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Ukrainische Reservisten bei einer Militärübung in der Nähe von Kiew, am 5. Februar 2022 inmitten der Eskalation an der ukrainisch-russischen Grenze. Ukrainische Reservisten bei einer Militärübung in der Nähe von Kiew, am 5. Februar 2022 inmitten der Eskalation an der ukrainisch-russischen Grenze.  

D: Bischof Dzyurakh sieht große Kriegsgefahr in der Ukraine

Die Ukraine fürchtet eine russische Invasion. Der ukrainische Auslandsbischof Bohdan Dzyurakh wünscht sich ein stärkeres Engagement von Deutschland in einer Lage, die auch die ökumenischen Beziehungen in seiner Heimat belaste.

Im Ukraine-Konflikt warnte der Apostolische Exarch für die griechisch-katholischen Ukrainer in Deutschland, Bischof Bohdan Dzyurakh, vor Gleichgültigkeit. „Gleichgültigkeit tötet nicht weniger als konventionelle Waffen“, sagte Dzyurakh im Interview des kirchlichen Kölner Internetportals domradio.de am Donnerstag. Er wandte sich zudem gegen Propaganda: „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit. Es wird sehr viel Propaganda verbreitet, nicht nur in Russland, auch im Westen.“ Daher rief er dazu auf, mit Christen vor Ort zu sprechen, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen.

Der Bischof kritisierte den russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Putin stellt sich im Westen dar als Verteidiger der christlichen Werte, aber gleichzeitig töten er und seine Soldaten orthodoxe Christen in der Ukraine. Auch die Mehrheit der Soldaten, die unsere Heimat verteidigen, sind orthodox.“ Diese benötigten Seelsorge, betonte Dzyurakh. Kürzlich sei zum Beispiel ein Gesetz zur Militärseelsorge im ukrainischen Parlament beraten worden, an der sich alle Konfessionen beteiligten außer der russisch-orthodoxen Kirche. „Wir griechisch-katholischen, die römisch-katholischen, die protestantische Kirche und auch die nun autokephalen Christen der Ukraine, wir alle haben unsere Kapläne in der Armee und begleiten sowohl die Soldaten als auch die Zivilbevölkerung in der Kriegsregion.“

Für jede Hilfe dankbar

Auf die Frage, ob er sich mehr Engagement von der deutschen Bundesregierung im Ukrainekonflikt wünsche, antwortete der Bischof: „Natürlich gibt es unterschiedlichen Bedarf, und wir sind in der aktuellen Notlage für jede Hilfe dankbar.“ Diese Hilfe müsse aber auch angemessen sein, einerseits entsprechend der Gefahrenlage, aber auch entsprechend „der Möglichkeiten, die ein Land zu helfen hat“. Vielleicht erwarte die Ukraine mehr von Deutschland, weil sie das Land als „wichtige Kraft in Europa und der ganzen Weltpolitik“ betrachte.

Der Bischof erinnerte daran, dass die Ukrainer im Zweiten Weltkrieg viel gelitten und Millionen ihr Leben verloren hätten. „Es ist eine Verpflichtung aller Länder, solch ein Leiden zu verhindern.“ Dzyurakh sagte weiter: „Das Drama dieses europäischen Volkes, das nach einem besseren, würdigeren Leben strebt, wird in den westlichen Medien sehr oft verschwiegen und vergessen. Oder noch schlimmer: Aggressor und Opfer werden auf der gleichen Ebene betrachtet. Das schafft nur noch größeres Leid und größeren Schaden.“ Der Bischof sagte, es sei nicht wahr, dass sich ein Teil des Landes abspalten wolle.

(domradio/kna – mg)

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11. Februar 2022, 13:53