Bischof Paul Hinder (Foto: Kempis) Bischof Paul Hinder (Foto: Kempis) 

Emirate: „Klima für Kirchen hat sich verbessert´“

Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) legt großen Wert auf ihre Politik der religiösen Toleranz und auf das friedliche Zusammenleben von Menschen mit über 200 Nationalitäten im Land.

Dass sich dies auch in der Praxis auswirkt, bestätigt jetzt Bischof Paul Hinder, der Apostolische Vikar für Südarabien mit Sitz in Abu Dhabi und kirchlich zuständig für die Emirate, den Oman und Jemen.

Auf Nachfrage der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) beschrieb Hinder kirchliche Entwicklungen in den vergangenen beiden Jahren, die sich den Impulsen des interreligiösen „Dokuments über menschliche Geschwisterlichkeit“ von 2019 verdanken. Als erstes nannte er das angenehmere öffentliche Klima in Bezug auf die Kirchen.

Mehr Interesse an der Arbeit der Kirche

Auch die rechtliche Absicherung der kirchlichen Arbeit habe sich speziell in Abu Dhabi verbessert. Das Projekt der Geschwisterlichkeit aller Menschen sei in den Emiraten in den schulischen und universitären Unterricht eingebracht worden und parallel dazu auch in die eigenen Schulen der katholischen Kirche. Vermehrt wurden von der Regierung interreligiöse Gespräche organisiert, coronabedingt im vergangenen Jahr nur virtuell. Eine große staatliche Impfaktion auf dem Kirchengelände in Abu Dhabi zeige, so der Bischof, den entspannten Umgang der Regierung mit seiner Kirche.

Die regionalen Medien zeigten ebenfalls verstärkt Interesse an der kirchlichen Arbeit. Deshalb versorge er sie bei Bedarf mit Informationsmaterial und gebe im Bischofshaus Interviews, so Hinder weiter. Zum „Internationalen Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit“ hätten ihn regionale Funkhäuser um Statements gebeten.

Abraham-Haus dient eher der Selbstdarstellung

Ein aufwändiges Prestigeprojekt der Regierung im Nachgang zum Dokument von Abu Dhabi 2019 werde die kirchliche Arbeit aber kaum beeinflussen, so der Bischof. Das „Haus der Abrahamitischen Familie“ (Abrahamic Family House), gegenwärtig noch in Planung, umfasst ein großzügiges Gebäudeensemble mit Moschee, Kirche und Synagoge und soll Ausdruck für das friedliche Zusammenleben besonders dieser drei Religionen sein.

Deren Vertreter seien bei Projektbesprechungen zugegen und könnten eigene Vorstellungen einbringen. Hinder: „Die Kirche wird letztlich wohl mehr der christlichen Selbstdarstellung für Besucher dienen als einem wirklich pastoralen Bedürfnis entsprechen.“

Sorge über Folgen der Corona-Krise

Eine andere Entwicklung bereitet dem Bischof ernste Sorgen. Seit dem vergangenen März wurde das gesamte religiöse Leben, auch das kirchliche, durch die Corona-Pandemie massiv eingeschränkt. Die bisherigen Einschnitte und Veränderungen im Wirtschaftsleben und in der Arbeitsorganisation greifen tief und schufen für viele katholische Gastarbeiter ernste soziale Probleme. Sie werden sich in der Nach-Coronazeit fortsetzen, meint er.

(kna – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

09. Februar 2021, 11:29