Eine binnenvertriebene Somalierin steht neben ihrem wegen der Dürre verendeten Vieh (Archivbild vom Mai 2022) Eine binnenvertriebene Somalierin steht neben ihrem wegen der Dürre verendeten Vieh (Archivbild vom Mai 2022) 

Somalia: Von Dürre betroffen, als Müllhalde des Westens missbraucht

Somalias Bevölkerung leidet nicht nur unter Hunger, Dürre und Unsicherheit, sondern wird auch durch westliche Länder als Müllabladestelle missbraucht. Darauf wies Giorgio Bertin, Bischof von Dschibuti und Apostolischer Administrator von Mogadischu, während eines von Caritas Italien organisierten Webinars über die Nahrungsmittelkrise in Afrika hin.

Somalia ist eines der am stärksten von der Dürre betroffenen afrikanischen Länder. Die Hälfte der Bevölkerung leidet an Hunger und ein Drittel der Bevölkerung (6,7 Millionen Menschen) ist von Ernährungsunsicherheit betroffen. 7,8 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe, darunter 5 Millionen Kinder. Es gibt 3 Millionen Vertriebene und 1 Million Flüchtlinge in den Nachbarländern. Im Jahr 2022 waren mehr als 800.000 Menschen gezwungen, aus Ernährungsgründen zu migrieren. Im Jahr 2021 starben über 3 Millionen Rinder.

„Manchmal haben wir diese Länder als Müllhalde benutzt“

„Es herrscht Hunger nach Gerechtigkeit unter den Somaliern. Manchmal haben wir diese Länder als Müllhalde benutzt, sogar mit italienischer Beteiligung an der Ablagerung von Giftstoffen. Die Rolle der internationalen Gemeinschaft muss eine begleitende sein, für interne und internationale Gerechtigkeit“: Das betonte der Bischof von Dschibuti und Apostolischer Administrator von Mogadischu, Giorgio Bertin, während eines von Caritas Italien organisierten Webinars über die Nahrungsmittelkrise in Afrika.

Viele Binnenvertriebene

„Somalia ist ein extrem armes Land, das seit über 30 Jahren aufgrund von Konflikten zwischen Clans, dem Klimawandel und der Präsenz der islamistischen Al-Shabaab-Rebellen der Unsicherheit ausgeliefert ist. Es wurden wahrhaft katastrophale Situationen geschaffen“, erklärte er. Die Gewalt der Al-Shabaab-Miliz, die einen Islam nach Art der Taliban durchsetzen will, habe viele Menschen vertrieben, so Bertin.

Klimawandel wird begünstigt

 

„Außerdem wurde in den letzten 30 Jahren aufgrund des Exports von Holzkohle zum Kochen in die Golfstaaten übermäßig viel Wald abgeholzt, was das Ausbleiben von Regen begünstigt. Ein weiterer Faktor, der den Klimawandel beschleunigt, ist die Überweidung. Tiere, die früher nur auf dem lokalen Markt verkauft wurden, werden jetzt auf die arabische Halbinsel exportiert, um dort mehr Geld zu verdienen“. Aus all diesen Gründen habe der Hunger zugenommen. Der Bischof von Dschibuti ist der Ansicht, dass die Somalier „ihre Lebensgrundlagen durch eine stärkere Nutzung des Meeres und der Fischerei diversifizieren sollten. Dies bedeutet eine kulturelle und kulinarische Veränderung, aber die somalische Bevölkerung ist seit Jahrhunderten daran gewöhnt, Kamele und Ziegen zu essen“.

Ein weiteres Problem sind die Überschwemmungen, die durch die „unsachgemäße Nutzung der Flüsse“ verursacht werden, wobei das Wasser auf die Felder fließt und die Ernten zerstört. „Was für Somalia wichtig ist, ist die Wiedergeburt eines funktionierenden Staates, der der Bevölkerung wirklich dient“.

„Was für Somalia wichtig ist, ist die Wiedergeburt eines funktionierenden Staates, der der Bevölkerung wirklich dient“

Caritas hat in Zusammenarbeit mit dem römischen Centro missionario Zelte und Moskitonetze an Vertriebene in Mogadischu verteilt. Dank dreier Projekte, die von der italienischen 8-Promille- Steuerabgabe finanziert wurden, konnten Toiletten gebaut und Lebensmittel verteilt werden. Caritas internationalis und Caritas Irland haben nun einen Aufruf gestartet, um den Vertriebenen in einem schwer zugänglichen Gebiet im Süden des Landes zu helfen, aber nur 20 Prozent der beantragten Mittel sind inzwischen eingegangen.

(sir - cs)

 

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20. Januar 2023, 14:14