Der Entwurf der neuen chilenischen Verfassung wird auf der Straße verkauft Der Entwurf der neuen chilenischen Verfassung wird auf der Straße verkauft 

Chile: Kirche gibt Denkanstöße zur Verfassungsabstimmung

Die chilenischen Bischöfe trafen sich vom 18. bis 22. Juli 2022, um den Text der neuen Verfassung zu studieren, welche von der Regierung als Ergebnis eines langen Prozesses am 4. September in einer Volksabstimmung den Bürgern des Landes zur Wahl vorgelegt wird. Ihr Ergebnis haben sie nun in einer Erklärung veröffentlicht.

In ihrer Erklärung, von welcher die katholische Nachrichtenagentur fides am vergangenen Montag berichtete, gehen die Bischöfe auf die einzelnen Punkte des Verfassungstextes ein und erklären, ob und wie diese mit der Lehre der Kirche zu vereinbaren sind. So sei der von der Kommission vorgelegte Text „ein Vorschlag" für ihre gemeinsame Zukunft. Dabei sei es die Herausforderung der Bürger „zu erkennen, ob der angebotene Text uns einen angemessenen sozialen und rechtlichen Rahmen bietet, um Frieden, Solidarität und Gerechtigkeit in unserem Heimatland zu schaffen“.

In ihrer Erklärung rufen sie alle Wähler zur informierten Entscheidung ihres Gewissens auf. Jeder solle an der Wahl vom 4. September teilnehmen. Für die Bischofskonferenz ist der Aufruf vor allem mit dem Hintergrund erfolgt, dass sich bis jetzt in der Bevölkerung keine Mehrheit für oder gegen die Verfassung abzeichnet. Die Bischöfe stehen dabei auf dem Standpunkt, dass der Text der Verfassung, egal wie die Abstimmung ausgehe, erst der Beginn einer Entwicklung sei, da „es sich um eine Debatte nicht nur über einen Text und die besten Normen handelt, sondern darüber, wie man weiterhin eine immer menschlichere und globalere Entwicklung für alle anstrebt.“

Dennoch müsse der Versuch und die Anstrengung der Kommission gelobt werden, einen für alle vertretbaren Text zu schaffen, der ihr Land voranbringt, damit eine noch bessere Demokratie entstehen könne, welche von Dialog und der Achtung der Menschenrechte bestimmt sei. 

Hintergrund

Mit der Wahl der indigenen Politikerin Elisa Loncon zur Präsidentin des Verfassungskonvents hatte dieses im Juli seine Arbeit aufgenommen. Die verfassungsgebende Versammlung besteht aus 155 gewählten Vertreterinnen und Vertretern, die eine neue Verfassung für Chile erarbeiten soll. Diese soll dann die noch in Teilen aus den Zeiten der Militärdiktatur (1973-1990) stammende Verfassung ersetzen. Die Einberufung des Verfassungskonvents ist das Ergebnis einer anhaltenden Protestbewegung in dem südamerikanischen Land, die 2019 begann. Über das Ergebnis der Kommission sollen die Bürger am 4. September abstimmen.

(fides –schw)

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26. Juli 2022, 13:00