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Bei einer Friedensdemo für die Ukraine in Rom Bei einer Friedensdemo für die Ukraine in Rom  (ANSA)

Bischof Kohlgraf: Kein Erdulden von Gewalt fordern

Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf hat das Recht angegriffener Länder auf bewaffneten Widerstand verteidigt. „Klagloses Erdulden von Gewalt“ dürfe von ihnen nicht eingefordert werden, betonte der Präsident von Pax Christi Deutschland am Freitagabend in Leipzig laut Redemanuskript.

Bei einem Kongress zum 75-jährigen Bestehen der katholischen Friedensbewegung in Deutschland sagte er, Engagement für Versöhnung dürfe nicht bedeuten, „einen Mantel des Vergessens und Verschweigens über das Leid zu decken“. Friedensarbeit müsse Schuldige zur Rechenschaft ziehen, wann immer dies möglich sei.

Gegengewalt allein keine Lösung

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine räumte Kohlgraf zugleich ein, dass sich an der Frage nach der Legitimität der bewaffneten Verteidigung die Geister in der Pax-Christi-Bewegung schieden. Dazu erklärte der Bischof: „Gegengewalt allein bringt sicher noch keine zufriedenstellende Lösung.“ Widerstand und Verteidigung seien zwar legitime Formen, den Frieden zu suchen, sie müssten aber auch andere Perspektiven eröffnen. „Hass kann dauerhaft keine angemessene Reaktion des Opfers sein, da Hass das Gewaltpotenzial nur verstärkt, und auch dem geschädigten Menschen nicht hilft.“

Kohlgraf hob auch die Bedeutung des Gebets bei Pax Christi hervor. Es unterscheide das katholische Friedensengagement von dem anderer pazifistischer Bewegungen. Das Gebet sei eine starke Motivation für Versöhnungsarbeit. „Betende Menschen stellen wichtige und notwendige Fragen gegenüber einer Politik und einer Öffentlichkeit, die allein in kriegerischer und militärischer Rhetorik eine Lösung gegebener Probleme sucht.“

Bedeutung des Gebets

Die Bewegung wisse um die Herausforderungen, die mit Gewaltfreiheit verbunden seien, erklärte der Bundesvorsitzende von Pax Christi, Gerold König, beim abendlichen Festakt. „In respektvollem Umgang miteinander sehen wir die Unterschiedlichkeiten in der Herangehensweise zur Lösung von Konflikten. Aus diesen Unterschiedlichkeiten heraus formulieren wir Handlungsoptionen.“ 250 Gäste waren den Angaben zufolge in der Propsteikirche Sankt Trinitatis zugegen.

Der Vorsitzende des Pfarreirats der Propsteigemeinde Leipzig, Stefan Twardy, und Propst Gregor Giele erinnerten an die Friedliche Revolution im Herbst 1989. Oft würden Friedensaktivisten als naiv belächelt: „Und doch gibt es Momente, wo unbewaffnete Menschen eine hochgerüstete Staatsmacht in die Knie zwingen.“ Gerade weil der Weg zum Frieden oft schwierig sei, brauche es Organisationen wie Pax Christi. „Es braucht Menschen, die sich überall auf der Welt bedingungslos auf die Seite des Friedens stellen und für ihn eintreten.“

(kna - pr)


 

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20. Mai 2023, 12:36