Bei der Enthüllung der Gedenktafel Bei der Enthüllung der Gedenktafel  (© Ośrodek „Pamięć i Przyszłość”)

Wie die deutsch-polnische Versöhnung in einem Kurort begann

Viele wissen, dass die polnisch-deutsche Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen Briefwechsel der Bischöfe beider Länder auf den Weg gebracht wurde. Doch kaum einer weiß, welche Rolle dabei ein italienischer Kurort spielte…

Die Rede ist von Fiuggi, 90 km südöstlich von Rom. Hierhin kam in der zweiten Oktoberwoche 1965, während der letzten Sitzung des Zweiten Vatikanischen Konzils, Erzbischof Bolesław Kominek, und hier, so berichtet sein Sekretär Pater Zdzisław Seremak, wurde „in einer Atmosphäre intensiven Gebets und der Einsamkeit” die berühmte Botschaft der polnischen an die deutschen Bischöfe verfasst. Der Text entstand direkt in deutscher Sprache und enthielt schon in der ursprünglichen Fassung den bahnbrechenden Satz „Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung”.

  (© Ośrodek „Pamięć i Przyszłość”)

 

Der redigierte Text wurde später von 36 polnischen Bischöfen unterzeichnet, die an der letzten Sitzung des Konzils teilgenommen hatten, und das Manuskript gelangte in das Archiv des Päpstlichen Polnischen Instituts in Rom, wo es erst 2019 von Forschern des Zentrums „Erinnerung und Zukunft” aus Wrocław/Breslau – Dr. hab. Wojciech Kucharski und Dr. Andrzej Jerie – wieder ans Licht gezogen wurde.


Eine Gedenktafel, die an die Entstehung der Botschaft der polnischen an die deutschen Bischöfe erinnert, wurde an diesem Montag am Gebäude „Villino s. Giovanni in Fiuggi“ angebracht, wo seit hundert Jahren die Elisabethinerinnen tätig sind. An der Feier nahmen der Präsident von Breslau, Jacek Sutryk, und Schwester M. Alicja Wudzińska, Oberin der italienischen Provinz der Elisabethinerinnen, zusammen mit der in Fiuggi tätigen Gemeinschaft teil.

Wiederhergestellte Erinnerung

Während der Feierlichkeiten zur Enthüllung der Gedenktafel hatten Historiker aus Wrocław Gelegenheit, das Gedenkbuch des Hauses der Elisabethinerinnen in Fiuggi einzusehen, in dem sich Einträge von Kardinal Stefan Wyszyński und Erzbischof Bolesław Kominek aus dem Jahr 1965 erhalten haben. Obwohl sich die Elisabethschwestern der Bedeutung ihres Hauses während des Zweiten Vatikanischen Konzils bewusst waren, wussten sie nicht, dass genau hier der historische Text der Botschaft entstanden war.

  (© Ośrodek „Pamięć i Przyszłość”)

 

„Für unsere Kongregation, die ihren Ursprung in Schlesien hat, ist die Nachricht über den Entstehungsort dieses historischen Dokuments von besonderer Bedeutung“, sagte Schwester M. Alicja Wudzińska. „In der Geschichte unserer Kongregation hat der polnisch-deutsche Dialog immer eine besondere Rolle gespielt. Dank dieser Tafel können Besucher unseres Hauses diese Geschichte kennenlernen!“

Das Jahr der Versöhnung in Breslau

„Die Erinnerung an den Ort, an dem die Botschaft entstanden ist, hat im Jahr der Versöhnung, das wir seit einigen Monaten in Breslau begehen, eine besondere Bedeutung“, betonte Jacek Sutryk bei der Enthüllung der Tafel. Die Inschrift in italienischer und polnischer Sprache lautet: „In diesem Gebäude verfasste der Breslauer Erzbischof Bolesław Kominek im Oktober 1965 die Botschaft der polnischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe mit dem historischen Satz ‚Wir vergeben und bitten um Vergebung‘, der auch heute noch Inspiration für die Suche nach Dialog und Versöhnung ist.“

  (© Ośrodek „Pamięć i Przyszłość”)

An der Feier nahmen auch der Vizepräsident von Breslau, Jakub Mazur, der Vertreter des Stadtrats von Breslau, Jarosław Krauze, Andrzej Jerie, Direktor des Zentrums „Erinnerung und Zukunft”, und Wojciech Kucharski, stellvertretender Direktor für Wissenschaft, teil.

(Zentrum „Erinnerung und Zukunft“ – M. Chilkiewicz)
 

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01. Oktober 2025, 12:51