Bischof Bätzing: Ostern macht die Hoffnung groß
Die Welt sei wahrhaftig kein Paradies. Dies mache der brutale Krieg in der Ukraine und der damit verbundene Tod von unschuldigen Menschen mitten in Europa einmal mehr deutlich. Auch die Corona-Pandemie mit all ihren Folgen habe viele hart getroffen und man werde ihre Auswirkungen noch lange spüren. Verschwiegen werden dürfte auch die verheerende Zerstörung von Lebensräumen und die humanitären Katastrophen, die der Klimawandel auslöse, nicht. „Wir mit unserem Lebensstil haben Anteil daran. Unsere Welt ist nicht nur schön und gut. Und wir sind nicht unschuldig daran. Doch die Hoffnung geben wir nicht auf, dass sich diese Welt zum Guten verändern kann“, sagte der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Die Suche nach dem Paradies nicht aufgeben
Der Mensch dürfe die Suche nach dem verlorenen Paradies nicht aufgeben. Dabei werde er von lichten und schönen Momenten, die er selbst gestalte, oft genug aber einfach so geschenkt bekomme, bestärkt. Auch die Natur mit ihrer unbändigen Kraft und ein schöner Garten könnten die Erinnerung und die Sehnsucht an eine paradiesische Welt und einem gedeihlichen Miteinander alles Lebendigen wachhalten. „Der Garten als echter Sehnsuchtsort. Es ist wohl kein Zufall, dass die ältere der beiden biblischen Schöpfungserzählungen (Genesis 2, 4b-25) die Erschaffung des Menschen mit dem Garten Eden verbindet“, so der Bischof. Gott, der Herr, habe den Garten gepflanzt und den Menschen dort eingesetzt, damit er sich entfalte. Alles Geschaffene gehöre zusammen und verweise aufeinander. Als einzelner bleibe der Mensch sonderbar unvollständig. Erst in Beziehung zu einem Du auf Augenhöhe werde er ganz.
Im Garten Eden entstehe ein Lebensraum voller Harmonie. Doch auch die Genesis bleibe nicht bei diesem idealen Urzustand stehen. Sie führe über in die raue Wirklichkeit, mühselig, gefährdet und bedroht. Aus der Ursünde des Misstrauens gegenüber Gott, entwickele sich eine Geschichte, die zunehmend von Zwietracht und Bosheit geprägt sei, so sehr, dass es Gott reue, den Menschen geschaffen zu haben. Die Sintflut begrabe unter sich, was einmal gut und wohl erdacht gewesen sei. Doch aus dem Wasser der Sintflut entstehe neues Leben, eine neue Schöpfung. Mit Noach und seinen Nachkommen setze Gott die Geschichte fort.
Jesus ist der große Schöpfungsgärtner
Es sei kein Zufall, so Bätzing, dass die Ostererzählung im Evangelium nach Johannes, wiederum in einem Garten spiele. An dem Ort, wo man Jesus gekreuzigt hatte, sei ein Garten und ein neues Grab gewesen, heißt es dort. Wie ein Samenkorn sei Jesus dort beigesetzt worden. Vor diesem Hintergrund verwundere es nicht, dass Maria von Magdala den auferstandenen Jesus für den Gärtner halte. „Garten und Gärtner wissen von einer neuen Schöpfung zu erzählen. Vor Maria steht der große Schöpfungsgärtner. Die Auferweckung des Gekreuzigten ist der Anfang eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Der Paradiesgarten, von jetzt ist er überall dort, wo der Auferstandene ist und er wächst und wächst, wo Menschen sich ihm anschließen. Da ist die Hoffnung wohl begründet, dass sich das Leben wieder unversehrt ohne Angst und Bedrohung entfalten kann“, sagte der Bischof.
Das sei keine Utopie. Es sei Wirklichkeit, aber im Gewand der Hoffnung. Es habe schon angefangen, aber sei noch lange nicht am Ziel. Der auferstandene Jesus habe es Maria erklärt, nachdem sie ihn erkannt hatte. Er sagte: „Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zu meinem Vater hinaufgegangen“ (Joh 20,17). Jesus forderte Maria auf, in die Welt zu gehen und zu verkünden, dass sie den Herrn gesehen habe. Sie soll die Hoffnung groß machen und sie verbreiten. Sie soll andere wissen lassen, dass sie den Auferstandenen gesehen hat. Dies sage sie den Menschen noch heute.
Österlich hoffen, so der Bischof, bedeute also, dass der Mensch sich bereits im hier und jetzt weit in die Zukunft ausstrecken und sich von ihr her verstehen und prägen lassen soll. „Wenn wir die Hoffnung verlernen, verlernen wir das Zutrauen zum Leben“, sagte Bätzing. Österlich zu hoffen sei jedoch keine Selbstverständlichkeit. Es sei keine Naturbegabung, angesichts immer neuer existentieller Unsicherheiten damit zu rechnen, dass Frieden und Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe in dieser Welt wachsen würden, bis sie alle Menschen umfassten. Man müsse es lernen und üben, zu hoffen und den neuen Himmel und die neue Erde mitten unter den alten, verstörenden Verhältnissen zu entdecken.
(pm – skr)
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