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Bischof Gerhard Feige von Magdeburg Bischof Gerhard Feige von Magdeburg 

D: Schub für die Ökumene durch den ÖKT?

Hat der 3. Ökumenische Kirchentag den im Vorfeld erhofften Schub für die Ökumene gebracht? Der Ökumene-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, zeigt sich diesbezüglich im Interview mit katholisch.de vorsichtig.

Große Erwartungen waren im Vorfeld mit dem 3. Ökumenischen Kirchentag verbunden, der nach weitgehend digital abgehaltenen Veranstaltungen nach vier Tagen an diesem Sonntag zu Ende ging. Von dem christlichen Großereignis werde eine große ökumenische Strahlkraft ausgehen, hatte sich unter anderem der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, erhofft. Doch der Ökumene-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Magdeburger Bischof Feige, zeigt sich im Gespräch mit katholisch.de bei einer diesbezüglichen Bewertung vorsichtig. 

Seine persönliche Bilanz des Kirchentages sei „gemischt“, betont Feige mit Blick auf die praktisch vollständig digitale Durchführung des ÖKT. Denn angesichts der Corona-Lage sei es zwar kein „normaler“ Kirchentag gewesen, doch würdigte der Magdeburger Bischof die Tatsache, dass das Treffen mit der neuen Konzeption letztlich doch stattfinden und offenbar eine „große Zahl von Menschen“ erreicht habe. „Es war ein mutiger Versuch und ich hoffe natürlich, dass er Früchte trägt“, so Feige. Kritisch sehe er jedoch die Tatsache, dass das Treffen sich letztlich in einer „binnenkirchlichen Blase“ abgespielt habe, so dass Nicht-Gläubige oder Kirchenferne wohl kaum erreicht worden seien. Er selbst habe an den digitalen interaktiven Angeboten nicht teilgenommen und habe sich darauf beschränkt, die großen Gottesdienste und einige Diskussionsrunden mit zu verfolgen.

„Spektakuläre Aktionen sorgen eher für Verwundungen“

Ein Thema, das im Vorfeld des Kirchentages heftig diskutiert worden war, war die gegenseitige Teilnahme an den Mahlfeiern. Kritisch äußerte sich Feige in diesem Zusammenhang über die Gestaltung der „ökumenisch sensiblen“ Gottesdienste in Frankfurt: „Die Frage des gemeinsamen Abendmahls ist äußert komplex und emotional aufgeladen. Umso wichtiger ist es, hier Schritt für Schritt voranzukommen. Spektakuläre Aktionen sorgen eher für Verwundungen.“

Er ziehe es vor, mit Blick auf die Eucharistieproblematik die Rede von „Fortschritt“ zu vermeiden, betont der Ökumene-Beauftragte. Als eindrucksvoll habe er während der katholischen Eucharistiefeier im Frankfurter Dom jedoch das Schuldeingeständnis des Frankfurter Stadtdekans gegenüber den evangelischen Christen empfunden, die nach Worten des Geistichen oftmals unter „Hochmut und Abgrenzungsbemühungen“ von katholischer Seite zu kämpfen hätten. „Darüber hinaus würde ich das Signal dieser Feiern aber auch nicht überbewerten.“

„Darüber hinaus würde ich das Signal dieser Feiern aber auch nicht überbewerten“

Im Vorfeld der Feiern war es den Anhängern der anderen Konfessionen freigestellt worden, nach einer persönlichen Gewissensentscheidung am Abendmahl teilzunehmen. Unter anderen hatte auch die evangelische Kirchentagspräsidentin Bettina Limpert die Kommunion aus den Händen des katholischen Frankfurter Stadtdekans Johannes zu Eltz empfangen, während ZdK-Präsident Sternberg beim evangelischen Gottesdienst am Abendmahl teilgenommen hatte.

Doch auch wenn im Nachgang des Kirchentages vielfach betont worden sei, dass das Christentreffen die Ökumene vorangebracht habe, spüre er bisher keinen „besonderen Schub“ durch den ÖKT, bekräftigt Feige. Er erwarte jedoch, „dass künftige Katholikentage und evangelische Kirchentage noch ökumenischer ausgerichtet werden als bisher“: „Vielleicht braucht man dann irgendwann gar keinen ÖKT mehr“, so die Einschätzung des Ökumene-Beauftragten.

„Vielleicht braucht man dann irgendwann gar keinen ÖKT mehr“

Allerdings wünsche er sich, dass auch die multilaterale Ökumene „noch mehr ins Bewusstsein tritt und an Einfluss gewinnt“: „Ökumene betrifft nicht nur die beiden großen Kirchen in Deutschland, sondern alle hier lebenden Christen“. Diese Perspektive gelte es „noch stärker“ zu entwickeln: „Gleichwohl sehe ich das Problem, dass wir nicht wissen, auf welches Einheitsmodell wir in der Ökumene zugehen wollen; dadurch dauert manches sicher länger. Umso wichtiger ist es, weiterhin mutig und klug einen Schritt nach dem anderen voranzugehen.“

Ob das Konzept „digital und dezentral“ des Kirchentages insgesamt letztlich aufgegangen sei, könne er „noch nicht abschließend beurteilen“, meint der Bischof. Er habe „jedenfalls alleine“ vor seinem PC gesessen, auch die Eindrücke von den einzelnen Veranstaltungen blieben „distanziert und unterkühlt“, weil – der Corona-Pandemie geschuldet - der „lebendige Kontext“ fehlte. 

(katholisch.de - cs)

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17. Mai 2021, 11:22