Asia Bibi fordert Schutz für religiöse Minderheiten in Pakistan
„Ich kenne viele Fälle von entführten und sexuell missbrauchten Mädchen, die auch unter Zwang konvertiert wurden“, sagte Bibi auch mit Blick auf die beiden jungen Christinnen Huma Younus und Maira Shahbaz, die Opfer von Missbrauch und Zwangsheirat wurden und für deren Freilassung Kirche in Not sich einsetzt. Sie rate den Eltern im Land, ihre Töchter „nie allein zu lassen“. Außerdem wisse sie, dass diese Mädchen Verfolgung ausgesetzt seien. An die Adresse des pakistanischen Ministerpräsidenten Imran Khan gewandt appellierte Bibi: „Bitte, helfen Sie unseren Mädchen, damit keine von ihnen leiden muss“:
„Pakistan gehört nicht nur den Minderheiten oder der Mehrheit, Pakistan gehört allen pakistanischen Bürgern. Deshalb haben auch die religiösen Minderheiten dieselben Bürgerrechte und das Gesetz sieht vor, dass jeder Freiheit genießt. Also muss diese garantiert und respektiert werden.“
Das Versprechen religiöser und gedanklicher Freiheit für alle Bürger im Land habe bereits der Gründer Pakistans gegeben, erinnert Asia Bibi in dem Videointerview, das in ihrer derzeitigen Heimat Kanada aufgezeichnet wurde. Es gebe jedoch heute einige Gruppen, die die bestehenden Gesetze des Landes für ihre Zwecke missbrauchten. Die Regierung um Ministerpräsident Imran Khan müsse „insbesondere die Opfer des Blasphemiegesetzes und die gewaltsam bekehrten Mädchen sowie die Minderheiten, die auch pakistanische Bürger sind“, gegen Übergriffe verteidigen, so die Bitte der Katholikin, die auf ihre eigene Erfahrung mit dem weltweit in der Kritik stehenden Blasphemieparagraphen hinwies: „Ich habe schrecklich gelitten und viele Schwierigkeiten durchlebt; aber jetzt bin ich frei, und ich hoffe, dass dieses Gesetz so geändert werden können, dass jeder Missbrauch vermieden wird.“
Sie selbst hatte die Strenge des Gesetzes, das harte Verurteilungen allein aufgrund von Zeugenaussagen möglich macht, am eigenen Leib zu spüren bekommen. Aufgrund der falschen Anschuldigungen habe sie viele Jahre lang sehr gelitten und sei von ihrer Familie getrennt gewesen, außerdem sei sie krank geworden, lässt Asia Bibi die langen Jahre in der Todeszelle Revue passieren. Dennoch habe sie stets die Gegenwart Gottes gespürt, unterstreicht sie in dem Gespräch mit dem Leiter des italienischen Zweiges von Kirche in Not, Alessandro Monteduro.
Ihre Familie besitze zwei Rosenkränze, die Franziskus gesegnet habe; davon befinde sich einer noch in Pakistan, den anderen trage sie bei sich. „Ich bete den Rosenkranz jeden Tag für den Glauben und für die Verfolgten in Pakistan“, so Bibi, die Papst Franziskus und dem damaligen Papst Benedikt für ihr jeweiliges Eintreten in ihrem Fall dankte.
Sie wolle gern nach Rom kommen, zeigte sich Bibi über eine Einladung des Hilfswerkes in die Ewige Stadt erfreut. Sie habe den Wunsch, den Papst persönlich treffen zu können, so die Katholikin, deren Tochter und Ehemann vor zwei Jahren in Rom gemeinsam mit Vertretern von „Kirche in Not“ Papst Franziskus begegnet waren. Auf Einladung des Hilfswerkes waren die Familienangehörigen der Pakistanerin angereist, um an einer Mahnveranstaltung für verfolgte Christen teilzunehmen und erneut auf das Schicksal von Asia Bibi aufmerksam zu machen.
Fast neun Jahre in Todeszelle
Die Frau aus dem Punjab saß nach ihrer Verurteilung zum Tod wegen angeblicher Blasphemie fast neun Jahre in der Todeszelle, bis das Urteil im Januar 2019 durch das höchste Gericht Pakistans aufgehoben wurde. Der Freispruch führte in Pakistan zu tagelangen gewaltsamen Protesten muslimischer Hardliner. Im Mai 2019 konnte sie unter größter Geheimhaltung nach Kanada ausreisen. Blasphemie gilt im mehrheitlich islamischen Pakistan als Kapitalverbrechen, auf das die Todesstrafe steht.
(kirche in not/kap - cs)
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