Papst Leo XIV. und Erzbischof Timothy P. Broglio Papst Leo XIV. und Erzbischof Timothy P. Broglio  (@VATICAN MEDIA)

Erzbischof Broglio: „Papst Leo versteht die Kirche in den USA“

Die Leitung der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten (USCCB) mit ihrem Vorsitzenden, Erzbischof Timothy Broglio, ist vorige Woche von Papst Leo XIV. in Audienz empfangen worden. Vatican News hat mit Erzbischof Broglio über die Begegnung und über die Bedeutung des neuen Pontifikats für die Kirche in den USA gesprochen.

Christopher Wells und Linda Bordoni - Vatikanstadt

„Es war ein sehr angenehmes Treffen“, sagte der Erzbischof und zeigte sich dankbar für die Gelegenheit, den Heiligen Vater persönlich zu treffen. Er erinnerte daran, dass er Papst Leo bereits zuvor begegnet sei – damals, als dieser noch Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe war, sowie während der Bischofssynode.

Auf die Frage, wie es sich anfühle, „einen amerikanischen Papst auf dem Stuhl Petri“ zu haben, hob Broglio die „große Erfahrung“ und die „tiefe Kenntnis der Weltkirche“ des Pontifex hervor.

„Man hat das Gefühl, einen älteren Bruder an seiner Seite zu haben.“

Hier im Audio

„Er hat viele Jahre hier in Europa gelebt, war Missionar und später Bischof in Peru und diente anschließend als Präfekt des Dikasteriums“, erklärte Broglio. „Wenn man mit dem Heiligen Vater in der eigenen Muttersprache sprechen kann – die auch seine ist –, schafft das eine gewisse Unmittelbarkeit. Man hat das Gefühl, einen älteren Bruder an seiner Seite zu haben – und das ist ein großer Segen.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@VATICAN MEDIA)

Tiefes Verständnis für die Kirche in den USA

Auf die Frage, ob die Herkunft des Papstes die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Kirche in den Vereinigten Staaten beeinflussen werde, antwortete Broglio mit Überzeugung: „Er kennt diese Wirklichkeit sehr gut, er ist in ihr aufgewachsen. Der Satz ‚In Rom versteht man uns nicht‘ passt nicht mehr – denn er versteht uns ganz sicher.“

Gleichzeitig betonte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, dass die amerikanischen Bischöfe stets in enger Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom gestanden hätten. „Die Bischöfe und die Kirche in den Vereinigten Staaten waren immer sehr eng mit dem Papst verbunden – mit dem Wunsch, in Einheit mit ihm zu wirken“, sagte Broglio. „Wir sind Petrus stets treu geblieben, begierig, seine Stimme zu hören und ihr zu folgen.“

„Die Bischöfe und die Kirche in den Vereinigten Staaten waren immer sehr eng mit dem Papst verbunden – mit dem Wunsch, in Einheit mit ihm zu wirken“

Dialog über Migration und Evangelium

Während der Audienz wurden zentrale pastorale Themen besprochen – insbesondere Migration und die Weitergabe des Evangeliums. „Wir haben über die Herausforderungen gesprochen, die entstehen, wenn Menschen sich schneller mit politischen Positionen identifizieren als mit der Botschaft des Evangeliums“, erklärte Broglio.

„Migration sei, so der Erzbischof, ein Thema, das sowohl dem Papst als auch den US-Bischöfen sehr am Herzen liege“

„Ich habe zu diesem Thema einige gute Lehren vom Heiligen Vater mitgenommen“, fügte er hinzu. Migration sei, so der Erzbischof, ein Thema, das sowohl dem Papst als auch den US-Bischöfen sehr am Herzen liege. „Wir sind ein Land der Migranten“, sagte er. „Manche sehen das als unsere Prüfung, aber es ist auch unsere größte Stärke.“

Erzbischof Broglio erinnerte daran, dass auch seine eigene Familie Migrationsgeschichte habe: „Als mein Vater in New York zur Schule kam, konnte er kein Wort Englisch sprechen!“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@VATICAN MEDIA)

Kollegialität in Aktion

Broglio sprach auch über die enge Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und der amerikanischen Bischofskonferenz. Er erinnerte an einen Brief über das Thema Migration, den Papst Franziskus an die Bischöfe gesandt hatte, und wie positiv die US-Bischöfe darauf reagiert hätten. „Dieser Brief ist ein klares Beispiel gelebter Kollegialität – von Petrus, der mit dem Apostelkollegium zusammenwirkt, um die Botschaft des Evangeliums zu vermitteln“, sagte Broglio.

„Ich war dankbar, dass wir diesen Brief nutzen konnten, um das Evangelium unseren Brüdern und Schwestern in den USA zu verkünden.“

Überwindung der Polarisierung

Angesprochen auf die gesellschaftliche Spaltung in den USA, griff Broglio die häufigen Appelle von Papst Leo XIV. zur Einheit auf. „Was uns eint, ist das Evangelium Jesu Christi“, betonte er.

„Jeder Bischof ist berufen, ein wirksamer Verkünder des Wortes Gottes zu sein. Manchmal neigt man dazu, anderen Stimmen zuzuhören, aber der Diözesanbischof – und der Papst für die Weltkirche – sind wirklich die Stimmen, die von Jesus Christus sprechen.“

Er räumte ein, dass es innerhalb der US-Bischofskonferenz eine große Vielfalt gebe, betonte aber zugleich ihre gemeinsame Ausrichtung: „Wir geben den Bischöfen Raum, ihre Meinung zu äußern, aber wenn wir zu unserem Volk sprechen, bemühen wir uns, mit einer geeinten Stimme zu sprechen.“

„Geben den Bischöfen Raum, ihre Meinung zu äußern, aber wenn wir zu unserem Volk sprechen, bemühen wir uns, mit einer geeinten Stimme zu sprechen“

„Es reicht nicht, die Wahrheit zu verkünden“, fügte Broglio hinzu. „Wir müssen auch Wege finden, sie so zu verkünden, dass die Menschen sie annehmen können.“

Eine Botschaft der Ermutigung

Zum Abschluss sagte der Erzbischof, er werde den anderen Bischöfen die Ermutigung und Zuneigung des Papstes übermitteln: „Ich werde ihnen sagen, dass der Papst uns sehr liebt, dass er uns versteht und dass er möchte, dass wir noch intensiver daran arbeiten, das Evangelium lebendig zu machen.“

Und er fügte hinzu: „Wir müssen unseren Brüdern und Schwestern helfen zu erkennen, dass die Wahrheit des Evangeliums jede andere Art von Spaltung überwindet.“

Dankbar zeigte sich Broglio auch über die Großzügigkeit des Heiligen Vaters: „Der Papst hat uns fast eine Stunde seiner kostbaren Zeit geschenkt. Ich bin sehr dankbar für diese große Offenheit und Verfügbarkeit des Apostolischen Stuhls gegenüber den Bischöfen.“

(vatican news - mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

14. Oktober 2025, 11:32