Bischof Marcelin Yao Kouadio von Daloa bei einem Besuch bei Radio Vatikan Bischof Marcelin Yao Kouadio von Daloa bei einem Besuch bei Radio Vatikan 

Elfenbeinküste: „Leute haben Angst vor Präsidentschaftswahl“

„Wir erwarten von unseren Landsleuten, dass sie alles tun für eine glaubwürdige, friedliche und saubere Wahl“: Diesen Appell richtet der Vorsitzenden der Bischofskonferenz in Elfenbeinküste an die Ivorer. Gewählt wird im Oktober, Krisen und Tote müssen unbedingt vermieden werden, mahnt der Bischof.

Françoise Niamien und Christine Seuss - Vatikanstadt

Bereits nach ihrer jüngsten Vollversammlung im Januar hatte die katholische Bischofskonferenz von Elfenbeinküste angekündigt, eine Botschaft zu den bevorstehenden Wahlen an ihre Landsleute richten zu wollen. Nun folgte mit Blick auf vergangene Wahldesaster der Aufruf der Bischöfe zu einer fairen, transparenten, inklusiven und friedlichen Präsidentschaftswahl im Oktober 2025.

„Wir wollen keine Konflikte mehr nach den Wahlen! Keinen Krieg mehr! Keine Toten mehr!“

Als Vorläufer eines Hirtenbriefs wurde diese Botschaft allen katholischen Gläubigen des Landes im Anschluss an die verschiedenen Eucharistiefeiern am Sonntag, den 30. März, zur Kenntnis gebracht. „Wir wollen keine Konflikte mehr nach den Wahlen! Keinen Krieg mehr! Keine Toten mehr!“, erklärten die Bischöfe darin, wobei sie alle Bürger aufriefen, persönliche Verantwortung zu übernehmen und überall zu Friedensstiftern zu werden.

Zum Nachhören - die Lage in Elfenbeinküste

„Wir werden versuchen, sicherzustellen, dass diese Botschaft gelesen, analysiert und meditiert wird, denn vergessen Sie nicht, dass wir als Christen dazu berufen sind, Salz und Licht der Gesellschaft zu sein, Salz und Licht der Welt“, erläutert Bischof Marcelin Yao Kouadio, der Vorsitzende der Ivorischen Bischofskonferenz, im Interview mit den Vatikanmedien. Denn die Christen und Katholiken müssten „die ersten Stifter des Friedens, der Gerechtigkeit und der Wahrheit sein, konkret in der Gesellschaft, indem wir das Leben verteidigen und schützen“, so der Bischof von Daloa weiter. Diese Botschaft müsse auch auf verschiedenen Ebenen unter der Leitung der nationalen Kommission und der diözesanen Justitia-et-Pax-Kommissionen weitergegeben werden, unterstreicht er.

Sorge vor den Wahlen

Die Sorge um eine Verbreitung der mahnenden Worte kommt nicht von ungefähr. Elfenbeinküste hat eine blutige Tradition in Zusammenhang mit Wahlen, oftmals kommt es zu Ausschreitungen und Zusammenstößen, die der Bevölkerung nur allzu gut im Gedächtnis sind:

„Es muss gesagt werden, dass die Vorstellung, dass im kommenden Oktober eine weitere Präsidentschaftswahl stattfinden wird, die Ivorer beunruhigt: Sie haben Angst und sind sehr besorgt“, bekräftigt der Bischof. „Denn wenn man von Wahlen spricht, insbesondere in Afrika und ganz besonders in der Elfenbeinküste, bedeutet das oft den Tod. Die Situationen von 2000, 2010, die Nachwahlkrisen, sind in unser Gedächtnis eingebrannt. Auch die Wahl 2020, mit ihren vielen Toten. Das ist der Grund, warum die katholischen Bischöfe eine starke Botschaft an alle Teile der ivorischen Gesellschaft geschickt haben, um sie zu fairen, transparenten, inklusiven und friedlichen Präsidentschaftswahlen aufzurufen.“

Dies bedeute auch, dass es allen potenziellen Kandidaten möglich sein sollte, auf der endgültigen Wählerliste zu erscheinen, ebenso wie die Tatsache, dass die Auszählung transparent geschehen müsse, so dass Wähler wie Parteien das endgültige Ergebnis akzeptieren könnten. Für Irritationen bei der Bevölkerung hatte bereits die Tatsache gesorgt, dass sechs Monate vor dem Wahltermin einige der angemeldeten Kandidaten nicht auf den vorläufigen Wahllisten erschienen seien:

„Sehen Sie, alle, die an der Macht bleiben oder an die Macht kommen wollen, sprechen auch von klaren, transparenten und demokratischen Wahlen. Aber paradoxerweise haben alle Angst, dass diese Wahlen nicht klar und demokratisch ablaufen. Alle haben paradoxerweise Angst vor dem Urteil der Urnen, weil es welche gibt, die nicht bereit sind, dieses zu akzeptieren. Ganz zu schweigen davon, dass Wahlen in unserem Land oft durch massive Wahlbetrügereien manipuliert werden“, nimmt der Bischof kein Blatt vor den Mund.

„Die ivorische politische Klasse hat die Pflicht, der Elfenbeinküste eine erfolgreiche und friedliche Präsidentschaftswahl zu bescheren“

Um diesmal friedliche Wahlen zu erreichen, fordert er die Unabhängige Wahlkommission (CEI) erneut auf, „wirklich unabhängig und glaubwürdig“ zu sein. „Die ivorische politische Klasse hat die Pflicht, der Elfenbeinküste eine erfolgreiche und friedliche Präsidentschaftswahl zu bescheren. Möge sie den Ivorern den Schrecken der Gewalt nach den Wahlen ersparen“, sagte er. Die Krise nach den Wahlen im Jahr 2010 forderte mindestens dreitausend Todesopfer, bei derKrise im Jahr 2020 waren es offiziellen Aussagen zufolge 85. Angesichts dieser dunklen Seiten in der Geschichte der Elfenbeinküste „sind wir alle dazu aufgerufen, eine weitere Krise nach den Wahlen zu vermeiden“, betonte er.

„Eine hörbare Stimme“

Die Kirche spreche eben das aus, was die Menschen bewege, sie aber nicht laut auszusprechen wagten, betont Yao Kouadio. Nach dem Vorbild Johannes des Täufers, der in der Wüste schrie und zur Bekehrung der Herzen aufrief, werde auch die Kirche in Elfenbeinküste gehört, zeigt er sich überzeugt – dies bedeute allerdings nicht, dass sie immer akzeptiert werde: „Ein Beweis dafür sind diejenigen, die uns seit der Veröffentlichung unserer letzten Botschaft am Montag, dem 24. März 2025, als Gegner bezeichnen“, gibt der Bischof zu bedenken. Doch spreche die Kirche im Interesse des Landes und all seiner Bewohner, insistiert er: „Wir kämpfen nicht für irgendeine politische Partei. Das ist nicht unser Kampf. Wir kämpfen für den Triumph des Friedens, der Gerechtigkeit, der Wahrheit, des Lebens und des Wohlergehens unserer Bevölkerung“, unterstreicht der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

„Im Moment erwarten wir von unseren Landsleuten, vor allem von all jenen, die an den Präsidentschaftswahlen teilnehmen, dass sie alles für eine glaubwürdige, friedliche und integrative Wahl tun und dass das Urteil der Urnen für alle und jeden verbindlich ist“, appelliert Bischof Marcelin Yao Kouadio abschließend.

Hintergrund

Die kürzlich veröffentlichte vorläufige Wahlliste für die Präsidentschaftswahlen 2025 in Elfenbeinküste hatte heftige Debatten und Proteste ausgelöst, insbesondere wegen des Ausschlusses von zwei Schlüsselfiguren in der Politik: Charles Blé Goudé und Ex-Präsident Laurent Gbagbo.

Beide Männer wurden wegen ihrer Rolle in der Krise nach den Wahlen 2010-2011 verurteilt, Blé Goudé zu 20 Jahren Gefängnis. Nachdem ihnen von der internationalen Justiz Amnestie gewährt wurde, wird ihr Ausschluss von der Wahlliste jedoch heftig kritisiert. Der Kongress der Jugend und des Volkes (COJEP) hatte die Entscheidung als direkte Bedrohung der Demokratie verurteilt und die sofortige Wiedereinsetzung ihres Vorsitzenden Blé Goudé gefordert, um einen fairen Wahlprozess zu gewährleisten. Der aktuelle Amtsinhaber Alassane Ouattara hat noch nicht klargestellt, ob er zu einem vierten Mandat antreten will, allerdings hatte er im Januar seine grundsätzliche Bereitschaft dazu erklärt.

(vatican news)

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02. April 2025, 11:40