Pater Girish Santiago SJ lebt seit 2016 in Yangon, Myanmar Pater Girish Santiago SJ lebt seit 2016 in Yangon, Myanmar 

Jesuit über kirchliche Mission in Myanmar: Präsenz in der Not

Der im Bürgerkriegsland Myanmar wirkende Jesuit Girish Santiago hat betont, die Mission der Kirche werde heute nicht an Erfolg oder Zahlen gemessen, sondern zeige sich an der treuen Präsenz unter den leidenden Menschen.

Der gebürtige Inder Girish Santiago, Jesuitenoberer in Myanmar, predigte bei einer Messe in Rom, die am Vorabend des Weltmissionssonntags stattfand. Im Zentrum seiner Worte stand die Frage, was es bedeutet, inmitten von Krieg, Vertreibung und Verzweiflung zu leben und zu dienen. Girish wirkt im Bürgerkriegsland Myanmar, das mit Gewalt, Vertreibungen, Naturkatastrophen und humanitären Krisen kämpft, die sowohl den Glauben des Landes als auch die Widerstandsfähigkeit seiner Bevölkerung auf die Probe stellen.

Myanmar, einst bekannt als das „Goldene Land“, sei berühmt für seine reichen Ressourcen, goldenen Pagoden und eine tiefe buddhistische Spiritualität gewesen, die auf Mitgefühl und Harmonie beruhte, so Girish.

„Das alles geschah vor sieben Jahrzehnten“, erinnerte er. „Die Verstaatlichung spaltete die Nation. Ausländer mussten fliehen.“ Unter ihnen seien seine eigenen Eltern und Geschwister gewesen, die nach Indien flohen, wo er später „in einer Situation der Vertreibung“ geboren worden sei.

Jahrzehnte später, in einer „goldenen Zeit“, wie Girish formulierte, sei er zurück nach Myanmar geschickt worden – in das Geburtsland seiner Eltern. „Am Flughafen in Yangon empfingen mich Verwandte, die ich nie gekannt hatte. Wir weinten. Wir umarmten uns. Es war eine Zeit der Wiedervereinigung“, sagte er.

Ein Land in Aufruhr

Doch das Myanmar, in das er zurückkehrte, war in Aufruhr. „Wo eine Leiche liegt, da sammeln sich die Adler“, so Pater Girish, der in Anlehnung an die Heilige Schrift beschrieb, wie der natürliche Reichtum des Landes Ausbeutung angezogen habe.

„Wo reiche Bodenschätze sind, da sind auch die Blicke von Kumpanen, des Militärs und der großen Nachbarländer“, fügte er hinzu. Das Ergebnis sei ein Land, das durch „COVID-19, Putsch, Wirtschaftszusammenbruch, Wehrpflicht, Überschwemmungen und Erdbeben“ gelähmt sei.

Heute sind in Myanmar fast vier Millionen Menschen vertrieben – innerhalb des Landes und als Flüchtlinge. Familien wurden auseinandergerissen, Gemeinschaften gespalten, und viele Priester und Ordensleute riskieren ihr Leben, um den Armen zu helfen.

Vor diesem Hintergrund des Leids knüpfte Pater Girish an die Worte des heiligen Paulus an Timotheus an: „Der Herr stand mir bei und gab mir Kraft.“ „Diese Worte könnten in unserem eigenen Kontext geschrieben worden sein“, sagte er, „aus einem versteckten Jesuitenhaus im Kachin-Staat, aus einer an die Peripherie verlegten Schule, aus einem Lager für Binnenvertriebene, wo die Menschen in Ungewissheit ausharren.“

Wiederentdeckung der Mission

Die Erfahrung der Jesuiten in Myanmar, sagte er, spiegele den Glauben des Paulus wider: „Unsicherheit, Zerstreuung und doch Treue zur Kirche und Loyalität zur Gesellschaft Jesu.“ „Unsere Gemeinschaften haben wiederentdeckt, was Mission wirklich bedeutet – kleiner, einfacher, ärmer zu werden. In dieser Armut geht es nicht um Strukturen, sondern um Präsenz; nicht um Effizienz, sondern um Treue; nicht um Zahlen, sondern um Zeugnis.“

Die Worte Jesu in Lukas 10 zitierend - „Ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe“ - sagte Pater Girish, die Jesuiten in Myanmar seien berufen, sich nicht zu verteidigen oder zurückzuziehen, sondern „hinzugehen – auch wenn es sich unsicher anfühlt“.

„Wir sind wie Lämmer gesandt – zerbrechlich, aber frei, arm, aber friedensbringend“, sagte er. „Wenn wir keine Kraft haben, wird Gottes Gegenwart zu unserer Kraft. Wenn wir keine Stimme haben, spricht sein Geist durch unser Zeugnis.“

Er zitierte sowohl Papst Franziskus als auch Papst Leo XIV. und betonte, dass Mission heute „Präsenz und Zuhören“ bedeute – „dort zu stehen, wo Menschen leiden, an der Seite derer zu gehen, deren Stimmen zum Schweigen gebracht wurden, einen Gott sichtbar zu machen, der sein Volk nicht im Stich lässt.“

Präsenz, Zuhören, Gewaltfreiheit

In Myanmar, sagte er, habe das Wort „Frieden“ eine tiefe Bedeutung. „Heute ‚Frieden‘ zu sagen, bedeutet, die Vertriebenen und Hungernden zu begleiten, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es etwas kostet, und sich Hass und Rache zu verweigern.“

P. Girish erinnerte seine Mitbrüder daran, dass Mission niemals einsam ist: „Jesus sandte die Jünger zu zweit aus. Wir sind keine Einzelkämpfer, sondern Brüder in der Mission – Mitarbeiter mit Geistlichen, Ordensleuten, Laienpartnern und Männern und Frauen guten Willens.“

Selbst inmitten von Gewalt und Verlust schöpfte er Hoffnung aus der Überzeugung des heiligen Paulus: „Der Herr wird uns von jedem bösen Werk erlösen.“ Gottes Treue, sagte er, „versagt nie – selbst unter der Asche der Gewalt, in verborgenen Taten des Mitgefühls, in der stillen Ausdauer unseres Volkes.“

„Wir sind nicht berufen, Myanmar zu retten“, schloss er, „sondern an seiner Seite zu stehen – den Gott zu offenbaren, der es bereits durch Glauben rettet, der nicht der Verzweiflung nachgibt.“

Der Jesuit beendete seine Predigt mit einem letzten Aufruf zur Hoffnung: „Das Reich Gottes ist euch nahe – hier und jetzt. Lasst uns unsere Freude wiederentdecken – die Freude, Jesuiten zu sein, Männer, die an die Grenzen geschickt wurden, um dort Gott vorzufinden, der bereits auf sie wartet.“

Papstappell für Frieden in Myanmar

Zum Abschluss der Feierlichkeiten zum Weltmissionssonntag auf dem Petersplatz sprach Papst Leo XIV. ein herzliches Gebet für den Frieden in der Welt und richtete dabei einen besonderen Appell an Myanmar, wo der gewaltsame Konflikt seit Mai 2021 andauert.

Der Papst bezeichnete die Berichte aus dem südostasiatischen Land als „beunruhigend“ und beklagte die anhaltenden bewaffneten Auseinandersetzungen und Luftangriffe auf Zivilisten und lebenswichtige Infrastruktur. Er drückte allen, die unter der Gewalt leiden, seine Verbundenheit aus und forderte die Kriegsparteien auf, ihre Waffen niederzulegen.

„Ich erneuere meinen eindringlichen Appell für einen sofortigen und wirksamen Waffenstillstand“, sagte Papst Leo. „Mögen die Instrumente des Krieges denen des Friedens durch einen inklusiven und konstruktiven Dialog weichen.“

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf https://www.licas.news/ veröffentlicht. Alle Rechte vorbehalten.


(licas – pr)
 

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21. Oktober 2025, 16:30