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Schwer zu beheizen: Der Wiener Stephansdom Schwer zu beheizen: Der Wiener Stephansdom  

Österreich: Soziale Wärme trotz Sparkurs

Die Teuerung und der demographische Wandel führen in der Erzdiözese Wien zu einer „empfindlichen Verschärfung des seit Jahren laufenden Sparprogramms“.

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Hilfsaktionen - denen die Kirche auch nachkommt, wie aus einem Bericht des „Kurier“ (Sonntag-Ausgabe) hervorgeht. Geradezu „explodiert“ sei etwa die Aktion „Wärmestube“, die in bereits 38 Pfarren umgesetzt werde, wie Generalvikar Nikolaus Krasa darlegte. Diese Anlaufstellen für Obdachlose und Menschen, die wegen der hohen Heizkosten, aus Einsamkeit oder anderen Gründen soziale Wärme suchen, ordnete Krasa dem kirchlichen Bemühen zu, den Glauben „mehr durch Taten als durch Worte - spürbar und anziehend zu machen“.

Der Generalvikar verwies auf einen Auftrag, den Kardinal Christoph Schönborn bereits Anfang der 2000er-Jahre erteilt habe: „Wir sollen uns auf unsere Mission besinnen, indem wir den Menschen von Gott erzählen, der alle liebt und mit ihnen ist“. Gottvertrauen erlebbar zu machen, bedeute, „Missionare im besten Sinn zu sein“. Daran sollen sich nach den Worten Krasas die Strukturen der Kirche anpassen. „Im Zentrum steht die Seelsorge und nicht, Gebäude zu erhalten.“

„Teuerung trifft Kirche doppelt“

Zugleich müsse sich auch die katholische Kirche mit den Folgen der Teuerung herumschlagen. In der Erzdiözese Wien müssen die jährlichen Ausgaben von derzeit 140 Millionen um fünf Prozent gekürzt werden, wie es im „Kurier“ heißt. Die Inflation von im Vorjahr 8,6 Prozent würden nicht zur Gänze auf die Kirchenbeiträge aufgeschlagen, sondern im Schnitt um nur drei Prozent erhöht. „Die Teuerung trifft die Kirche also doppelt“, folgert der „Kurier“: höhere Ausgaben, geringere Einnahmen.

Dazu kommt der Umstand, dass Jahr für Jahr mehr Kirchenmitglieder sterben, als Kinder durch die Taufe dazukommen. Das werde dazu führen, dass die bisher stabilen Einnahmen aus den Kirchenbeiträgen ab dem kommenden Jahr sinken.

Die Wiener Kirchenleitung bemühe sich um schlankere Strukturen. Die Zahl der ursprünglich rund 660 Pfarren werde durch Zusammenschlüsse und Kooperationen reduziert. Das führt nach den Worten von Generalvikar Krasa auch zu neuen Kontaktformen: In der neuen Pfarre „Zur frohen Botschaft“ im 4. Wiener Bezirk etwa hätten sich kleine Kirchenchöre für Großaktionen wie „coole Flashmobs“ oder Konzerte in der Karlskirche zusammengeschlossen.

„Gut, dass es euch gibt“

Michael Prüller, Kommunikationschef der Erzdiözese, wies darauf hin, dass sich die Klientel der Kirche zunehmend wandle. Wurde früher hauptsächlich für Entwicklungshilfe gespendet, kämen heute immer mehr Menschen, die selbst Hilfe brauchen. Prüller sprach aber auch von mehr Helfern, insbesondere in Zusammenhang mit Flüchtlingsbetreuung: „Menschen, die nicht in erster Linie Katholiken sind, kommen und sagen: Gut, dass es euch gibt. Kann ich irgendwie helfen?“ Dieses Engagement sei hochwillkommen und passe zur Grundausrichtung der Kirche, so Prüller: „Die Caritas, die Nächstenliebe, gehört zum Wesen des Christseins. Das kann man nicht weglassen“.

(kap – sk)
 

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29. Januar 2023, 11:33