Kardinal Jean-Claude Hollerich auf einem Archivbild Kardinal Jean-Claude Hollerich auf einem Archivbild 

Kardinal Hollerich: Ökumene-Charta jetzt konkret umsetzen

Gerade ist in Rom eine aktualisierte Charta Oecumenica unterzeichnet worden - durch den Europäischen Rat der Bischofskonferenzen CCEE sowie die Konferenz Europäischer Kirchen. Nun geht es darum, das „geduldige Papier“ vor allem in Zusammenarbeit mit der Jugend mit Leben zu füllen, meint im Gespräch mit Radio Vatikan Kardinal Jean-Claude Hollerich, seit 2021 Vize-Präsident des CCEE.

Christine Seuss - Vatikanstadt

„Die Charta war 25 Jahre alt, und das bedeutet heutzutage schon ein stolzes Alter“, berichtet Kardinal Hollerich über die Motivation, das ökumenische Grundlagenwerk von 2001 neu zu fassen. Europa habe sich in diesem Vierteljahrhundert grundlegend geändert, so der Luxemburger Erzbischof und CCEE-Vizepräsident, der von 2018 bis 2023 Präsident der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen COMECE war: „Auch die Kirche muss sich diesen neuen Gegebenheiten anpassen. Schließlich ist es die Mission der Kirche, das Evangelium in der heutigen Welt zu verkünden.“

Die Begegnung mit Papst Leo XIV. an diesem Donnerstag habe die gemeinsame ökumenische Arbeit bestärkt, auch sei sie als Zeichen der Wertschätzung gegenüber den ökumenischen Gesprächspartnern wahrgenommen worden. Einen Akzent aus der Ansprache habe er besonders inspirierend gefunden, so der Kardinal, der als Relator (Berichterstatter) eine wichtige Rolle bei der jüngsten Weltsynode spielte:

„Ich habe mich sehr gefreut, dass er auf die Synodalität gekommen ist. Er hat gesagt: Der synodale Weg der Gesamtkirche war auch ökumenisch, und der Weg der Ökumene muss auch synodal sein. Das heißt, er sieht die Charta auch als das Ergebnis eines synodalen Prozesses. Und dass dieser Prozess dann auch weiterführt in die Wirklichkeit unserer Kirchen, unserer Gemeinschaft, unserer Pfarreien hinein.“

„Er sieht die Charta auch als ein Ergebnis eines synodalen Prozesses“

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Kritische Phasen habe es kaum gegeben in der Abstimmung über die Neufassung des Dokumentes, das eine Selbstverpflichtung der Kirchen zu stärkerer ökumenischer Zusammenarbeit – auch bei zentralen aktuellen Fragen – bedeutet, berichtet der Kardinal. Viele Menschen seien in den Prozess einbezogen und angehört worden: „Das hat geholfen, das Dokument besser zu machen. Grundsätzlich waren alle davon überzeugt, dass wir eine neue Charta brauchen, und alle haben mit ganzer Kraft darin mitgearbeitet.“

Die wirkliche Herausforderung bestehe nun darin, die Charta zu verwirklichen:

„Papier ist geduldig; der Text muss mit Leben gefüllt werden. Und ich bin überzeugt, dass wir an der Basis anfangen müssen. Also nicht oben bei den Bischofskonferenzen und so weiter, die natürlich auch wichtig sind, aber unten in dem Sinn, dass wir bei den Gemeinschaften, den Pfarreien anfangen. Da gibt es sehr viele Punkte, wo man vieles gemeinsam machen kann. Besonders das Engagement für Frieden, für Gerechtigkeit, für die Schöpfung, für Flüchtlinge und so weiter sind ja Anliegen, die allen christlichen Kirchen gemein sind. Und wenn wir da unseren Stimme in der Welt gemeinsam Ausdruck geben können, wenn wir uns gemeinsam engagieren, dann wird aus diesem Engagement auch eine größere christliche Einheit werden.“

„Der Text muss mit Leben gefüllt werden“

Konkret sehe er besonders großes Potential, was den Umgang mit neuen Technologien und die Einbeziehung der Jugend angehe – zwei Themenfelder, die ja sowieso „zusammengehören“, meint Kardinal Hollerich:

„Aber es gibt auch ethische Probleme, über die man nachdenken muss. Bei der Künstlichen Intelligenz zum Beispiel. Und daran muss man generationenübergreifend arbeiten, da brauchen wir einen Dialog zwischen Älteren und Jüngeren, so wie Papst Franziskus ihn schon immer vorgeschlagen hat. Und wir, die Älteren? Wir können sehr viel von den Jungen lernen, und ich freue mich darauf.“

(vatican news)

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06. November 2025, 13:39