D: Komplexität der Gesellschaft stärkt AfD
Es wundere nicht, dass viele Menschen sich eine einfachere Welt wünschten. „Wir sind dem schlichtweg nicht gewachsen“, so Salmann. „Wer da hinein Lösungen anbietet, auch wenn sie keine sind, hat gute Karten.“
Früher habe es mehr Zugehörigkeit gegeben, etwa durch Partei, Herkunft, Familie und Kirche. Mittlerweile gebe es allerdings nichts mehr, worauf eine Gesellschaft gemeinsam stolz sein könne:„Das ist völlig weggebrochen. Jeder kann nur noch stolz sein auf das, was er selber darstellt. Das muss überfordern."
Individualismus kommt nicht mehr so gut an
Die Kirche mit ihrem Zuspruch an den einzelnen Menschen dringe nicht mehr in die Gesellschaft durch. Parteien wie die AfD widersprächen einem „katholischen Stilgefühl", erklärte Salmann. „Ein gelassener, empfänglicher, freigiebiger Umgang mit einer jeden Meinung, einem jeden Menschen - das gehört eigentlich in die DNA eines katholischen Kulturverhaltens."
Christen hätten einen Horizont, der über das Endliche hinausreiche. „Parteien, die sich als die Lösung, als Endlösung präsentieren, haben da wenig Chancen." Doch auch für manche Katholiken gelte der „Reiz der leichteren Lösung" etwa bei Lehre und Moral. „Sie bestehen auf einer kirchlichen Geschlossenheit, die allerdings eine Fiktion ist", so der Professor. „Denn sie verkennen, dass sie nur ein postmodernes Versatzstück in der kirchlichen Landschaft sind, halten sich aber für das Integral. Eine optische Täuschung."
(kna – md)
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