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Steinmeier-Besuch „Würdigung der UN-Organisationen“ in Rom

Als erster deutscher Spitzenpolitiker seit vielen Jahrzehnten wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am kommenden Montag die UN-Organisationen in Rom besuchen und sich über deren Arbeit informieren. Auch Papst Leo und Sant’Egidio wird Steinmeier treffen.

Gleich drei wichtige internationale Organisationen zur Bekämpfung von Hunger und Armut weltweit sitzen in Rom. Neben dem Welternährungsprogramm WFP und der Welt-Landwirtschaftsorganisation FAO ist dies auch der Internationale Fonds für Landwirtschaftliche Entwicklung, IFAD. Die FAO feiert 80. Jahrestag ihrer Gründung, doch ist dies nur ein Grund für das Treffen, das in den Räumen des Welternährungsprogramms in der südlichen Peripherie Roms stattfinden wird – und das erstmals überhaupt als Sammeltermin der drei wichtigen Akteure im ernährungspolitischen Bereich.

„Das macht deutlich, dass eben nicht nur die akute Nothilfe im Vordergrund steht, sondern auch die langfristige Übergangshilfe und die Stärkung von Produktion und Landwirtschaft in vielen Entwicklungsländern“, meint Andreas von Brandt, Deutscher Botschafter bei den UN-Organisationen in Rom, im Vorfeld. Die Visite sei auch als Anerkennung der wertvollen Arbeit gedacht, die FAO, WFP und IFAD in Sachen Hungervermeidung und Nothilfe leisten, betont er.

„Bundespräsident Steinmeier wird auch den Schwerpunkt setzen, dass das humanitäre Völkerrecht und überhaupt die die regelbasierte internationale Ordnung aufrecht gehalten werden“

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Denn in Rom laufen viele Fäden zusammen, ebenso wie Themen, die international gemeinsam angegangen werden müssen, darunter die angesichts von Klimawandel und Krisen überfällige Transformation von Ernährungs- und Landwirtschaftssystemen, aber auch die unter anderem von Papst Franziskus deutlich benannte Krise des Multilateralismus. Daneben bereiten die zunehmende Missachtung von humanitärem Völkerrecht und Menschenrechten und die zu beobachtende Legitimationskrise internationaler humanitärer und entwicklungspolitischer Zusammenarbeit Sorge, um nur einige zu nennen. Auch humanitäre Helfer seien mittlerweile immer mehr gefährdet, erläutert der Diplomat:

„Es gab mehrere Tote beim Welternährungsprogramm. Außerdem gibt es im Moment noch Inhaftierte im Jemen, 21 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Welternährungsprogramm sind dort in Haft, ohne Grund und ohne offizielle Anklage, neben über 20 Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationen. Wir setzen uns natürlich für deren Freilassung ein. Bundespräsident Steinmeier wird auch den Schwerpunkt setzen, dass das humanitäre Völkerrecht und überhaupt die regelbasierte internationale Ordnung aufrecht gehalten werden.“

Diese Themen nach Deutschland zu tragen, „zugleich aber auch die Arbeit der humanitären Akteure und der Vereinten Nationen zu würdigen“, sei sicherlich „das wichtigste Anliegen“, das das deutsche Staatsoberhaupt mit seinem Besuch bei den internationalen Organisationen in Rom verbinde, so von Brandt. Nicht zuletzt fällt der Besuch Steinmeiers in eine Zeit, in der der humanitäre Bedarf in zahlreichen Krisenherden explodiert. 

„Wenn rechtzeitig ausgesät wird, wenn rechtzeitig in Landwirtschaft investiert wird, dann muss die humanitäre Hilfe vielleicht gar nicht mehr so hoch sein“

„Und damit kann die Finanzlage nicht mehr mithalten“, bringt es von Brandt angesichts der Mittelkürzungen, die nicht nur die neue US-Administration, sondern auch viele andere Regierungen, darunter die deutsche, angekündigt haben, auf den Punkt. Eine Lösung sei nur durch langfristige Hilfe überhaupt denkbar: „Das heißt, wenn rechtzeitig ausgesät wird, wenn rechtzeitig in Landwirtschaft investiert wird, dann muss die humanitäre Hilfe vielleicht gar nicht mehr so hoch sein.“ Dabei gelte es auch, neue Geber ins Boot zu holen. Denn zwar sei Deutschland über viele Jahre als Geberland weit vorne dabei gewesen, doch die Mittel, die im Zusammenhang mit dem gestiegenen Bedarf nötig sind, müssten aufgestockt werden. Hier könnten Länder China, die Golfstaaten, aber auch andere Regierungen und Schwellenländer, mithelfen, zeigt sich von Brandt überzeugt.

„Wir erhoffen uns, dass der Papst ein starker Anwalt für Themen wie Hunger, Bekämpfung, Marginalisierung oder Armut ist“

Der Vatikan, den Steinmeier ebenfalls besuchen wird, gilt allgemein als wichtiger Verbündeter im Kampf gegen Hunger. Dass mit Leo nun ein Papst auf dem Stuhl Petri sitzt, der in seiner peruanischen Diözese sehr aktiv auch humanitäre Herausforderungen anging, sei ein echter Gewinn für die Sache, meint der deutsche Botschafter:

„Weil er damit die Herausforderungen solcher Länder gut kennt. Und wir erhoffen uns, dass er ein starker Anwalt für Themen wie Hunger, Bekämpfung, Marginalisierung oder Armut ist. In dieser Rolle sehen wir den Vatikan eigentlich schon immer. Dieser konkrete Papst hat sich ja auch schon ausgesprochen für eine stärkere Thematisierung von Hunger. Und ich glaube, dass der Bundespräsident ihn sieht und dann direkt im Anschluss zum Welternährungsprogramm geht, wird die beiden wunderbar verbinden.“

Großer Einfluss möglich

Zwar könne der Papst nicht direkt die Politik der einzelnen Länder bestimmen, räumt der Diplomat ein. Doch allein die Tatsache, dass er viele einflussreiche Politiker aus den USA und anderen Ländern empfange, gebe ihm sicherlich letztlich doch konkrete Einflussmöglichkeiten auf die jeweilige Innenpolitik und das Weltgeschehen. „Ja, vielleicht mag das auch im einen oder anderen Land sogar helfen, dass er aus der aus der Weltmacht USA kommt und dann vielleicht noch besondere Glaubwürdigkeit daraus spricht. Das müssen andere beurteilen, aber ich glaube, er hat viele Möglichkeiten, hier Einfluss zu üben.“

Bei seinem Besuch in Rom plant Frank-Walter Steinmeier neben seiner Begegnung mit Papst Leo XIV. mit anschließendem Pressegespräch auch einen Besuch in der Basisgemeinschaft von Sant'Egidio. Um 15 Uhr wird er dann am Sitz des Welternährungsprogramms in Rom erwartet, wo er mit Vertretern der drei großen UN-Ernährungsorganisation WFP, FAO und IFAD zusammentreffen wird, jeweils geleitet durch deren Vize-Präsidentinnen - durchweg Frauen.

(vatican news)

 

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19. September 2025, 12:04