterlichem Vertrauen vor seiner Schöpfung steht“

Mit Blick auf die biblische Erzählung von der Arche Noah, in der Gott Noah bittet, eine Arche zu bauen, damit Noah, seine Familie und die Tiere das Gewitter überstehen, betonte der Päpstliche Hausprediger:

„Der Text über die Sintflut sagt uns, dass es nicht ausreicht, die menschlichen Strukturen zu verändern, um das Böse wirklich von der Erde zu tilgen. Es ist notwendig, den ,Tempel des Herrn` wieder aufzubauen, also das richtige Bild Gottes im Herzen des Menschen und auf der Erde wiederherzustellen. Nur wenn der Mensch wieder vor dem wahren Antlitz Gottes lebt, kann sich die Geschichte wirklich ändern."

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Im Heiligen Jahr der Hoffnung, das die katholische Kirche derzeit begeht, führte der Kapuzier weiter aus, die Arche Noah sei mehr als „nur ein Boot": „Sie ist die beständige Hoffnung jeder Generation. Während wir immer von der Erde aus nach Lösungen suchen, erinnert uns die Geschichte von der Sintflut daran, dass das Leben nur dann wieder aufblüht, wenn wir den Himmel wiederaufbauen, indem wir Gott wieder in den Mittelpunkt stellen."

Die Sintflut sei nicht einfach Zerstörung, sondern ein „Übergang zur Neuschöpfung durch einen Moment der ,Ent-Schöpfung`":  „Die Wasser vermischen sich wieder wie am Anfang, nicht um die Welt zu vernichten, sondern um der Menschheit die Möglichkeit zu geben, den von Gott gewollten Lebensplan tiefer zu verstehen."

Verantwortungsvoll und evangeliumsgemäß Leben

Am Ende seines Versuchs, die ganze Welt zu überfluten, lege der Herr „seine Waffen nieder" und gebe eine feierliche „Erklärung der Gewaltlosigkeit" ab, so Pater Pasolini weiter, mit Blick auf die Arche und die Sintflut. Die  Menschheit habe daraus jedoch wohl nicht gelernt.

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„Wie weit sind wir davon entfernt, die Waffen niederzulegen und die Kriegsbögen an die Wand zu hängen?“

„Und doch ist die Menschheit nach Jahrtausenden der Geschichte und Evolution noch weit davon entfernt, dies nachzuahmen. Wie weit sind wir davon entfernt, die Waffen niederzulegen und die Kriegsbögen an die Wand zu hängen? Die Erde wird weiterhin von grausamen und endlosen Konflikten zerrissen, die vielen schwachen und wehrlosen Menschen keine Gnade gewähren."

Seine erste Adventsmeditation beschloss der päpstliche Hausprediger mit einem Gebet:

„O Gott, um alle Völker in deinem Reich zu versammeln, hast du uns deinen Sohn in unser Fleisch gesandt. Schenke uns einen wachsamen Geist, damit wir, auf deinen Wegen des Friedens wandelnd, dem Herrn entgegen gehen können, wenn er in Herrlichkeit kommt. Er ist Gott und lebt und herrscht mit dir in der Einheit des Heiligen Geistes in alle Ewigkeit."  

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„Schenke uns einen wachsamen Geist, damit wir, auf deinen Wegen des Friedens wandelnd, dem Herrn entgegen gehen können, wenn er in Herrlichkeit kommt“

Die nächste Adventspredigt hält Pater Pasolini kommenden Freitag  (12.12); die letzte dann am 19. Dezember - jeweils um 9:00 Uhr in der vatikanischen Audienzhalle. 

Zum Nachlesen

Hier der Volltext der 1. Adventsmeditation von Pater Pasolini auf Italienisch und Englisch.

(vatica news - sst) 

 

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05. Dezember 2025, 10:13