Haiti: „Die Behörden müssen endlich ihre Verantwortung wahrnehmen“
„Es ist eine Situation, die das haitianische Volk und die Kirche von Haiti aufs Äußerste besorgt. Seit zweieinhalb Jahren ist dies der Alltag der haitianischen Bevölkerung. Und es ist kein Ende in Sicht, weil die Behörden, die eine Lösung für diese Situation hätten finden müssen, nichts tun!“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, dem die Wut über die verfahrene Situation anzuhören ist. Persönlich hatten die Entführer ihn angerufen und eine Million Dollar für die Freilassung der Verschleppten gefordert. Kein Einzelfall in einem Land, in dem die Staatsgewalt mittlerweile machtlos scheint. Die Entführungen in dem Karibikstaat beeinflussen mittlerweile das Leben aller Menschen vor Ort, „jeder ist täglich von dieser Situation betroffen“, klagt der Kirchenmann.
„Vorher wurden zwei, drei Leute entführt... Jetzt sind es zehn Personen auf einmal. Die Zahl ist erschreckend. Und die Entführung passierte ausgerechnet, als ein Priester der Gesellschaft des Heiligen Jakobus in einer Pfarrei eingesetzt werden sollte, in der die Menschen viele Probleme haben. Das ist also eine Situation, die jeden unterschiedslos betrifft, nicht nur die katholische Kirche, denn durch die Entführung von zehn Personen denken die Leute, dass niemand in diesem Land sicher ist.“
Diese mittlerweile chronisch gewordene Unsicherheit bringe schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung mit sich, die nur in Ruhe und Frieden leben möchte und stattdessen mit täglicher Gewalt konfrontiert wird, unterstreicht Erzbischof Saturné. „Diese Situation kann unabsehbare Folgen haben, denn wenn wir einem Volk nicht richtig helfen, können sie eines Tages ihre Krallen ausfahren und wir wissen nicht, wie sie reagieren werden.“
Es seien nun die zuständigen Behörden gefordert, für Sicherheit und Stabilität zu sorgen, so der Kirchenmann mit Blick auf die zunehmende Unsicherheit im Land: „Die Behörden sind dazu da, das Leben, die Sicherheit von Gütern und Menschen zu gewährleisten. Und die Menschenrechte verlangen, dass Menschen in Frieden leben können.“
Die Insel Haiti befindet sich seit mehreren Jahren in einer tiefen politischen und sozialen Krise. Präsident Jovenel Moïse wird vor dem Hintergrund der wachsenden Unsicherheit immer stärker kritisiert, Demonstranten fordern immer lauter den Rücktritt des Präsidenten, der einst als Hoffnungsträger angetreten war, um die Probleme des Landes zu lösen.
Im März verhängte die haitianische Regierung für einen Monat den Ausnahmezustand in einigen Gebieten der Hauptstadt und einer Provinzregion, um die „Autorität des Staates“ in den von Kriminellen kontrollierten Gebieten wiederherzustellen. Die Maßnahme ist motiviert durch die Aktionen bewaffneter Banden, die „Menschen gegen Lösegeld entführen, indem sie dies offen ankündigen, öffentliches und privates Eigentum stehlen und plündern und die öffentlichen Sicherheitskräfte offen konfrontieren“, wie es in dem Präsidialdekret heißt. Bandengewalt und politische Instabilität haben in letzter Zeit verstärkt zu Demonstrationen auf den Straßen der Hauptstadt geführt.
(vatican news - cs)
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